Weltnaturkonferenz in Cali: Aus der Umsetzungs- wird eine Arbeitskonferenz
Bundesumweltministerin Lemke erwartet von der UN-Konferenz in Kolumbien keine großen Beschlüsse. Der WWF fordert mehr Kompromissbereitschaft.
Positiv sei, dass in Kolumbien die Stimme der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften gestärkt worden sei, die oftmals eine wichtige Schutzverantwortung hätten. Um voranzukommen, müsse jedoch „endlich von Beschlüssen, Zielen und Strategien stärker ins Handeln“ gekommen werden, forderte Lemke. Naturschutz müsse in der Realität betrieben werden, jedoch fehle an vielen Stellen ein Bewusstsein dafür.
Um in Deutschland ins Handeln zu kommen, habe sie das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz vorgelegt, sagte die Umweltministerin. So soll die Wiedervernässung von Mooren oder die Renaturierung von Flussauen dem Artenschutz dienen und zugleich deren Rolle als CO2-Senken stärken. Allerdings sei Deutschland beim Naturschutz auch noch „lange nicht da, wo wir hin müssen“.
Die UN-Artenschutzkonferenz COP16 soll am Freitag zu Ende gehen. Allerdings hat die kolumbianische Präsidentschaft bislang noch keinen Kompromiss im Tauziehen über die Finanzierungsfragen vorgeschlagen. Die Verhandlungen zwischen den staatlichen Vertretern über die Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen gelten als festgefahren.
Globaler Süden kritisiert Finanzzusagen
Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland, bewertet die aktuelle Situation kritisch: „Die Weltgemeinschaft hält die Zukunft unserer Gesellschaft in den Händen. Doch die Staaten streiten sich über Dinge, die nicht im Verhältnis zu dieser enormen Verantwortung stehen. Sie müssen raus aus ihrem Tunnelblick. Es bleiben fünf Jahre, um bis 2030 die gesetzten Ziele zu erreichen. Fängt man erst in zwei Jahren auf der nächsten Weltnaturkonferenz damit an, ist die Zeit schon fast abgelaufen. Um einen Kompromiss im Sinne des großen Ganzen kommen die Staaten hier in Cali nicht herum.“
Die Konferenz steht unter dem Motto „Peace with Nature“ („Frieden mit der Natur“). Ziel ist die Vereinbarung eines Plans zur Umsetzung der 23 UN-Ziele der COP15 zur Eindämmung von Umweltzerstörung und weltweitem Artensterben bis 2030.
Bei der letzten UN-Artenschutzkonferenz vor zwei Jahren in Kanada wurde vereinbart, dass für den Naturschutz bis 2030 200 Milliarden Dollar bereitgestellt werden sollten. Darunter fallen 20 Milliarden US-Dollar (18,4 Milliarden Euro) pro Jahr, mit denen wohlhabende Staaten Entwicklungsländer finanziell unterstützen sollen – 20 Entwicklungsländer kritisierten die Umsetzung zuletzt als mangelhaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts