Wandel beim Radfahren: Der Motor macht's
Während der Corona-Pandemie boomte das Radfahren. Dann flaute die Begeisterung wieder ab. Eine Fahrradart aber ist nach wie vor beliebt.
Die HUK ließ im Januar und Februar im Rahmen ihrer alljährlichen Mobilitätsstudie bundesweit 4.101 Menschen ab 16 von Yougov befragen, die Ergebnisse sind demnach repräsentativ für die Bevölkerung in ganz Deutschland, ebenso für alle 16 Bundesländer. Die Hauptfrage an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lautete, welches Verkehrsmittel die persönlichen Auswahlkriterien für ein Verkehrsmittel in den nächsten Jahren am besten erfüllen werde.
Auffällig ist vor allem, dass das traditionelle Fahrrad ohne elektrischen Hilfsmotor nicht mehr so beliebt ist wie in den letzten Jahren: Auf dem Höhepunkt der Pandemie 2021 war es für 26 Prozent das Mittel der Wahl, in der Neuauflage 2024 nur noch für 16 Prozent.
Lange Jahre galten E-Bikes hauptsächlich als Gefährte für die ältere Generation, doch das scheint sich gewandelt zu haben: Je jünger die Befragten, desto ausgeprägter das Phänomen: Von den 16- bis 24-Jährigen betrachten demnach nur 11 Prozent das nicht-elektrische Fahrrad als bestes Fortbewegungsmittel – 2021 hatten noch 28 Prozent in dieser jugendlichen Altersgruppe das Rad favorisiert.
E-Bikes: stabile Beliebtheit bei Jung und Alt
Keinen vergleichbar ausgeprägten Knick gibt es bei der Beliebtheit des E-Bikes: 2021 war das Elektrorad für elf Prozent der damaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern das beliebteste Verkehrsmittel, 2024 für zehn Prozent. „In der Corona-Zeit haben eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten von Bussen und Bahnen die Beliebtheit des Fahrrads sehr stark befördert“, sagte HUK-Vorstandsmitglied Jörg Rheinländer. „Durch das E-Bike scheinen sich jedoch nachhaltig neue Zielgruppen geöffnet zu haben.“
Ebenfalls auffällig sind regionale Unterschiede: So sagten 22 Prozent der Hamburger Befragten, dass sie im vergangenen Jahr häufiger als früher Rad beziehungsweise E-Bike fuhren, im Saarland waren es dagegen nur acht Prozent. Der bundesweite Schnitt liegt bei 14 Prozent, neben dem Saarland lagen sechs Bundesländer darunter: Hessen, Thüringen, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.
Die Ergebnisse der Umfrage spiegeln sich in den Absatz- und Produktionszahlen der Fahrradindustrie wider: Nach der im März veröffentlichten Schätzung des Zweirad-Industrieverbands ZIV ist die Zahl der Fahrräder und E-Bikes in Deutschland von 2018 bis 2023 zwar um über zehn Prozent auf 84 Millionen gestiegen.
Der Absatz herkömmlicher Fahrräder jedoch ging 2023 nach ZIV-Daten im Vergleich zum Vorjahr um eine halbe Million auf noch 1,9 Millionen Stück zurück. Die E-Bike-Verkaufszahlen jedoch waren mit 2,1 Millionen Stück stabil, somit hatten Elektroräder auch erstmals das traditionelle Rad überflügelt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“
Verbotskultur auf Social Media
Jugendschutz ohne Jugend
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“