Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums: Deutschland hat sich ausgedürrt
Die seit 2018 gemessene Dürre ist offenbar bundesweit bis auf Weiteres vorbei. Die Landwirtschaft kann sich trotzdem noch nicht freuen.
„Eine Dürre ist ein Extremereignis. Jedes Extremereignis geht irgendwann vorbei“, sagte Marx. Allerdings sei man in Deutschland eher Hochwasser oder Stürme gewöhnt, die wenige Stunden bis einige Tage anhielten. „Eine Dürresituation über mehrere Jahre hat es in der Intensität seit 1867 nicht mehr gegeben“, sagte der Klimaforscher. „Wir waren darauf einfach schlecht vorbereitet.“
Aktuell gebe es lediglich im Osten Sachsens, Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns noch einzelne Regionen, in denen trockenere Böden registriert werden, sagte Marx. Das habe mehrere Gründe: Zum einen habe die Niederschlagsmenge 2023 rund 40 Prozent über dem langjährigen Mittel gelegen. „Je weiter man nach Osten kommt, desto niedriger ist allerdings der Überschuss“, sagte Marx. Zum anderen dringe das Wasser in Regionen mit einem hohen Ton- oder Lehmanteil im Boden langsamer nach unten.
Die Klimaforscher nehmen die aktuelle Situation auch zum Anlass, den Dürremonitor zu überprüfen. Es handelt sich dabei um ein Berechnungsmodell für die Bodenfeuchte. Nach Auflösung der Dürre seien einzelne Fehlerquellen offenbar geworden, sagte Marx. Zum Beispiel habe eine Station in Hannover-Langenhagen die Niederschlagsmenge systematisch als zu niedrig erfasst. Die Folge war, dass dort fälschlich weiterhin eine Dürresituation angezeigt wurde.
Sommer bleibt unberechenbar
Die flächendeckende Auflösung der Dürre sei für die Wald-, Forst und Wasserwirtschaft eine gute Nachricht, sagte Marx. 2024 dürfte für diese Bereiche ein relativ entspanntes Jahr werden. Aktuell sei so viel Wasser im Boden, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass sich dieses Jahr eine kritische Situation entwickeln werde.
Für die Landwirtschaft lasse sich eine solche Aussage nicht treffen. „Das Problem ist, dass man selbst im April nicht sagen kann, wie der Sommer wird“, sagte Marx. Die Landwirtschaft lebe bei ihren Sommerkulturen vom Niederschlag, der von April bis Oktober fällt. Es sei daher „absurd“ und falle eher unter Lobbyismus, wenn Verbände im Frühjahr vor einem erneuten Dürresommer warnen. (dpa, taz)
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