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Wassermusik-Festival in BerlinDem Tod ein Stückchen davongetanzt

Bei der Wassermusik am Berliner Haus der Kulturen der Welt durfte man entspannt entdecken. Damit es es nun mit diesem Sommer wohl vorbei.

Musik mit Blick auf imposante Baumoderne: der Charme der Wassermusik Foto: Silke Briel

W enn es um letzte Male geht, hat man natürlich gleich dieses Lied der Rolling Stones im Ohr, in dem Mick Jagger so schön seufzend festhält, well this could be the last time, maybe the last time, und dann, eine klitzekleine Hoffnung lassend: I don't know, oh no, oh no.

Als die Stones vor wenigen Tagen zum Abschluss ihrer aktuellen Europatournee in der Berliner Waldbühne spielten, war das auch allerorten in den Medien als Refrain zu hören, dass das nun wirklich das letzte Mal gewesen sein könnte – live mit den Stones, oh no, oh no… Aber hier soll es mal gar nicht um die Stones gehen. Gibt ja noch andere Letztmaligkeiten. Am Wochenende musste man in Berlin Abschied nehmen von einer Konzertreihe, die man über die Jahre fest im Kalender notiert hatte. Stichwort: nicht zu versäumendes Sommervergnügen.

Der Charme der Konzerte dieser Reihe, Wassermusik heißt sie, verdankt sich auch dem Ort: Mit der Bühne auf der Dachterrasse vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), im Rücken die Spree, hinter der sich bei der zweiten Band des Abends immer die Sonne zurückzieht, während sie bei der ersten ihr Licht über diese Szenerie ausschüttet.

So war das wieder am Samstag: Sonne. Sommer. Menschen, die sich entspannen wollen und das ganz entspannt tun. Frauen, Männer, was auch immer. Auffallend viel mehr Frauen aber als sonst bei Clubkonzerten.

Wassermusik und Rolling Stones

Im Vergleich zu den 60 Bühnenjahren der Stones wären die 13 Wassermusik-Runden, die man bisher drehen durfte, durchaus noch ausbaufähig. Doch Ende dieses Jahres wechselt die HKW-Intendanz, auch das komplette Macherteam scheidet aus.

Im Gegensatz zu den Stones hörte man bei der Wassermusik bei einem sehr weiten Musikbegriff deutlich mehr als den Rhythm & Blues. Die Südsee, die Karibik, selbst die Wüste wurde hier musikalisch bereist. An der Donau entlang hörte man Balkanmusiken und von noch weiter weg kolumbianische Cumbia und den Thai-Trance-Funk von der Paradise Bangkok Molam International Band. Rai-Superstar Khaled war mal da und die Bollywood-Legende Asha Bhosle.

Immer gab es hier etwas Besonderes zu hören. Oft genauso bodenständig wie abgedreht – was sich schlicht daraus ergibt, dass das Bodenständige von anderswo hier halt unvertraut und schräg klingen kann. So wie etwa dieses dumpfe grummelnde Wissen tief im Inneren der Cajun-Musik, dass man bei all den Good Times, die da rollen sollen, doch eigentlich nur dem Tod ein Stückchen davontanzt.

Der Mississippi ist das diesjährige Leitmotiv der Wassermusik. Der Fluss, an dem fast alles, was an US-Musik Bedeutung hat, ihren Ursprung hat. Cajun war also zu hören, der Blues und der Jazz, was sich alles noch mal zum Schluss in den eindringlichen folkinspirierten Liedern von Leyla McCalla wiederfand, die mit ihrer Band haitianische Traditionen dazu mischte.

Halt wieder ein stimmungsvolles Konzert in anregender Umgebung, bei der Wassermusik. Wird wohl das letzte Mal gewesen sein, oh no, oh no!

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Thomas Mauch
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1960, seit 2001 im Berlinressort der taz.
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