Weniger Treibhausgasausstoß: Deutschland erreicht Klimaziel 2022
Deutschlands Emissionen sanken 2022, weil die Industrie ihre Produktion drosseln musste. Verkehrs- und der Gebäudesektor sind weiter zu klimaschädlich.
UBA-Chef Dirk Messner zeigte sich bei der Präsentation der Daten dennoch wenig begeistert. „Das ist unter den Gegebenheiten des Krieges vielleicht ein Teilerfolg“, sagte er. Schnell genug geht es ihm aber nicht. „Wir brauchen jedes Jahr bis 2030 eine Reduzierung um 6 Prozent.“
Nur so sei das deutsche Klimaziel für das Ende des Jahrzehnts erreichbar. Das lautet: 65 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als 1990. Also darf Deutschland 2030 höchstens noch 438 Millionen Tonnen Treibhausgase verursachen. Gegenüber dem Niveau von heute ist das also fast eine Halbierung.
Russlands Krieg gegen die Ukraine und die damit verbundene Gaskrise ziehen sich durch die Klimabilanz des vergangenen Jahres. Wie erwartet ist der Energiesektor klimaschädlicher geworden. Schließlich wurde mangels russischem Gas mehr klimaschädliche Kohle verstromt als eigentlich geplant. Auch Öl kam verstärkt zum Einsatz.
Deutschland produzierte mehr Strom
Bemerkbar macht sich auch, dass Deutschland mehr Strom produzieren und nach Frankreich exportieren musste. Dort gab es Mangellagen durch technische Pannen bei etlichen Atomkraftwerken, teils auch durch fehlendes Kühlwasser für die Anlagen infolge von Dürre. Den CO2-Grenzwert, den das deutsche Klimaschutzgesetz für die Energiegewinnung vorsieht, hat der Sektor nur ganz knapp geschafft.
Die Gaskrise hatte fürs Klima aber auch positive Effekte: Die Industrie hat deutlich weniger Energie verbraucht als im Vorjahr, einige Branchen drosselten sogar die Produktion. Somit entstanden weniger CO2-Emissionen. Der Sektor hat seinen CO2-Grenzwert laut Klimaschutzgesetz sogar unterschritten. Ohne diesen Effekt hätte Deutschland das Klimaziel für 2022 nicht geschafft.
Auch die Landwirtschaft unterschritt ihren CO2-Grenzwert. Die Emissionen sanken im Vergleich zum Vorjahr leicht, unter anderem durch einen Rückgang der Schweinezahlen und weniger Mineraldünger beim Ackerbau.
Das Verkehrswesen hingegen bleibt Sorgenkind beim Klimaschutz. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Emissionen in dem Bereich an und lagen damit wie im Jahr zuvor deutlich über dem CO2-Grenzwert laut Klimaschutzgesetz. Damit ist Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wohl erneut verpflichtet, ein Sofortprogramm vorzulegen, um die Lücke zu schließen.
Weniger geheizt
Final steht das erst fest, wenn der Expertenrat für Klimafragen die Daten des Umweltbundesamts binnen eines Monats noch einmal geprüft hat. So sieht es das Klimaschutzgesetz vor. Allerdings steht noch das Sofortprogramm aus, das Wissing 2022 hätte vorlegen sollen. Damals hatte er zwar ein entsprechendes Papier vorgestellt. Das aber genügte den Ansprüchen des Expertenrats für Klimafragen nicht.
Auch im Gebäudesektor lagen die Emissionen 2022 wie schon im Vorjahr über den gesetzlichen CO2-Grenzwerten. Ursache ist vor allem das Heizen mit fossilen Energieträgern, also Öl und Gas. Auch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) müssen also wohl wieder ein Sofortprogramm vorlegen. Anders als beim Verkehr sind die Emissionen im Vergleich zum Vorjahr aber immerhin gesunken. Es wurde vielerorts weniger geheizt. Teils lag das am vergleichsweise milden Wetter, aber auch an bewussten Entscheidungen der Verbraucher*innen.
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