Weihnachtliche Beleuchtung: Für Harmonie und Flair
Was sollen eigentlich diese ganzen grellen, blinkenden Leuchten und Lichter zu Weihnachten? Europas größte Sammlerin erklärt es.
In der Verständnisfrage geht es jede Woche um eine Gruppe, für deren Verhalten der Fragestellenden das Verständnis fehlt. Wir suchen eine Person, die antwortet.
Miriam Borgelt, 30, Naturschutzbiologin aus Langen, fragt:
Liebe Lichterkettenfans, was findet ihr schön an greller, blinkender Weihnachtsbeleuchtung
Sabine Gollnhuber56, Tiefbautechnikerin aus Bad Tatzmannsdorf in Österreich, antwortet:
Mein Mann und ich haben einen sehr großen Garten, den schmücken wir jeden Winter mit über 200 aufblasbaren Weihnachtsfiguren, Lichterketten und Leuchtdioden. Insgesamt leuchten bei uns über 800.000 Lämpchen. Gestresst bin ich davon nicht, für mich vermitteln sie Harmonie und sorgen für weihnachtliches Flair. Der Augenblick, in dem die Lichter angehen, der erhellt mir jedes Mal das Herz.
Sie wärmen einen von innen, wenn es draußen Minusgrade hat. Es kann natürlich sein, dass jemand die stille Weihnacht lieber hat als die beleuchtete, aber wir haben die goldigsten Nachbarn, die stört das nicht.
Leuchtende Disneyfiguren aus den USA
Einen Garten voller Weihnachtsdeko zu haben, ist ein Kindheitstraum von mir. Meine Eltern waren mit meiner Schwester und mir oft im Disneyland, dort habe ich mich mit dem Weihnachtsvirus infiziert. 1991 hat mir meine Cousine zwei aufblasbare Weihnachtsfiguren geschenkt, seitdem sammel ich sie als Hobby. Inzwischen habe ich Europas größte Kollektion dieser Weihnachtsfiguren.
Manche sind über neun Meter hoch. Die meisten sind Disneyfiguren, ich bestelle sie aus den USA, weil es sie hier nicht zu kaufen gibt. Bei uns im Garten stehen zum Beispiel Pluto, Winnie Pooh, Peppa Wutz, die Eisköniginnen, der Grinch und die Toy-Story-Charaktere. Dieses Jahr sind ein fußballspielender Weihnachts- und Schneemann neu dazugekommen, weil das österreichische Nationalteam es zur WM 2024 geschafft hat.
2014 waren wir Teil einer Diplomarbeit, die mit Unterstützung eines Wiener Magistrats Lichtverschmutzung in der Adventszeit untersucht hat. Dafür wurden Spezialkameras in unserem und im Nachbargarten installiert, um die Lichtverschmutzung zu messen. Es kam raus, dass wir im Normbereich lagen, eine große Leuchtreklame ist viel lichtverschmutzender.
Die meisten unserer Lichter sind statisch und blinken nicht, außerdem sind sie zum Großteil warmweiß und nur manche bunt. Deswegen ist die Beleuchtung nicht so aggressiv. Wir lassen sie jeden Tag bis 21 Uhr leuchten, danach schalten wir sie ab.
Vor der Energiekrise hat unsere Stromrechnung pro Saison circa 2.000 Euro betragen, letztes Jahr hatten wir eine größere Nachzahlung. Dieses Jahr fliegt das Christkindl deswegen mit Solarstrom. Auf dem Dach haben wir Paneele und im Keller drei Speicherbatterien, die Sonne liefert den Strom.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Hier im Burgenland, im Süden Österreichs, haben wir nämlich auch im Dezember noch blauen Himmel. Das ist auch deswegen gut, weil kein Schnee auf den Figuren liegen sollte. Wenn es geschneit hat, blasen wir die Flocken mit einem Laubbläser weg, damit es zu keinem Kurzschluss kommt.
Weihnachtsfans aus aller Welt
Wir haben den Garten seit 2010 für Besucher geöffnet. Wegen meiner großen Sammlung aufblasbarer Weihnachtsfiguren kommen jeden Winter tausende Leute aus aller Welt. Sogar aus Norwegen, Syrien, Algerien und Dubai waren schon Leute zu Besuch. Manche sagen, bei uns im Ort ist im Winter mehr Verkehr als auf der Autobahn.
Die Einnahmen aus dem Eintritt spenden wir an Charity-Projekte, in den letzten 13 Jahren kam so eine sechsstellige Summe zusammen. Ich finde also, das Positive überwiegt bei unserer Beleuchtung.
Häh? Haben Sie manchmal auch diese Momente, wo Sie sich fragen: Warum, um alles in der Welt, sind andere Leute so? Wir helfen bei der Antwort. Wenn Sie eine Gruppe Menschen besser verstehen wollen, dann schicken Sie Ihre Frage an verstaendnis@taz.de.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein