Webseite zur Atommüll-Endlagersuche: Keiner will mitreden
Die Standortsuche für ein Atomlager sollte von der Bevölkerung online kommentiert werden. Aber es gab kaum Interesse daran.
Am 28.September will der Umweltausschuss des Parlaments den Bericht der Kommission debattieren und auch darüber reden, was das Volk davon denkt. Das aber wird wohl eine kurze Diskussion. „Seit Juli haben sich etwas mehr als 100 Personen registriert und rund 200 Kommentare und 10.000 Votes abgegeben“, meldet Hannes Leo von der Betreiberplattform cbased.
Es gebe zwar keine „Zielvorgaben“ bei der Beteiligung, aber eine statistische Erfahrung: Mindestens 400 bis 500 Teilnehmer müssten sich bei der „Überprüfung eines Dokuments“ äußern, um alle konfliktreichen Punkte aufzudecken. Aus diesen Eingaben ließe sich dann herausfiltern, welche Punkte wichtig und konfliktträchtig seien und wo weitergearbeitet werden müsse.
Auch Gorleben bleibt eine Option
Im Juni hatte nach zweijähriger Arbeit die „Endlagerkommission“ des Bundestages ihren umkämpften Abschlussbericht vorgestellt. Darin einigten sich 32 Experten und Politiker auf Kriterien und Verfahren, die bei der Suche nach einem Atomendlager gelten sollen und noch von Bundestag und Bundesrat zu beschließen sind: So werden explizit keine Standorte von der Suche ausgenommen, es gibt keine Festlegung auf eine bestimmte Gesteinsart.
Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen hatten stark kritisiert, dass der umstrittene Standort Gorleben nicht ausdrücklich von der Suche ausgenommen worden war. Der BUND als einziger Umweltverband hatte daher den Bericht nicht mitgetragen, sondern ein Sondervotum herausgegeben.
Genügend Gründe für Kommentare und Kritik also. Aber bei endlagerbericht.de herrscht die Ruhe nach dem Sturm. Die meisten Anmerkungen gibt es zur Zusammenfassung des Berichts, zu den Kapiteln „Ausgangsbedingungen des Berichts“, der „Erfahrung mit der Lagerung radioaktiver Stoffe“ und dem „Dialog mit den Regionen“ – also den Fragen, die die Anwohner von potenziellen Standorten direkt betreffen. Trotzdem sind dort jeweils nur etwa ein Dutzend Teilnehmer mit Kommentaren vertreten.
Das zuständige Umweltministerium ist vom Desinteresse der Bürgerinnen und Bürger ebenfalls enttäuscht. „Für viele Menschen ist das Thema eben wenig konkret“, heißt es. „Sobald aber über einzelne Regionen als Standorte geredet wird, wird sich das ganz schnell ändern.“
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