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Weihnachten für umme (6)Baumklau für den Waldumbau

taz-Adventskalender: Weihnachtsbäume sind nicht teuer, aber es gibt sie auch zuhauf im Wald. Was dabei zu beachten ist.

Wer hat hier geholzt? Foto: taz

Die taz Berlin sucht in Zeiten von Inflation und Energiekrise Türchen für Türchen nach Wegen, wie es ganz ohne Geld etwas werden kann mit dem ach so besinnlichen Fest.

Wenn das mal keine gute Nachricht ist: Weihnachtsbäume werden 2022 kaum teurer als im Vorjahr. Das sagen unisono der Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger in Deutschland e.V. (BWS) und der Verband natürlicher Weihnachtsbaum (VNWB). Beiden Verbänden zufolge soll es lediglich „moderate Preisanpassungen“ geben.

Ein erster Blick bei den Anbietern bestätigt dies. Bei Tannenbaum-Berlin.de kostet das Einstiegsmodell (ab 70 cm) 9,90 Euro. Wer es über einen Meter haben will, muss 12,90 Euro berappen. Luxusmodell ist nach wie vor die Nordmanntanne. Deutschlands beliebtester Weihnachtsbaum kostet pro Meter 21 bis 27 Euro, meldet der BWS.

Auch bei den Bio-Weihnachtsbäumen bleibt alles beim alten. Klar, tot sind die auch, wenn sie den Gabentisch schmücken, aber wenigstens haben sie vorher ein schönes Leben gehabt. In Brandenburg kann man Bio-Bäume auch selbst töten. Darauf wies am Wochenende Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) hin.

„Brandenburgs Landesbetrieb Forst startet am dritten Adventswochenende mit insgesamt 13 Aktionen seinen diesjährigen Weihnachtsbaumverkauf in den Landeswaldoberförstereien“, heißt es in einer Mitteilung. „Die märkischen Bäume sind ohne Chemie aufgewachsen, jeder hat seinen individuellen Wuchs.“ In einigen Förstereien werde zusätzlich Kamin- und Brennholz oder sogar Wildfleisch angeboten. Da wird der Wald doch gleich zum Bioladen für Weihnachtsbäume.

Wem auch das zu teuer ist, kann es auf eigene Faust versuchen. Wer dabei erwischt wird, kann dann im Dialog mit dem Förster (wenn er denn kein Gewehr dabei hat) behaupten, er schlage den Weihnachtsbaum nicht wegen der Adventsstimmung im heimischen Wohnzimmer, sondern um den Waldumbau zu befördern. Das könnte zwar der Förster auch (wenn er ein Gewehr dabei hätte, etwa um Rehe zu schießen), aber ganz von der Hand zu weisen ist das Argument nicht. Denn wo Licht geschaffen wird, kommen junge Bäume hoch, auch Lubbäume wie Buchen und Eichen. Natürliche Waldverjüngung ist schließlich das Gebot der Stunde. Manche sagen auch: „Wald schaffen mit Büchse und Axt“.

Einfach mal die Axt anlegen

Während das mit der Büchse, wie gesagt, der Job eines Jägers oder Försters ist, ist das mit der Axt nicht weiter schwierig. Voraussetzung ist natürlich, man schlägt jene Bäume, die wirklich Licht schaffen. Also keine Nordmanntanne aus der Baumschule, sondern eine ausgewachsene Kiefer. Zum Beispiel in Grünheide, dann kann man es hinterher noch Tesla in die Schuhe schieben.

Wahrscheinlich passt der Weihnachtsbaum für umme dann am Ende eher auf die Terrasse als ins Wohnzimmer. Und wer eine Terrasse hat, hat auch Geld, um bei Axel Vogel in den Bioladen zu gehen. Also lassen wir es. War nur so eine Idee.

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