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Wahlkampf an der A100Ohne Scheuer geht es besser

Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch trifft Treptower AnwohnerInnen der künftigen A100 zum Ortstermin – und verspricht ihnen einiges.

Bettina Jarasch (Grüne) und Bernd Kalweit von den A100-AnwohnerInnen Foto: Claudius Prößer

Auch eine potenzielle künftige Regierende Bürgermeisterin muss manchmal ganz alleine mit dem Fahrrad zum Wahlkampftermin strampeln. Vor dem „Park-Center“ an der Treptower Elsenstraße schließt die grüne Spitzenkandidatin Bettina Jarasch ihr Gefährt an einen Zaun, dann geht es zusammen mit der kleinen Gruppe, die dort auf sie gewartet hat, ins Parkhaus der Shoppingmall.

„Vom obersten öffentlichen Parkdeck aus kann man sehr gut erkennen, was unser Problem ist“, erklärt Bernd Kalweit von der Anwohner*innen-Initiative A100 Treptow. Er und seine beiden Mitstreiter führen Jarasch zur südöstlichen Ecke, durch ein Gitter fällt der Blick auf die Gleise der Ringbahn und der Görlitzer Bahn, dahinter Wohngebäude und viel Grün. Nach rechts zieht sich vor dem Ring-Bahndamm eine planierte Fläche, ganz hinten sind Spundwände erkennbar: Dort wird die A100 in ein paar Jahren aus dem tieferliegenden Trog an die Oberfläche kommen.

Aber eben nicht nur das: „In einem nachträglichen Planungsverfahren wurde 2015 beschlossen, dass das Niveau der Autobahn anschließend mit einer Rampe um mehrere Meter angehoben und vor der Straße Am Treptower Park wieder auf Straßenniveau abgesenkt wird“, so Kalweit. Das soll eine Vorleistung für den späteren Bau des 17. Bauabschnitts sein. Den wollen Grüne, Linke und auch Teile der SPD zwar gar nicht haben, aber das Bundesverkehrsministerium – und in Sachen Autobahn hat der Bund das Sagen.

Die Initiative vertritt hunderte Menschen, die auf der östlichen Seite am Treptower Park leben: Sie würden zusätzlich zum Lärm der Züge, die sich hier in die Kurve legen, noch dem der Autos ausgesetzt. Denn wenn die A100 auf das Niveau des Bahndamms angehoben wird, wirkt dieser nicht mehr als Barriere. Laut Kalweit erhält die Autobahn nur zur westlichen Seite hin eine Lärmschutzwand: Für die AnwohnerInnen, die die Initiative vertritt, soll es nur Schallschutzfenster im vierten Stock geben, alle anderen liegen laut einem Gutachten knapp unter der Dezibel-Grenze.

Jarasch hatte schon vor Monaten mit ihrem Vorschlag eines „Rückbaus“ der A100 für Debatten gesorgt, zuletzt wurde das auch für den Wahlkampf visualisiert: als schmalere Bundesstraße mit Platz für breite Radwege und eine Grünanlage. „Wir finden ihre Initiative toll“, versichert Kalweit der Kandidatin, „aber wir müssen aber auch den worst case mitdenken, dass die Rampe gebaut wird.“ Dann sei eine Schallschutzwand dringend notwendig. „Wir flehen darum, dass das auf Ihrer Agenda steht!“

Dass sie mit ihrer Idee hier offene Türen einrennt, freut Bettina Jarasch natürlich, und sie glaubt auch daran: „ Ich verspreche Ihnen, dass ich mich um den Lärmschutz kümmere“, sagt sie, „aber das wäre nur ein Trostpflaster für Sie, deshalb ist es Plan B.“ Zuvor bestehe die Chance, den Bund vom 17. Bauabschnitt abzubringen, was die Rampe überflüssig machen würde.

„Das ist nicht revolutionär“

„Ich setze mindestens auf eine grüne Regierungsbeteiligung im Bund und gehe davon aus, dass der nächste Verkehrsminister nicht mehr Scheuer heißt“, begründet sie ihre Zuversicht. Mit dessen NachfolgerIn könne dann auch über den Rückbau verhandelt werden: „Das ist nicht revolutionär, dafür braucht es nur politischen Willen.“

Robert Kindler von der Initiative weist noch einmal darauf hin, dass die Elsenbrücke bis mindestens 2028 neu gebaut wird. Das dürfte das Verkehrschaos am Fuße der „Treptowers“ noch einmal verschlimmern, wenn die Autobahn – ob wie geplant oder in abgespeckter Form – eröffnet wird. „Es gibt hier eine Grundschule, zu der die Kinder laufen, und was das für die Qualität des Parks als Erholungsgebiet bedeutet, diese Frage wird bislang gar nicht gestellt.“

Dass selbst eine Verschlankung der A100 zur Bundesstraße noch deutlich mehr Verkehr als heute erzeugen würde, weiß auch Jarasch. Deshalb müsse es künftig einfach insgesamt weniger Autoverkehr geben: „Das ist unser großes Thema, und wir meinen es wirklich ernst mit der Verkehrswende.“

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3 Kommentare

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  • Wie kann man bloß eine Autobahnplanung an einer Einbahnstraße "Am Treptower Park" enden lassen; sollen etwa alle Autobahnbenutzer dort erst mal rechts abbiegen und dann eine Ehrenrunde um den Treptower Park zur Puschkinstraße einlegen, bevor sie sich in die Stadtstraßen in Friedrichshain-Kreuzberg und dann weiter nach Mitte drängeln?

    Eine Rampe vor bzw. nach einer Kreuzung führt dann noch zu erhöhtem Schadstoffaufkommen.

    Stattdessen müsste hier ein qualifiziertes Autobahende geplant werden, mit geschmeidiger Einfädelung von der Autobahn in Richtung Elsenbrücke "hinter" dem Kinocenter und Unterbrechung der Elsenstraße mindestens in Nordrichtung.



    Am besten wäre es, bei der Gelegenheit im Westen des Autobahnendes den Bereich um Schlesisches Tor und Görlitzer Park und im Norden des Autobahnende den Bereich um das Ostkreuz zu autofreien Wohngebieten zu entwickeln, damit sich der von den Autobahn ausgehende Verkehr nicht durch diese Kieze windet, sondern auf der Achse Stralauer Allee - Mühlenstraße usw. den Weg in die Innenstadt rund um den Alex und die Leipziger Straße findet. Das ist ja sicherlich der Hauptzweck dieser Autobahn.

    Die Darstellung als "Ring" verdeckt ja grundsätzlich nur, dass solche Straßen den Verkehr nicht vom Zentrum abhalten sollen, sondern ein großer Teil des Verkehrs über den Ring in das Zentrum fließt. Es wäre mal ein Zeichen der Ehrlichkeit, wenn eine "Ring"-Autobahn so endet, dass vor allem die Weiterfahrt ins Zentrum erleichtert wird.

    • @meerwind7:

      Die Pläne der Autobahnanbindung sehen vor, dass man von der Autobahn nach links in Richtung Stadtmitte abbiegen kann. Entsprechende Vorbereitungen sind an Ort und Stelle bereits zu erkennen.

      Die von Ihnen geforderte "geschmeidige Einfädelung" wird es also geben (und zwar vor dem Kinocenter).