Wahlkampfthema Bildung: G8 oder G9 macht keinen Unterschied
Die verkürzte Gymnasialzeit hat wohl nicht so negative Folgen für SchülerInnen, wie man bisher annahm. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie.
Ein am Donnerstag von der Stiftung Mercator veröffentlichtes Gutachten kommt nun allerdings zu dem Ergebnis, dass die G8-Reform keine negativen Folgen für SchülerInnen hat. Es konnten keine Unterschiede in der fachlichen Leistung zwischen G8- und G9-AbiturientInnen festgestellt werden.
„Wir sprechen uns weder für G8 oder G9 aus“, stellt Olaf Köller vom Leipniz-Institut in Kiel klar, der die Studie erstellt hat. In der 54-seitigen Expertise räumt Köller allerdings mit verschiedenen Mythen auf, die sich um die Schulreformen ranken. Die Befürchtung, G8-SchülerInnen seien schlechter auf das Studium vorbereitet als G9-AbsolventInnen habe sich demnach nicht bestätigt. Auch zeigte sich, dass SchülerInnen, die das Gymnasium nach der 12. Klasse beenden, zwar etwas weniger Zeit für außerschulische Aktivitäten haben, aber weiterhin Mitglied in Vereinen sind.
Für das Gutachten sammelte Köller die Ergebnisse verschiedener Studien zur Einführung und den Folgen von G8. Viele davon stellten fest, dass G8-SchülerInnen nicht gestresster seien, als SchülerInnen, die neun Jahre aufs Gymnasium gingen .
„Das ist keine reine Befürwortung von G8, aber die Befürwortung, nicht wieder umzubauen“, sagt Winfried Kneip, Sprecher der Stiftung Mercator zu den Ergebnissen des Studie. „Ressourcen sollten nicht in Strukturdebatten gebunden werden, sondern genutzt werden, um wichtigen Herausforderungen im Bildungsbereich, wie zum Beispiel der Qualität im Ganztag, zu begegnen.“
Kritik äußert die Stiftung daran, dass Entscheidungen der Länder, zum G9 zurückzukehren nicht evidenzbasiert getroffen wurden, sondern dem Druck der Eltern Rechnung trugen. Sowohl Hannelore Kraft als auch Armin Laschet hatten sich beim TV-Duell zur NRW-Wahl für eine freiwillige Rückkehr zum G9 ausgesprochen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott