Wirbel um GameStop-Aktie: Der Konfettiregen täuscht
Daytrading-Plattformen klingen egalitär und demokratisch. Doch manche App kann Menschen mit wenig Geld schnell ärmer machen.
Der Kurs der GameStop-Aktie gleicht in jüngster Zeit einer rasanten Achterbahnfahrt Foto: Reuters
Mit dem Wirbel um die Gamestop-Aktie sind sie in den Fokus gerückt: die Daytrading-Plattformen. In der Pandemie hat ihre Popularität stark zugenommen – vor allem in den USA. Menschen, die plötzlich keinen Job mehr hatten und von den in der Pandemie anfangs stark gesunkenen Kursen gelockt wurden, konnten mit den sich sukzessive erholenden Werten schnelle Erfolge erzielen.
Das Zocken an der Börse wird niedrigschwellig zugänglich, ein Smartphone und ein paar US-Dollar Startkapital reichen. Klingt irgendwie gut, egalitär und demokratisch. Und wer würde nicht wollen, dass von den mit Börsenspekulation erzielten Gewinnen auch mal kleine Anleger:innen einen Anteil bekommen?
Doch so manche Plattform hat eine Kehrseite, und die lässt sich gut anhand einer der derzeit populärsten Apps zeigen: Robinhood. Der Name klingt nach Umverteilung von Reich nach Arm, und diese Assoziation ist selbstverständlich gewollt. Eines der zentralen Elemente der App ist Gamifikation. Das beschreibt die Strategie, eine trockene oder ernsthafte Sache mit spielerischen Elementen zu versehen.
Bei Robinhood ist das etwa so: Als die Firma eine Warteliste zur Kontoeröffnung einführte, konnte auf ihr schneller vorrücken, wer 1.000-mal täglich auf ein Bild in der App tippte. Weiter geht es mit Konfettiregen, sobald ein Handel abgeschlossen ist. Es gibt Belohnungen, wenn Nutzer:innen andere zum Mitmachen bewegen.
Das Ziel ist klar. Möglichst viele Kund:innen sollen die App so häufig wie möglich nutzen und dabei so viel wie möglich handeln. Untersuchungen kommen dagegen zu dem Schluss, dass Privatanleger:innen bessere Renditen erzielen, wenn sie weniger handeln. Gleichzeitig gibt es Kritik daran, dass risikoreiche Geschäfte wie etwa Bitcoins prominenter in der App gezeigt werden als konservativere Anlagen.
In der Praxis wird das zum Problem: Wenn die spielerischen Elemente Menschen, die wenig Geld haben, dazu verleiten, dieses wenige in risikoreiche Fonds oder Aktien zu investieren, kann das Geld komplett verloren sein. Schneller, als der nächste Konfettiregen kommt.
Wirbel um GameStop-Aktie: Der Konfettiregen täuscht
Daytrading-Plattformen klingen egalitär und demokratisch. Doch manche App kann Menschen mit wenig Geld schnell ärmer machen.
Der Kurs der GameStop-Aktie gleicht in jüngster Zeit einer rasanten Achterbahnfahrt Foto: Reuters
Mit dem Wirbel um die Gamestop-Aktie sind sie in den Fokus gerückt: die Daytrading-Plattformen. In der Pandemie hat ihre Popularität stark zugenommen – vor allem in den USA. Menschen, die plötzlich keinen Job mehr hatten und von den in der Pandemie anfangs stark gesunkenen Kursen gelockt wurden, konnten mit den sich sukzessive erholenden Werten schnelle Erfolge erzielen.
Das Zocken an der Börse wird niedrigschwellig zugänglich, ein Smartphone und ein paar US-Dollar Startkapital reichen. Klingt irgendwie gut, egalitär und demokratisch. Und wer würde nicht wollen, dass von den mit Börsenspekulation erzielten Gewinnen auch mal kleine Anleger:innen einen Anteil bekommen?
Doch so manche Plattform hat eine Kehrseite, und die lässt sich gut anhand einer der derzeit populärsten Apps zeigen: Robinhood. Der Name klingt nach Umverteilung von Reich nach Arm, und diese Assoziation ist selbstverständlich gewollt. Eines der zentralen Elemente der App ist Gamifikation. Das beschreibt die Strategie, eine trockene oder ernsthafte Sache mit spielerischen Elementen zu versehen.
Bei Robinhood ist das etwa so: Als die Firma eine Warteliste zur Kontoeröffnung einführte, konnte auf ihr schneller vorrücken, wer 1.000-mal täglich auf ein Bild in der App tippte. Weiter geht es mit Konfettiregen, sobald ein Handel abgeschlossen ist. Es gibt Belohnungen, wenn Nutzer:innen andere zum Mitmachen bewegen.
Das Ziel ist klar. Möglichst viele Kund:innen sollen die App so häufig wie möglich nutzen und dabei so viel wie möglich handeln. Untersuchungen kommen dagegen zu dem Schluss, dass Privatanleger:innen bessere Renditen erzielen, wenn sie weniger handeln. Gleichzeitig gibt es Kritik daran, dass risikoreiche Geschäfte wie etwa Bitcoins prominenter in der App gezeigt werden als konservativere Anlagen.
In der Praxis wird das zum Problem: Wenn die spielerischen Elemente Menschen, die wenig Geld haben, dazu verleiten, dieses wenige in risikoreiche Fonds oder Aktien zu investieren, kann das Geld komplett verloren sein. Schneller, als der nächste Konfettiregen kommt.
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Schwerpunkt Armut
Kommentar von
Svenja Bergt
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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