Waldbrand in Jüterbog: Löschen wird zum Randphänomen
Bei Jüterbog versucht die Feuerwehr, den Wald kontrolliert brennen zu lassen. Eindämmen kann sie die erneuten Brände dort nicht.
Warum brennt es immer wieder auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog-West? „Die Frage stelle ich mir auch“, sagt Raimund Engel, Waldbrandschutzbeauftragter vom Land Brandenburg. „Wieso da und nicht auf den anderen Übungsplätzen in der Umgebung, etwa Heiderose?“ Es sei aus seiner Sicht „auffällig, dass es in diesem Areal immer wieder Brandereignisse gibt“, sagt er.
Die Ursache für den aktuellen Brand ist Engel zufolge noch unklar. Auch Brandstiftung sei denkbar, die Ermittlungen gingen in alle Richtungen. Über mögliche Motive dafür möchte er allerdings nicht mutmaßen. „Das müssen die Fachleute beim Landeskriminalamt sagen“, sagt Engel.
Auch panzerzerschlagende Munition
Ursächlich für die fast jährlich wiederkehrenden Brände könnte die besondere Kampfmittelbelastung des Übungsplatzes sein. „Jüterbog-West war auch Zielgebiet. Da wurde viel drauf geschossen, auch mit panzerzerschlagender Munition“, erläutert Engel. Eine Vielzahl an scharfer Munition aus dem Zweiten Weltkrieg befindet sich daher noch auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz – teils metertief unterirdisch, teils überirdisch – und verrottet nach und nach. Darunter auch Phosphormunition, die als leicht entflammbar gilt.
Trotz vieler Indizien sei diese Erklärung nicht erwiesen. „Wir können nicht alles auf Selbstentzündung schieben. Bei so großer Munition ist das nicht sehr wahrscheinlich“, erklärt Engel.
Der Geoökologin Kirsten Thonicke vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zufolge hat auch das Klima der vergangenen Jahre einen Anteil an den wiederkehrenden Bränden. In einem RBB-Interview erläuterte sie, dass die Vegetation durch längere Trockenheitsphasen der Vergangenheit gestresst und deshalb anfällig für Brände sei.
Klimabedingte Ursachen
Trotz der unsicheren Beweislage zu den genauen Brandursachen und der klimabedingten Brandanfälligkeit mehren sich aktuell die Stimmen, die für eine schnelle Kampfmittelbeseitigung plädieren. Ulrich Cimolino, Pressesprecher der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes, sagte am Montagnachmittag, dass es zunächst Gefährdungskarten für die Feuerwehren brauche. Darauf sollten betroffene Flächen und Anfahrtswege ausgewiesen sein. Im nächsten Schritt sei darüber hinaus „die Beschaffung geschützter Fahrzeuge“ zur Räumung der Flächen notwendig. Ohne die Räumung der Munitionsreste aus den gefährdeten Gebieten könne das wiederkehrende Problem aus seiner Sicht nicht gelöst werden.
CDU-Landepolitiker Danny Eichelbaum wurde ebenfalls am Montagnachmittag noch konkreter und forderte bereits Mittel vom Bund für die Kampfmittelbeseitigung. „Allein die Munitionsbergung rund um Jüterbog würde 250 Millionen Euro kosten“, sagte Eichelbaum. Bund und Länder müssten aus seiner Sicht verhandeln, wie dieses Geld zur Verfügung gestellt werden könne.
Zeitgleich brennt der Wald in Jüterbog weiter. Zeitweise über 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr versuchen, die zwischen 30 und 50 Meter breiten Brandschutzstreifen zu kontrollieren, um zu verhindern, dass der Brand sich weiter ausdehnt. Ein aktives Löschen ist nicht möglich. Zu gefährlich ist das Befahren des Areals aufgrund der Sprengkörper.
Löschkapazitäten nur für Korridore
Die anfangs noch eingesetzten Löschflugzeuge sind aufgrund zu geringer Löschkapazitäten nicht in der Lage, den Großbrand einzudämmen. Auch das Wetter spielt nicht mit. „Aktuell ist nicht damit zu rechnen, dass die Niederschläge die Situation bis zum Wochenende verbessern. Tiefdruck würde eher Wind bringen“, erklärt Engel. Dennoch hält er erleichtert fest: „Für die umliegenden Ortschaften ist aktuell keine Gefährdung gegeben. Die sind immer noch weit entfernt.“
Für die Leiterin des Jüterboger Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch, ist genau das das Entscheidende. Beim aktuellen Brand und auch zukünftig sei es besonders wichtig, die Ortschaften zu schützen. Dafür seien in den vergangenen Jahren die breiten Schutzstreifen angelegt worden. „Wir müssen im Nachgang schauen, ob das Schutzkonzept gehalten hat“, sagt sie der taz. „Die regelmäßigen Brände, die werden wir wohl aushalten müssen, auch in der Größenordnung. Allerdings innerhalb der kontrollierbaren Korridore.“
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