Wegen Corona-Krise: EZB legt Notkaufprogramm auf
Die Europäische Zentralbank will die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Seuche abfedern. Es sollen für 750 Milliarden Euro Anleihen gekauft werden.
Trotz der massiven EZB-Geldspritzen wurde erwartet, dass der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge am Donnerstag erneut niedriger startet. Am Mittwoch hatte er wegen wieder aufgeflammter Rezessionsängste 5,6 Prozent im Minus bei 8441,71 Punkten geschlossen.
Die Ölpreise dagegen stoppten am Donnerstag die Talfahrt der vergangenen Handelstage vorerst. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 26,29 US-Dollar. Das waren 1,41 Dollar mehr als am Vortag.
Mit dem Ankaufprogramm will die EZB unter anderem dazu beitragen, dass es auf den Finanzmärkten infolge der Coronavirus-Krise nicht zu weiteren Verwerfungen kommt, die die Wirtschaft zusätzlich belasten würden. Experten erwarten infolge der Pandemie einen Wirtschaftseinbruch; das Ausmaß der Folgen ist wegen der sich weiterhin rapide verändernden Situation aber noch nicht absehbar.
Das Ankaufprogramm werde beendet, sobald der EZB-Rat die Coronavirus-Krise für bewältigt halte, aber nicht vor Jahresende, erklärte die EZB weiter. Das Entscheidungsgremium der Zentralbank, der EZB-Rat, weichte auch bestehende Kriterien auf, welche Papiere von der Notenbank angekauft werden können. Demnach kann die EZB nun beispielsweise auch Staatsschulden Griechenlands ankaufen.
EZB-Chefin Lagarde: „Keine Grenzen“
Die EZB stehe bereit, den Rahmen des Programms wenn nötig in der Höhe auszuweiten und die Kriterien der infrage kommenden Wertpapiere anzupassen, „so viel wie nötig und so lange wie nötig“, erklärte die EZB. Die Notenbank sei entschlossen, die finanziellen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass alle Bereiche der Wirtschaft die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie meistern könnten, hieß es weiter. „Das gilt gleichermaßen für Familien, Firmen, Banken und Regierungen“, erklärte die EZB. Lagarde schrieb auf Twitter: „Es gibt für unseren Einsatz für den Euro keine Grenzen.“
Europas Währungshüter hatten aber bereits vergangene Woche ein Bündel von Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie beschlossen. 120 Milliarden Euro zusätzlich wollte die EZB demnach bis Jahresende in Anleihenkäufe stecken. Es war zunächst nicht sofort klar, ob die Summe nun ein Teil des neuen 750-Milliarden-Programms ist oder ob sie noch zusätzlich Anleihenkäufe darstellt.
Billige Kredite für Banken
Mit Hilfe besonders günstiger Langfristkredite will die EZB Banken ferner dazu bewegen, vor allem kleine und mittelgroße Firmen mit Geld zu versorgen, wie es vergangene Woche hieß. Zudem stellten weltweit führende Notenbanken die Versorgung des Finanzsystems mit der Weltreservewährung US-Dollar sicher. Bislang waren die Maßnahmen an den Aktienmärkten aber weitgehend verpufft.
Der Leitzins für die Eurozone ist bereits negativ. Experten sind daher skeptisch, ob eine weitere Absenkung der bereits historisch niedrigen Zinsen im Euroraum den Konsum tatsächlich ankurbeln würde.
In den USA hat die Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins wegen der wirtschaftlichen Verwerfungen infolge der Coronavirus-Epidemie bereits in zwei Schritten von 1,75 bis 1,5 Prozent auf inzwischen fast null Prozent gesenkt. Zudem will die Fed die Wirtschaft mit einem 700 Milliarden Dollar schweren Anleihekaufprogramm ankurbeln und Banken vorübergehend Notfallkredite gewähren, wie sie es bereits nach der großen Finanzkrise 2008 getan hatte.
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