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Wieder im KinoZwischen Trümmern

Allerhand DEFA-Filme der Nachkriegszeit kehren auf die Leinwand zurück und auch der berühmte Findelbär Paddington ist back, diesmal mit Action-Twist.

„Die Mörder sind unter uns“ (1946), Regie: Wolfgang Staudte Foto: DEFA Stiftung / Eugen Klagemann

W ie fängt man wieder an, wenn alles in Trümmern liegt? Vor dieser Frage standen auch die Filmschaffenden in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Und während die Schaffung von neuem Wohnraum und die Versorgung mit Lebensmitteln zweifellos Vorrang hatte, war den alliierten Besatzungsmächten doch auch die Bedeutung des Kinos überaus deutlich: zur Information, als Mittel der „Umerziehung“, als Instrument der Propaganda im sich abzeichnenden Kalten Krieg und als Unterhaltung.

Während die West-Alliierten zunächst aber vor allem daran interessiert waren, ihre eigenen Produktionen in Deutschland auszuwerten, setzte man im sowjetisch kontrollierten Osten die deutsche Filmproduktion ziemlich flott wieder in Gang.

In der Reihe „Auferstanden aus Ruinen“ zeigt das Kino Babylon Mitte bis zum 19. Februar 16 DEFA-Filme aus der Zeit von 1946 bis 1959, darunter natürlich auch den in der Sowjetischen Besatzungszone entstandenen ersten deutschen Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ (1946).

Hildegard Knef, deren Karriere mit diesem Film von Wolfgang Staudte richtig durchstartete, verkörpert darin eine KZ-Überlebende, die in zeitbedingt schwierigen Umständen in einer Berliner WG mit einem Ex-Militärarzt lebt. Jener ist von Kriegsereignissen schwer traumatisiert und erfährt eines Tages, dass sein tot geglaubter militärischer Vorgesetzter, der im Krieg ein Massaker verantwortete, tatsächlich noch lebt.

Die Trümmerberge Berlins – notgedrungen wurde viel an Außenschauplätzen gedreht – spiegeln dabei perfekt die Zerrissenheit der Figuren wider, die in einer Schattenwelt zwischen Gegenwart und Vergangenheit leben und zugleich einen Weg für die Zukunft suchen müssen (13.2., 15.2., 18.15 Uhr, Babylon Mitte).

Eine interessante Ergänzung stellt das Programm „Information & Werbung“ im Rahmen der Reihe „Trickreiches Wirtschaftswunder: Westdeutsche Animationsfilme der 1950er Jahre“ mit neun deutschen Kurzanimationsfilmen aus der Zeit zwischen 1946 und 1959 dar, das eine – sich auch bei den DEFA-Filmen (gegenläufig) abzeichnende – Entwicklung äußerst kompakt nachzeichnet: von der Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit („Dob, der Stallhase“, 1945/46), über europäische Aussöhnung („Siegfried und Jacqueline“, 1955) bis zur Paranoia von „Die rote Gefahr“ (1959). Eine Einführung hält der Filmhistoriker Jeanpaul Goergen (18.2., 19 Uhr, Zeughauskino).

Honig? Orangenmarmelade!

Eine wundervolle britische Institution ist Paddington Bär – und das bereits seit Erscheinen des ersten Buches „A Bear Called Paddington“ von Michael Bond im Jahr 1958. Tatsächlich ist der aus dem „dunklen Peru“ stammende Bär im Dufflecoat und mit der Vorliebe für Orangenmarmelade-Sandwiches inzwischen so archetypisch britisch, dass er sogar von Queen Elizabeth II. zum Tee geladen wurde (den lustigen Trailer zu deren Thronjubiläum gibt es auf Youtube). Drei Realspielfilme mit dem – natürlich animierten – Bären existieren mittlerweile, und allesamt fallen sie in die Kategorie der ausgesprochen sympathischen Familienunterhaltung.

Aktuell im Kino lässt sich „Paddington in Peru“ bewundern, in dem es für den Bären und seine Londoner Ersatzfamilie auf eine vergnügliche Reise in die ursprüngliche Heimat geht, wo Tante Lucy aus einem Seniorenheim verschwunden ist. Fröhliches Chaos im Dschungel ist garantiert, denn irgendwie scheinen Paddington und Lucy auch den Schlüssel zu einem legendären Goldschatz zu besitzen, hinter dem auch andere Leute her sind.

Das sorgt für mehr Action als sonst, bietet aber immer noch jede Menge liebenswerten britischen Humor (13.2., 16.50 Uhr, 14.2., 17./18.2., 16.30 Uhr, 15.,16.2., 16.40 Uhr, Wolf Kino + diverse Kinos zu diversen Uhrzeiten).

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Lars Penning
Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.
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