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Wetterextreme an der Elbe„Die Elbe ist eine starke Treibhausquelle“

Tina Sanders erklärt, wie die Elbe in Hamburg unter den Auswirkungen der Klimakrise leidet. Besonders Dürreperioden setzen ihr zu.

Wenn die Elbe in Hamburg unter Dürre leidet: Niedrigwasser an den Landungsbrücken Foto: dpa: Markus Brandt
Interview von Franka Ferlemann

taz: Frau Sanders, wie steht es um die Elbe?

Tina Sanders: Im Verhältnis zu den 80er Jahren hat sich der ökologische Zustand in der Elbe verbessert. Wir untersuchen in unserer Forschung vor allem den Stickstoffeintrag und fokussieren auf die Treibhausgasemissionen. In den 80ern war es sehr schlecht. Seit wir Klärwerke haben und die Düngeverordnungen so sind, dass weniger Stickstoff eingetragen wird, hat sich der Stickstoffgehalt verbessert.

taz: Ist die Elbe von Wetterextremen betroffen?

Sanders: Das Wetter kann in zwei Extreme gehen: Wenn es zu wenig Niederschlag gibt, haben wir sehr wenig Wasser in der Elbe. Andererseits kann es zu Starkregen kommen, sodass wir Flutereignisse haben oder Regenwasser überläuft, was direkt in die Elbe geht.

taz: Zu welchem Extrem kommt es häufiger?

Bild: privat
Im Interview: Dr. Tina Sanders

46, stellvertretende Abteilungsleiterin des Helmholtz-Zentrum Hereon. Hat in den Geowissenschaften promoviert und forscht zum Stickstoffkreislauf in Küstengewässern und Land-Meer Übergängen.

Sanders: Wenn wir uns die vergangenen 15 Jahre angucken, sehen wir, dass wir seit 2014 in einer Periode sind, in der wir eher Dürreereignisse haben. Vor allem in den Sommermonaten. Im Winter und in diesen Sommer hatten wir auch wieder Flutereignisse, aber die kamen in den vergangenen Jahren deutlich seltener vor.

taz: Was passiert bei Dürre mit der Elbe?

Sanders: Durch weniger Niederschlag bleibt der Abfluss insgesamt geringer. Das führt dazu, dass das Wasser länger braucht, um von der tschechischen Grenze bis nach Hamburg zu kommen. Dadurch haben wir ein hohes Wachstum an Algen in den Flüssen und ein Überangebot an Nährstoffen, die wieder abgebaut werden müssen. Wenn wir zu viele Algen haben, führt es zu einen Sauerstoffmangel.

taz: Warum ist das ein Problem?

Sanders: In den vergangenen Jahren konnten wir häufig beobachten, dass die Sauerstoffkonzentration im Bereich Hamburg deutlich unter 20 Prozent Sättigung lag. Dadurch ist es auch zum Fischsterben gekommen. In Bereichen mit niedrigem Sauerstoff werden außerdem die beiden zweit wichtigsten Treibhausgase Methan und Lachgas verstärkt gebildet. Daher führen Dürreereignisse dazu, dass wir mehr Treibhausgase aus der Elbe in die Atmosphäre emittieren. Die Elbe rund um Hamburg ist eine starke Treibhausgasquelle.

taz: Warum ist das gerade bei Hamburg der Fall?

Sanders: Das Spezielle an Hamburg ist der Hafen. Dort ist die Elbe vertieft, da wir die großen Schiffe nach Hamburg fahren lassen wollen. Die Algen sterben ab, weil sie nicht mehr genug Licht haben, um Photosythese zu betreiben. Und wenn sie absterben, wird viel Organik umgesetzt und es entstehen Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas aus dem Stickstoff.

taz: Was muss präventiv getan werden?

Sanders: Wir müssen weiter daran arbeiten, dass wir weniger Nährstoffe in den Fluss eintragen. Und wir müssen mehr Anstrengung daran setzen, dass weniger Stickstoff von der Landwirtschaft in den Fluss kommt. Dazu müssen die Düngeverordnungen angepasst werden. Die Politik muss mehr Anstrengungen machen, dass wir das Pariser Klimaabkommen einhalten, dann werden sich auch die Extremereignisse nicht so häufig einstellen.

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1 Kommentar

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  • Wir müssen immer noch Global jährlich 7% der Treibhausgase reduzieren. Tendenz jetzt eher 10 %. Ich frage mich wie die Menschheit das 21 Jahrhundert überhaupt überleben will... Mit fossilen nuklearen marktradikalen Zeugs verbrenner Typen jedenfalls nicht.