Weltraum-Sonde vor Landung: Chinas Reise hinter den Mond
Am Donnerstag soll „Chang'e 4“ auf der Rückseite des Mondes aufsetzen. Das Manöver zeigt, wie ambitioniert Chinas Raumfahrtprogramm inzwischen ist.
Als erste Weltraumnation will China mit der Sonde „Chang'e 4“ auf der Rückseite des Mondes landen. Einen genauen Zeitpunkt der Landung hat die chinesische Weltraumbehörde (CNSA) zwar noch nicht bekannt gegeben. Es gebe eine Reihe von Unsicherheiten, die eine präzise Zeitangabe derzeit nicht möglich machen, heißt es. Bisher laufe aber alles nach Plan. Der chinesische Staatssender CGTN rechnet fest damit, dass das Landemanöver am Donnerstag erfolgen wird.
Als Landeplatz ist der Aitken-Krater vorgesehen, der 1970 nach dem amerikanischen Astronomen Robert Grant Aitken benannt wurde. Ein Roboterfahrzeug, das mit Panoramakamera und zahlreichen Messgeräten ausgestattet ist, soll nach der Landung den Boden untersuchen und die Ergebnisse per Funk zur Erde schicken. Die Sonde ist nach Chang'e benannt, die chinesische Göttin des Mondes.
China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm, mit dem die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nach und nach zur USA aufschließen will. Gelingt die Landung, wäre das ein großer Erfolg. China würde ein weiteres Mal sich und der Welt beweisen, was es innerhalb kurzer Zeit imstande ist zu leisten.
Noch vor kurzem konnte die Raumfahrttechnik der Volksrepublik noch nicht einmal mit denen der EU und Russland mithalten. Jahrzehnte nach den USA und Russland war China mit „Chang'e 3“ erst 2013 die Landung einer Sonde auf dem Erdtrabanten gelungen. Und auch die bemannte Raumfahrt ist in China noch sehr jung. Doch inzwischen hat China kräftig aufgeholt: Die Landung einer Sonde auf der Rückseite des Mondes wäre eine echte Premiere.
Beobachter warnen allerdings: „Chang'e 4“ sei eine äußerst schwierige Mission: Denn das Gelände auf der Rückseite des Mondes ist uneben und sehr viel schroffer als die Vorderseite. Zudem lässt sich von der Erde aus zur Rückseite des Mondes keine direkte Funkverbindung aufbauen. Dieses Problem glaubt China mit einem Übertragungssatelliten gelöst zu haben, den sie eigens für diesen Zweck in die Umlaufbahn des Mondes geschickt hat. „Der gesamte Prozess ist ziemlich kompliziert und es wird viele Risiken geben“, wird Yu Guobin, ein Sprecher des Raumfahrtprogramms, im Staatsfernsehen zitiert.
China hat bereits ein bemanntes Raumfahrtprogramm
Doch selbst wenn das Manöver scheitern würde: Es gilt nur noch als Frage der Zeit, bis die aufstrebende Techniknation in Fernost vollständig mit den USA und Russland nachgezogen ist. Die Europäer dürfte China bereits eingeholt haben: Anders als sie verfügt China bereits über ein bemanntes Weltraumprogramm.
Und in großen Schritten soll es weiter gehen. Auf die „Chang'e 4“-Mission soll schon im kommenden Jahr die Mission „Chang'e 5“ folgen. Diese Sonde soll Mondgestein zur Erde bringen. Bis spätestens 2030 will die chinesische Führung, dass auch erstmals Taikonauten – so heißen Astronauten in China – auf dem Mond landen. In Planung sind zudem Flüge zum Mars.
Bereits innerhalb der kommenden zwei Jahre soll zudem eine bemannte Raumfahrtstation nach Art der ISS oder ihrem russischen Vorläufer „Mir“ im Orbit kreisen. Die Chinesen würde dann einen regelmäßigen Verkehr von Astronauten und Fracht aufrechterhalten. Bis dahin geht das internationale Kooperationsprojekt der ISS außer Betrieb – und China übernimmt so nach derzeitigem Stand die alleinige Verantwortung dafür, einen Außenposten der Menschheit im All zu betreiben.
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