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Weihnachten für umme (15)Friedhöfe sind lauschige Orte

Kommentar von Andreas Hartmann

taz-Adventskalender: Die Berliner Friedhöfe sind einfach unterbewertet. Das macht etwas mit einem, so ein Grabstättenbesuch – und er kostet nichts.

Gräber von Weigel und Brecht auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte Foto: dpa

D ie taz Berlin sucht in Zeiten von Inflation und Energiekrise Türchen für Türchen nach Wegen, wie es ganz ohne Geld etwas werden kann mit dem ach so besinnlichen Fest.

Der Tod ist bekanntlich umsonst, logischerweise gilt das auch für den Besuch von Friedhöfen. Obwohl man für einige auch durchaus Eintritt verlangen könnte. Warum zum Beispiel möchte jemand, der noch nicht dort war, unbedingt mal nach Paris? Natürlich um endlich den Eiffelturm zu besteigen, ein anständiges Croissant zu futtern und die Mona Lisa lächeln zu sehen. Hat aber alles seinen Preis. Bei einer der Touri-Attraktionen schlechthin in der Stadt der Liebe, dem Père Lachaise und dem sagenumwobenen Grab von Jim Morrison gilt jedoch: Eintritt frei.

Berlin hat keinen so berühmten Friedhof wie Paris und nicht einmal wie Wien einen weltbekannten Zentralfriedhof. Aber ich finde: Die Berliner Friedhöfe sind einfach unterbewertet. Wir haben wirklich sehr schöne, was ein Wunder ist. Wenn man sich etwa mal die bedeutendsten Parks dieser Stadt anschaut, den Görli oder den Mauerpark, die nichts anderes sind als runtergerockte Steppen, auf denen man gut Frisbee werfen kann, erwartet man sich von den Friedhöfen erst einmal gar nichts. Unterliegt dabei aber einem Irrtum.

Die Friedhöfe am Mehringdamm oder der Alte St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg beispielsweise sind absolut lauschige, stimmungsvolle und – für Berlin absolut ungewöhnlich – gepflegte Örtchen.

Special-Interest-Kategorien

Und mindestens so tolle tote Promis wie Jim Morrison haben wir auch. Bertolt Brecht, E. T. A. Hoffmann, Rosa Luxemburg, Rio Reiser, wirklich unzählige Größen von historischer Bedeutung wurden bei uns beigesetzt. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, selbst in diversen Special-Interest-Kategorien, beispielsweise Walter Ulbricht auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde oder Günter Pfitzmann, der auf dem Waldfriedhof Zehlendorf zur letzten Ruhe gebettet wurde.

Und so ein Besuch bei einem Lieblingstoten kann wirklich etwas auslösen. Nirgendwo sonst kann man etwa der großen, der wunderbaren Nico gewissermaßen sogar physisch so nahe sein wie an ihrem Grab im Friedhof Grunewald. Gräber wie dieses haben eine Aura, und als Nico-Fan kann man gar nicht anders, als davon ergriffen zu werden. Da stehen und leise „These Days“ vor sich hin murmeln.

Wie sagt man heutzutage: Das macht etwas mit einem, so ein Grabstättenbesuch. Der ist Stadterkundung, Erholungstrip, Bildungsreise und Selbsterfahrungsworkshop in einem. Und kostet nicht einmal das Leben.

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2 Kommentare

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  • Juti Beitrag!



    Es kann nur einen Friedhof geben!



    Friedhof Heerstraße



    upload.wikimedia.o...him_Ringelnatz.jpg



    de.wikipedia.org/w...of_Heerstra%C3%9Fe



    Das ist das tolle an der großen, bösen Stadt. Jede Menge interessante Friedhöfe. Vom Umland will ich jetzt mal gar nicht schreiben.



    Druck die Lagepläne aus und dann nüscht wie hin zum Friedhof.



    Eff Jott Krüger



    Ideal-Hundsgemein



    www.youtube.com/watch?v=Fctkq6qxm_0



    -------------------------------------------------



    .... in diversen Special-Interest-Kategorien, beispielsweise Walter Ulbricht auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde..(So schön geschrieben..)



    de.wikipedia.org/w..._Gedenkstaette.jpg

  • Der Friedhof Grunewald-Forst hat eine interessante Geschichte:

    "Die Havel macht unweit des Friedhofs einen Knick mit der Folge, dass hin und wieder Wasserleichen an dieser Stelle ans Ufer treiben. Unter den Ertrunkenen sind manchmal auch Suizidenten. Ihre Beerdigung war noch bis ins 19. Jahrhundert mit Schwierigkeiten verbunden, da die christlichen Kirchen Suizidenten als „Todsündern“ die Beerdigung auf ihren Friedhöfen verweigerten. An der Forstverwaltung des Grunewalds blieb also das Problem ihrer Bestattung hängen.

    Sie beschloss 1878/79, die Toten nahe am Fundort an einer Waldlichtung zu bestatten. Vom 22. Januar 1900 stammt die älteste erhaltene Eintragung, die über die Beerdigung eines 22-jährigen Schlossergesellen berichtete. Das sprach sich herum und führte dazu, dass sich Angehörige von Suizidenten auch aus der weiteren Umgebung an den Oberförster wandten oder ihre Toten kurzerhand selbst im Wald begruben. Auch einige Selbstmörder, die ihrer Familie zu allem Kummer nicht auch noch den Ärger mit ungnädigen Friedhofsverwaltungen zumuten wollten, wählten daraufhin die Friedhofsnähe als Ort ihres Abschieds. "

    de.wikipedia.org/w...of_Grunewald-Forst

    Und am Grab von Nico stehen immer ein paar Weinflaschen. Ähnlich wie bei dem Grab von Jim Morrison in Paris. Also, nicht vergessen, etwas mitzubringen.

    "Here she comes



    You better watch your step



    She's going to break your heart in two



    It's true"

    www.youtube.com/watch?v=svYqI1PvcpM