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Wegen Übernahme von MonsantoHunderte Anleger verklagen Bayer

320 Aktionäre fordern Entschädigungen. Der Grund: Bayer habe seine Anleger über die Risiken der Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto getäuscht.

Glyphosat auf dem Feld, neue Klagen gegen den Chemie- und Pharmakonzern Foto: imago

Berlin rtr | Die geplanten Aktionärsklagen gegen Bayer wegen der umstrittenen Übernahme des US-Agrarriesen Monsanto nehmen größere Dimensionen an. Bis zum Ablauf der Verjährungsfrist am 31. Dezember 2021 seien Klagen für rund 320 Kläger beim Landgericht Köln eingereicht worden, teilte die auf Anleger-Musterverfahren spezialisierte Kanzlei Tilp am Montag mit und bestätigte damit einen Bericht der Wirtschaftswoche.

Die Forderungen summierten sich auf rund 2,2 Milliarden Euro. Mitte Dezember hatte Tilp erklärt, mehr als 250 institutionelle Investoren und eine Vielzahl Privatanleger zu vertreten. Das Gesamtvolumen dieser Klagen habe damals mehr als eine Milliarde Euro betragen.

Bayer hat seine Aktionäre nach Ansicht von Tilp vor allem über die Risiken der in den USA anhängigen Verbraucherklagen im Zusammenhang mit dem glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel Roundup getäuscht, die sich der Konzern mit der Monsanto-Übernahme 2016 ins Haus holte. Dadurch sei der Aktienkurs massiv gesunken. In den USA muss sich Bayer gegen Tausende Klagen von Roundup-Nutzern wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Mittels wehren. Bayer hat das stets zurückgewiesen.

Der Konzern bekräftigte am Montag, die Klagen für unbegründet zu halten. „Bayer hat die Gesetze eingehalten und ist seinen Veröffentlichungspflichten nachgekommen“, teilte ein Sprecher mit. „Untersuchungen unabhängiger Experten bestätigen, dass der Bayer-Vorstand bei der Akquisition im Einklang mit seinen Pflichten gehandelt hat.“

Mitte Dezember hatte das Landgericht Köln entschieden, dass der Antrag der Anwaltskanzlei auf Einleitung eines Kapitalanleger-Musterverfahrens im Bundesanzeiger veröffentlicht wird. Das ist ein erster Verfahrensschritt. Gibt es genug gleichgerichtete Klagen, legt das Oberlandesgericht einen Musterkläger fest, mit dem der Prozess dann exemplarisch geführt wird.

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8 Kommentare

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  • Sie berichten bestimmt noch genauer über den Ausstieg von Investor Royal Vopak aus dem LNG-Terminal in Brunsbüttel? - Ende Gelände meldet heute, es stehe vor dem aus!



    "trotz 11 Mio € Verlustgeschäft".



    Das ist eben das Anlage-Kapital:



    es ist nicht auf Standorte angewiesen, sondern switcht flexibel woandershin.

  • Aktiengeschäfte basieren doch auf lügen, täuschen und bescheissen, oder nicht?



    Und auch darauf, dass Firmen und Konzerne wirklich alles tun, um die Kurse zu steigern. Dass das schief gehen kann, liegt in der Natur dieser Zockerbude namens Börse.

    Davon abgesehen: man sollte mal die Verantwortlichen bei Bayer genau unter die Lupe nehmen. Diese Übernahme stank schon immer ziemlich ja Korruption.

    • 4G
      47202 (Profil gelöscht)
      @Grummelpummel:

      "lügen, täuschen und bescheissen, oder nicht?"

      Es ist wahr, dass Aktien sich mehr und mehr an den Erwartungen der Anleger orientieren. Der eigentliche Wert einer Firma gerät zunehmend in den Hintgergrund.



      Anders sind Börsenaufsteiger wie "Delivery Hero" und viele andere nicht zu verstehen.



      Da ist ja kein Wert dahinter. Auch gibt es z.B. viele Wasserstoffbuden, die leben allein von der Erwartung - mit einem Sack voller Schulden!

    • @Grummelpummel:

      Vergessen Sie nicht:

      Sobald sie ein Apple besitzen, oder bei Amazon bestellen, oder gerne Netflix schauen, unterstützen Sie gern *diese System*.

      Die Namen sind als Beispiel, es gibt zig tausende andere Namen möglich zu ernennen... Egal Deutsch oder ausländisch.

      • @Robert Boyland:

        Ich versuche so gut es geht, gewisse Konzerne und Firmen zu vermeiden.



        Durch die vielen Verstrickungen der Konzerne ist das nicht einfach und vermutlich kaufe ich dann doch hin und wieder was, das nicht offensichtlich dazu gehört.



        Amazon, Apple, Netflix. Google, Nestlé stehen auf meiner "don't"-Liste. Zwar schaue ich hin und wieder was auf YouTube, aber ich habe keinen Google-Account, nutze andere Suchmaschinen und bin mit diversen Add-Blockern etc. unterwegs. Sprich: ich bin bemüht und ziehe mich nicht auf das Statement der Faulen und Ignoranten zurück, dass das ja eh nichts bringt, weil andere... (auch beliebt in der Klimadebatte, da sollen ja auch erstmal die anderen anfangen).

  • "In den USA muss sich Bayer gegen Tausende Klagen von Roundup-Nutzern wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Mittels wehren."

    Angeblich ?

  • Monsanto stand ja nicht von ungefähr zum Verkauf ...

    Aber die Aussage "konnte ja keine ahnen, davon wusst eich nichts" wirkt vor deutschen Gerichten ja noch immer Wunder ...

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Das ist einmalig in der deutschen Industriegeschicht.



    Eine vorhersehbare Katastrophe wird ignoriert, weil man die dicken Dollarzeichen und den persönlichen Boni im Auge hatte. Ökologie? Scheißegal!

    Dass der Vorstand immer noch agiert ist der eigentliche Skandal.



    Der Aktienkurs war mal vor Monsanto über 100 €, nun dümpelt er unter 50 herum.



    Haben wir so viele Superdeppen in den Aufsichtsräten????



    (zum Glück habe ich von diesem "sauberen" Konzern keine Aktien in Besitz.)