Wenn sich die Erde erwärmt: Mit grünen Dächern gegen den Klimawandel
Die Klimaleitstelle des Senats versucht abzuschätzen, wie den Folgen von mehr Nässe und Hitze in Hamburg begegnet werden kann. Ganz so einfach ist das nicht.
HAMBURG taz | Knietief Wasser auf den Straßen, Sturmfluten, tropische Nächte: Hamburg wird sich wegen des Klimawandels besonders auf Überschwemmungen und Hitzetage einstellen müssen. Das legt jedenfalls das Klimafolgen-Monitoring des Senats nahe. Die Hafencity-Universität (HCU) hat im Auftrag des Senats Vorschläge erarbeitet, wie die Politik, die Behörden und Privateigentümer sich auf den Klimawandel einstellen können.
Die Stadt mit ihren öffentlichen Unternehmen sorge bereits viel vor, sagte Birgit Schiffmann von der Leitstelle Klimaschutz des Senats am Donnerstag. Mittelfristig solle es eine Leitlinie geben, an der sich Politik und Verwaltung bei allen Planungen orientieren sollen. Noch mehr zu tun gebe es aber bei den Privateigentümern, sagte Schiffmann. Bei denen sei „es noch nicht so angekommen, dass auch sie Vorsorge treffen müssen“.
Zu den Indikatoren für den Klimawandel zählt die Leitstelle den Tidenhub der Elbe, der am Pegel St. Pauli allein seit 1960 um mehr als einen Meter gestiegen ist. Das sei zwar auch den Elbvertiefungen zuzuschreiben, sagte Helga Schenk von der Leitstelle, aber eben nicht nur. Denn der Meeresspiegel an der Elbmündung in Cuxhaven ist in den vergangenen 100 Jahren insgesamt um 20 Zentimeter angestiegen.
Verändert hat sich die Zahl der Sturmfluten der Elbe und es gibt auch häufiger Hochwasser im Binnenland, wo das Risiko örtlicher Überflutungen zugenommen hat. Äpfel- und Forsythien blühen heute im Schnitt drei Wochen früher als 1950 und in den inneren Stadtvierteln gibt es mehr tropische Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad sinken.
Klimafolgen-Monitoring: Die Umweltbehörde verfolgt anhand von zwölf Indikatoren, wie der Klimawandel in Hamburg ankommt.Zur Anpassung an den Klimawandel hat die Hafencity-Uni mit dem Projekt „Klimafolgenanpassung innerstädtischer hochverdichteter Quartiere“ (Kliq) Vorschläge gemacht.
Wie auf diese Entwicklungen in dicht bebauten Vierteln reagiert werden kann, hat die HCU untersucht. So sind etwa die heutigen Siele nicht auf die immer häufiger auftretenden Wolkenbrüche ausgelegt, bei denen in einer Stunde so viel Wasser vom Himmel fällt, wie sonst in einem Monat.
Die HCU schlägt neue Entwässerungskonzepte vor, etwa ein als Senke angelegtes Basketballfeld, das zugleich als Regenwasserauffangbecken dient, aber auch eine Ableitung des Wassers auf der Straße. „Bisher galt die Norm: Das Wasser muss so schnell wie möglich runter von der Straße“, sagt HCU-Projektleiter Wolfgang Dickhaut. Stattdessen wäre zu überlegen, ob nicht ein Wasserstau von 15 oder 20 Zentimetern auf manchen Straßen eingeplant werden könnte.
„Wir gehen davon aus, dass so eine Straße nicht gesperrt werden müsste“, sagte Dickhaut. Dass einzelne Verkehrsteilnehmer – der exemplarische Mann mit Rollator – sie nicht benutzen könnten, könne eventuell bei so seltenen Ereignissen in Kauf genommen werden. „Jeder planerische Entscheidung ist auch eine Abwägung“, sagte Dickhaut.
Das gilt auch für Bäume, die die Stadt kühl halten, aber bisweilen dem Wunsch nach Wohnungsbau zum Opfer fallen. Seit Jahren beklagt die Opposition überdies, dass mehr Straßenbäume gefällt als neue gepflanzt werden. Jan Dube, der Sprecher des grünen Umweltsenators Jens Kerstan, verweist darauf, dass der rot-grüne Senat den Etat für Nachpflanzungen verdreifacht und das jährliche Baumdefizit auf 200 Bäume verringert habe. „Die Frage, wie kriegen wir die Straßenbäume fit, ist nicht trivial“, bestätigte Dickhaut.
Unter anderem, um die Stadt im Sommer kühl zu halten, fördert die Behörde Gründächer. Und die HCU liefert in ihrer Broschüre Handreichungen dafür, welche Fassade welche Art von Begrünung verträgt.
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