Wirtschaft in der Coronakrise: Knapp 30 Prozent weniger Exporte
Im Mai verkaufen die deutschen Unternehmen wieder mehr Waren ins Ausland als im April. Im Jahresvergleich bleibt es aber bei einem dicken Minus.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass sich das Geschäft vom April zum Mai hin um knapp 14 Prozent verbessern würde. Im April waren die Ausfuhren jedoch zum Vormonat um 24 Prozent eingebrochen und damit so stark wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe im August 1990.
Wegen zeitweise zusammengebrochener Lieferketten und heruntergefahrener Leistung steht die gesamte Weltwirtschaft 2020 vor einer tiefen Rezession. Dabei steht Deutschland mit der Prognose der EU-Kommission, das Bruttoinlandsprodukt werde um 6,3 Prozent zurückgehen, noch gut da – trotz seiner starken Exportorientierung, die sie immer ein wenig vom Weltmarkt abhängig macht. Für andere EU-Länder liegen die Prognosen teil im zweistelligen Minusbereich. Für die Eurozone sagt Brüssel ein um 8,7 Prozent zusammengeschnurrtes Wachstum der Wirtschaftsleistung voraus, für die gesamte EU sollen es minus 8.3 Prozent werden.
In andere EU-Länder exportierte Deutschland knapp 29 Prozent weniger als vor einem Jahr, bei Ländern außerhalb der EU, sogenannten Drittstaaten, lag das Minus bei 30,5 Prozent. Im Einzelnen zeigen sich aber natürlich große Unterschiede vor allem innerhalb der zweiten Gruppe. Während Exporte in die Volksrepublik China im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat moderat um 12,3 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro zurückgingen, nahmen die Verkäufe in die von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Vereinigten Staaten um 36,5 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro ab.
Wenig Waren nach Großbritannien
Am stärksten brachen die Exporte in das Vereinigte Königreich ein: Dorthin verkauften die Unternehmen in Deutschland Waren und Dienstleistungen im Wert von3,5 Milliarden, das sind 46,9 Prozent weniger als im Mai 2019.
Insgesamt werden die Exporte nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags wegen der Virus-Pandemie 2020 um 15 Prozent schrumpfen. Im nächsten Jahr könnten die Ausfuhren laut DIHK womöglich um sieben Prozent steigen, „wenn es richtig gut läuft“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja