Website von deutschen Jesiden gehackt: „Nährboden für wirkliche Übergriffe“
Unbekannte haben kurzzeitig die Website der jesidischen Gemeinde durch eine Hassbotschaft ersetzt. Viele Jesiden fühlen sich bedroht.
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HAMBURG taz | In sozialen Medien hetzen Islamisten offen gegen Jesiden. Beleidigungen, Drohungen und Propaganda-Videos schwirren durchs Netz. Am Mittwoch knackten Unbekannt die Internetseite der jesidischen Gemeinde in Deutschland. Zwölf Stunden lang zeigte die Seite nur das Bild eines vermummten Mannes mit marokkanischer Flagge vor dem Gesicht und die kruden Botschaften einer „Moroccan hacker gang“. Neben Beschimpfungen fanden sich zusammenhanglose Phrasen wie „MadriiD 5 – 0 FCB Bayern Fuck“ oder das Wort „Gaza“.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Jesiden, Telim Tolan, geht von einer politischen Motivation aus. „Unsere Seite ist viel zu unbedeutend, als dass sich ein Hacker damit profilieren könnte.“ Vielmehr sollten die Jesiden im Internet mundtot gemacht und eingeschüchtert werden. Viele Jesiden, die die Provokationen und Anfeindungen im Netz erlebten, hätten das Gefühl, dass sich die Bedrohungslage auch in Deutschland verschärft, sagt Tolan. Deshalb steht die Gemeinde mit der Polizei in Kontakt: „Die bestätigen aber nicht, dass es eine tatsächliche Bedrohung gibt.“
Es war nicht der erste Angriff auf die Internetseite der jesidischen Gemeinde. Schon vor zwei Jahren platzierten Hacker kurdenfeindliche Botschaften auf der jesidischen Homepage. „Danach haben wir unsere Seite besser gesichert.“
Der Vorsitzende des Zentralrats nimmt die virtuellen Beleidigungen und Drohungen ernst: „Das ist der Nährboden für tatsächliche Übergriffe.“
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