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„Wirtschaftsgipfel“ in BerlinMusk und Weidel bei Springer

Die „Welt“ lädt Eliten aus Wirtschaft und Politik zu einem Forum hinter verschlossen Türen. Doch Proteste sollen das Treffen stören.

Gern gesehener Gast: Elon Musk bei einer Springer-Preisverleihung 2020 Foto: dpa

Berlin taz | Elon Musk, Oligarch und sendungsbewusster Politberater von US-Präsident Donald Trump, wird vom Springer-Konzern erneut eine Bühne geboten. Nachdem Musk im Dezember eine AfD-Wahlempfehlung in der Welt veröffentlichen durfte, soll er nun als Gast auf einem von der Zeitung ausgerichteten „Wirtschaftsgipfel“ am kommenden Montag und Dienstag in Berlin auftreten.

Laut Verlag wird der Tesla-Chef, der am Montag bei der Einführungsfeier für Donald Trump zweimal den Hitler-Gruß zeigte, zugeschaltet und dabei „Rede und Antwort zu den aktuellen Themen stehen“.

Musk erhält damit die Möglichkeit, in einem vertraulichen Rahmen zu den Wirtschafts- und Politikeliten des Landes zu sprechen. Springer bewirbt das Event im konzerneigenen Hochhaus als „einzigartiges Speeddating mit den exklusivsten Entscheidern Europas“.

Als Teil­neh­me­r:in­nen werden neben mehreren Dutzend „Top-Level CEOs“, also den Chefs von Konzernen wie Siemens, RWE oder Rheinmetall, auch deutsche Spit­zen­po­li­ti­ke­r:in­nen erwartet: von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über Friedrich Merz (CDU), Christian Lindner, Robert Habeck (Grüne) bis Sahra Wagenknecht (BSW).

Zudem kann Musk erneut auf die AfD-Vorsitzende Alice Weidel treffen, mit der er zuletzt einen Onlinetalk veranstaltete. Für die Einladung von AfD-Vertreter:innen hatte sich beim Wirtschaftsgipfel 2024 laut Springer eine „breite Mehrheit“ der Teil­neh­me­r:in­nen ausgesprochen. Laut Spiegel seien einige der angefragten Topmanager jedoch „nachhaltig verstört über die Aussicht, außer auf Weidel auch auf Musk zu treffen“.

Proteste erwartet

Habeck wird in einer Weact-Petition bereits zur Absage aufgefordert. Stattdessen solle er ein „klares Zeichen für eine gerechte, soziale und ökologische Wirtschaftspolitik“ setzen, heißt es. Eine Teilnahme würde zur Aufwertung des Forums führen und den „dortigen Akteuren Legitimität“ verleihen.

Proteste soll es auch vor Ort geben. Ein Bündnis aus Einzelpersonen sowie antifaschistischen und klimapolitischen Gruppen plant am Montag eine Demonstration vom Roten Rathaus zum Springer-Gebäude, wo ab 17 Uhr eine Kundgebung unter dem Motto „WELT Wirtschaftsgipfel – wir stehen unter euch!“ stattfinden soll. Bündnissprecherin Ronja Müller spricht von einem „undemokratischen Treffen reicher, mächtige Männer, die sich selbst die Expertise zusprechen, Lösungen für weltpolitische Themen zu haben“.

Angedacht sind zudem Aktionen des zivilen Ungehorsams. Im Aktionskonsens heißt es, man plane den „Wirtschaftsgipfel zu blockieren, zu stören und gegen die Normalisierung des Faschismus zu protestieren“.

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5 Kommentare

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  • Wird das eine Wiederholung vom 20.02.1933? Hätte nicht gedacht das der Springer-Verlag solch revisionistische Treffen veranstaltet.



    Welcome back in the beginning of the second thousend Years.



    Obwohl das vermutlich die Klasse eines Herrn Musk (Sohn eines Diamantenminenbesitzers aus Südafrika) vollkommen überhöht. Da werden bestenfalls historische Zusammenhänge bemüht um sich ins Rampenlicht zu stellen, wie bei allen Projekten von Musk. Alles nur gekauftes Know how. Das einzige was eine Rolle spielt ist das kollonial gesammelte Geld.



    Und alle fallen darauf herein - welche wertelose Gesellschaft doch selbst gebildeten Ebene vorherrscht. Der einzige Trost der bleibt. Das war damals auch schon so.

  • Wirtschaft im Sinne, davon, wo der Stammtisch stattfindet?



    Warum gehen überhaupt ein demokratische Politiker und ernstzunehmende CEO da hin?

  • Ich erwarte von den - auch von mir - gewählten Vertretern unseres Landes, daß sie sich nicht an einen Tisch setzen mit jemand, der Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verwendet. Eigentlich bin ich gegen Störaktionen, aber in diesem Fall begrüße ich sie.

    • @Ulrich Hartmann:

      👏👏👏 Unfassbar, wie alle umfallen.

  • Wo bleibt der Gegengipfel der TAZ? Vielleicht mit Bernie Sanders, oder so. Das wäre besser, als sich nur „gegen Musk“ einzuschiessen. Irgendwie gab es früher mehr Angebot bei den Linken, oder?