piwik no script img

Weiter Kämpfe in der UkraineRussischer Hilfskonvoi vor Abfahrt

Die Abfertigung der Lastwagen an der russisch-ukrainischen Grenze hat begonnen. Wieder gab es Tote in der Ostukraine. Poroschenko hat Forderungen an Putin.

Sie darf rein – die Laster bald womöglich auch: Frau an der russisch-ukrainischen Grenze. Bild: ap

DONEZK/KIEW dpa | Inmitten heftiger Kämpfe in der Ostukraine steht ein umstrittener russischer Hilfskonvoi vor der Abfahrt in das Krisengebiet. „Die Zollbehörden haben mit der Inspektion begonnen, die Lastwagen sollten morgen rollen“, sagte eine Sprecherin des Roten Kreuzes am Donnerstag. Andrej Lyssenko vom ukrainischen Sicherheitsrat sagte örtlichen Medien zufolge, die Route zur Verteilung der Hilfsgüter sei beschlossen. Erste Lastwagen standen am Abend im russischen Zollbereich. Wegen offener Sicherheitsfragen hatte der Konvoi tagelang an der Grenze gestanden.

Kurz vor Krisengesprächen von Kanzlerin Angela Merkel in Kiew sind bei erbitterten Kämpfen in der Ostukraine zahlreiche Soldaten getötet worden. Der Sicherheitsrat in Kiew berichtete am Donnerstag von mindestens fünf Toten. Allein in der für den Bahnverkehr wichtigen Stadt Ilowaisk kamen nach Informationen eines Beraters des Innenministeriums in den vergangenen Tagen knapp 20 Regierungskämpfer um. Die prorussischen Aufständischen in Donezk berichteten von starkem Artilleriebeschuss durch das Militär.

Die Ukraine hofft auf militärische und finanzielle Hilfe aus dem Westen. Außenminister Pawel Klimkin forderte im Kölner Express einen „Marshall-Plan“ für sein Land – nach dem Vorbild der US-Wirtschaftshilfe in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei könnte Deutschland eine führende Rolle spielen, sagte er. Über mögliche Unterstützung will Merkel am Samstag in Kiew mit Präsident Petro Poroschenko sprechen. Militärische Hilfe für die ukrainische„ Anti-Terror-Operation“ im Osten des Landes hat die Bundesregierung jedoch ausgeschlossen.

Bei einem mit Spannung erwarteten Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin will Poroschenko dann am kommenden Dienstag einen Rückzug der prorussischen Separatisten aus dem Osten des Landes fordern. „Ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird. Die Ukraine will Frieden“, sagte Poroschenko. Für eine starke Verhandlungsposition sei die Einheit des Volkes und der Armee notwendig, sagte er. Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein deutscher Kollege Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprachen nach Angaben aus Moskau in einem Telefonat über eine mögliche Waffenruhe.

Ukrainischer Wirtschaftsminister tritt zurück

In Kiew trat unterdessen aus Protest gegen eine Personalentscheidung der Regierung Wirtschaftsminister Pawel Scheremeta zurück. Anlass war nach eigener Aussage die Ernennung eines neuen Handelsbeauftragten, den er für einen Anhänger der gestürzten prorussischen Führung des Landes hält.

Für Wirbel sorgte eine Mitteilung des Sicherheitsrats in Kiew, Soldaten hätten bei Lugansk zwei russische Schützenpanzer erobert, in denen sie auch russische Dokumente gefunden haben sollen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau wies dies nach einem Bericht der Agentur Itar-Tass zurück.

Die Separatisten schossen nach eigener Darstellung erneut drei ukrainische Militärmaschinen ab. Die prorussischen Kräfte nehmen seit Wochen Flugzeuge der ukrainischen Luftwaffe ins Visier. Seit April haben sie eigenen Angaben zufolge 11 Hubschrauber, 15 Kampfflugzeuge und 4 Transportflugzeuge vom Himmel geholt und etwa zwei Dutzend Maschinen beschädigt.

Die prowestliche Regierung in Kiew wirft den Separatisten vor, auch eine malaysische Passagiermaschine mit fast 300 Menschen an Bord Mitte Juli über dem Konfliktgebiet abgeschossen zu haben. Eine Expertenkommission untersucht den Absturz der Boeing.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

11 Kommentare

 / 
  • Alles was die RF in diesem Konflikt gewinnt, geht zu Lasten der Ukraine. Eine Invasion ist ein Überfall auf ein anderes Land, deswegen muss Russland die bestehenden Grenzen anerkennen, Aber die Grenzziehung interessiert die RF nicht, wie man am russischen Hilfskonvoi und der Krim Annektion gesehen hat. Wehrt sich das Opfer, wird es als faschistisch beschimpft. es ist einfach lächerlich ein Opfer einer Aggression mit dem Terminus faschistisch zu belegen. Will man nun sagen, die Krim Besetzung durch Russland sei keine Aggression gewesen, weil kein Blut floss ? Nein hier geht es um ein Opfer und um einen Aggressor. oder waren die Passagiere von MH17 auch Faschisten die es zu bekämpfen gilt ?

  • Es wurde Zeit - die Kiewer Putschregierung will ihre Bürger in der Ostukaine lieber beschiessen als ihnen Hilfe zukommen zu lassen! Das ist schon krank - und der "Westen" unterstützt diese Haltung??!

  • Russische Medien melden übereinstimmend, daß der erste Teil des russischen Hilfskonvois (34 Wagen) aufgebrochen ist und in die Ukraine eingefahren ist. Offensichtlich ohne ausdrückliche Erlaubnis aus Kiew und ohne Begleitung durch das Rote Kreuz.

    Das Außenamt in Moskau teilt laut RIA Novosti mit, "„Es ist nicht möglich, Willkür, unverhüllte Lügen und fehlende Vereinbarungsfähigkeit länger zu dulden... Alle Ausreden zur Verzögerung der Hilfslieferungen für Menschen in der Zone der humanitären Katastrophe haben sich erledigt. Die russische Seite entschloss sich zum Handeln.“

    http://de.ria.ru/politics/20140822/269362790.html

    Na, wenn das mal gut geht. Verstehen kann ich es schon. Es ist schon hanebüchen, wie Kiew den Transport immer wieder verzögerte und offenkundig sabotierte. Und es ist auch nicht billig, so eine Wagenkolonne samt Fahrern tagelang in der Gegend herumstehen zu haben.

    • @Der_Peter:

      Stand so auch schon heute morgen in der Taz,wurde aber anscheinend wieder rausgenommen,warum auch immer.

  • Über die Ergebnisse der Untersuchung hat schon die englischsprachige malaysische Zeitschrift New Straits Times am 16.08 geschrieben, der Artikel heißt Shameful neglect of evidence (nst.com.my/node/23569), lesen Sie dort über die Vertuschung der Tatsachen seitens der westlichen Medien, es gibt schon Vieles, was festgestellt wurde und worüber nicht berichtet wird, z.B. dass das Flugzeug von seinen Seiten praktisch von den "machinegun fire" durchsiebt wurde von anderem (Militär)Flugzeug aus, das in der Nähe flog, - und dass das russische Verteidigungsministerium gleich nach der Katastrophe die Satellitenbilder zur Verfügung gestellt hatte, wo ein anderes Flugzeug auch zu sehen war.

  • "Eine Expertenkommission untersucht den Absturz der Boeing."

     

    Die eigentliche Untersuchung ist wahrscheinlich längst vorbei. Die Täter sind definitiv bekannt.

     

    Es geht jetzt wahrscheinlich um eine politische Schadensbegrenzung, einen Austausch, wie man die Ergebnisse verkaufen könnte zu einem politischen Vorteil.

     

    In diesem Zusammenhang steht die berühmte bürgerliche Vierte Gewalt mit einem offenen Mund da und wartet bis sie von einem Antiterrorestischen Presseoffizier mit Informationen gefüttert wird.

  • Statt sich mit .... rumzustreiten LESEN und BEGREIFEN Sie

    http://donbassfront.livejournal.com/

    http://www.vineyardsaker.de/

    http://alternativepresseschau.wordpress.com/

    XTRABLAAAATT

    • 9G
      9076 (Profil gelöscht)
      @X_TRA BLATT:

      der 2.Link ist klasse!

       

      "Es gibt jedoch eine Lösung für die Krise in der Ukraine – obwohl sie erfordern würde, dass der Westen sein Herangehen an das Land fundamental neu durchdenkt. Die Vereinigten Staaten und ihre Alliierten müssten ihren Plan der Verwestlichung der Ukraine aufgeben und statt dessen darauf hinarbeiten, es zu einem neutralen Buffer zwischen NATO und Russland zu machen, ähnlich wie Österreichs Position während des Kalten Krieges. Die westlichen Führer müssten anerkennen, dass die Ukraine für Putin so wichtig ist, dass sie kein antirussisches Regime dort unterstützen können. Das würde nicht bedeuten, dass eine zukünftige ukrainische Regierung prorussisch und anti-NATO sein müsste. Im Gegenteil, Ziel sollte eine souveräne Ukraine sein, die weder in russische noch ins westliche Lager fällt".

       

      Quelle: vineyardsaker

      super Aussage!

      • @9076 (Profil gelöscht):

        aber prowestlich sein, heißt anti-russisch sein? russische Verwirrung. der Kreml sollte sich einfach mal auf die Couch begeben. Erste Frage: Wie es kam, dass er antiwestlich wurde oder sich seine Feinde selbst schuf.

  • Na SO ETWAS Im Gebiet Dnepropetrowsk wurden 120 Fälle von Fahnenflucht bekannt. Nach Angaben der Gebietsadministration wurden vom März bis zum 19. August ungefähr 6.600 Wehrpflichtige mobilisiert.

    GEWUSST? Allein am 19. August starben bei den Kämpfen vor Donezk 483 ukrainische Militärangehörige, geht aus Abgehörten Gesprächen der Armee hervor. Dies sagte der Parlamentsvorsitzende von Novorossia Oleg Zarjow. Aus den Gesprächen gehe auch hervor, dass es dort über 700 Verwundete gab.

    SCHON GEHÖRT? Rusvesna.su: In Folge der schweren Kämpfe um Ilowaisk wurden erneut Kämpfer des „Donbass“-Bataillons getötet, unter ihnen ein amerikanischer Söldner… Wie ukrainische Medien berichten, hieß der Amerikaner Mark Paslawsky, er war 55 Jahre alt und hatte unlängst die ukrainische Staatsbürgerschaft angenommen, um in den Reihen des „Donbass“-Bataillon zu kämpfen.

    UNGLAUBLICH:

    Rusvesna.su: Militärrevolte – In Shitomir versammeln sich seit einigen Tagen die Soldaten der 30. Brigade und ihre Angehörigen zu Protestkundgebungen. Am 9. August riefen sie sehr emotional ihre Stabsoffiziere, die Verantwortlichen der Region, den Kriegskommissar und sogar den Gouvernneur dazu auf, auf ihre Fragen zu antworten. Und Fragen haben sie viele: Warum erhalten sie in ihre Militärausweise keinen Vermerk für die Teilnahme an Kampfhandlungen? Warum wurden sie in den Krieg geschickt ohne medizinische Versorgung? Warum waren sie ein halbes Jahr im Donbass anstelle der 45 Tage? Warum haben ihre Offiziere sie im Stich gelassen? Warum verheimlicht man die großen Verluste? Und als Wichtigstes: Warum lässt man sie nicht nach Hause, sondern droht ihnen mit Strafverfolgung wegen Fahnenflucht. Bis jetzt haben sie keine Antworten erhalten.

    XTRABLAAAATT

  • Kommt gerade "Rein". Was ist davon zu Halten?Zitat: Transnistrien wird Teil der Russischen Förderation. Das erklärte am Dienstag der Beauftragte des russischen Präsidenten für die Krim und Sewastopol beim Besuch des internationalen Jugendforums „Tawrida“. EXTRABLAAAATT