Wieder im Kino: Die richtige Komik zur richtigen Zeit
Diese Woche kehren Monty Python mit ihrem britischen Humor auf die Leinwand zurück. Auch der Stummfilm hat ein Comeback, ein sehr eifersüchtiges sogar.
M it dem Humor ist das immer so eine Sache. Was die eine Person zum Schreien komisch findet, entlockt dem nächsten Menschen möglicherweise nur eine fragend gerunzelte Augenbraue. Anderen Leuten Komödien zu empfehlen, erweist sich stets als heikel. Und dann stellt sich ja auch noch die Frage, ob es für bestimmten Humor so etwas wie ein Verfallsdatum gibt: Wenn man zum Beispiel die Blödeleien von Otto Waalkes heute nicht mehr so komisch findet wie in den 1970er Jahren, woran liegt das dann? War es damals die richtige Komik zur richtigen Zeit, aber heute eben nicht mehr? Hat man sich selbst so sehr verändert? Oder hat eine Überdosis des ewig Gleichen irgendwann zum Überdruss geführt? Ich würde es nicht letztgültig entscheiden wollen.
Was uns zur britischen Komikertruppe Monty Python bringt, deren Hauptschaffensperiode ebenfalls in den 1970er Jahren lag. Doch offenbar funktioniert der britische Humor der Spielfilme und der TV-Serie bis heute ganz problemlos und erschließt sich auch neuen Generationen von Zuschauer:innen. Denn es ist ja wohl kaum zu vermuten, dass heute im Kino ausschließlich diejenigen sitzen, die das alles auch vor 50 Jahren schon lustig fanden.
Im Kino Babylon Mitte hat man jetzt drei der beliebtesten Monty-Python-Spielfilme noch einmal ins Programm genommen: In „Monty Python and the Holy Grail“ (1975, R: Terry Gilliam, Terry Jones) geht die mittelalterliche Gralssuche aus Kostengründen zwar ohne Pferd, aber dafür mit einem Geräuschemacher für Hufgetrappel vonstatten. „Monty Python’s Life of Brian“ (1979, R. Terry Jones) erzählt die Geschichte eines Untergrund-Rebellen und Alternativ-Messias, die ebenso tragisch wie komisch in dem Kreuzigungsklassiker „Always Look on the Bright Side of Life“ mündet.
Und „Monty Python’s The Meaning of Life“ (1983, R: Terry Gilliam, Terry Jones) verbindet Sketche zu Themen wie Religion, Sex und Organtransplantation miteinander, um Stoff für Diskussionen über den Sinn des Lebens zu bieten. Vor allem für Menschen mit Sinn für die sehr absurden Seiten des Humors (Holy Grail: 21.3., 18.15 Uhr, 23.3., 20.30 Uhr, 25.3., 17.45 Uhr, 26.3., 22 Uhr; Life of Brian: 22.3., 26.3., 18.15 Uhr, 23.3., 16.15 Uhr; Meaning of Life: 20.3., 18 Uhr, 22.3., 18.15 Uhr, 24.3., 17.30 Uhr, 26.3., 22 Uhr, Babylon Mitte).
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Zu einer Institution sind bereits die Gastspiele der Internationalen Stummfilmtage Bonn im Filmmuseum Potsdam geworden. Am Freitag dreht sich dabei alles um das Thema Eifersucht, das auch den Titel für ein Kammerspieldrama von Karl Grune aus dem Jahr 1925 liefert, in dem Lya de Putti und Werner Krauss als Ehepaar brillieren, deren Beziehung langsam aber stetig immer brüchiger wird. Die digitale Restaurierung von „Eifersucht“ erlebte ihre Premiere im August vergangenen Jahres beim Festival in Bonn.
Deutlich komischer geht es im Vorfilm „Slipping Wives“ (1927, R: Fred Guiol) zu, einer Komödie des Hal-Roach-Studios, in der Oliver Hardy und Stan Laurel – noch vor ihrer großen Zeit als Komiker-Duo – in einer Geschichte um eine vernachlässigte Frau mitwirken, die ihren Gatten eifersüchtig machen will – und das ausgerechnet mit dem natürlich völlig unfähigen Stan Laurel. Oliver Hanley, Kurator der Internationalen Stummfilmtage Bonn, spricht einleitende Worte; Live-Musik gibt es von Richard Siedhoff am Piano und Mykyta Sierov an der Oboe (21. März, 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
Mit dem Drama „Cold War – Der Breitengrad der Liebe“ (2016) des polnischen Regisseurs Pawel Pawlikowski geht es ästhetisch und inhaltlich zurück in die 1950er Jahre: In klassischem Schwarz-Weiß entfaltet sich die faszinierende Geschichte der leidenschaftlichen Liebe zwischen dem Musikarrangeur Wiktor (Tomasz Kot) und der temperamentvollen Zula (Joanna Kulig) vor dem Hintergrund des stalinistischen Polens wie auch einer Freiheit mit neuen Zwängen im Westen. Im City Kino Wedding gibt es anschließend ein Gespräch mit Hans-Joachim Hacker (SPD, MdB a.D.) und Anita Baranowska-Koch, Vorsitzende von Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin e.V. (26. März, 19 Uhr, City Kino Wedding[Link auf https://citykinowedding.de/]).
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