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Wahlen in den USAQAnon jetzt im Repräsentanten­haus

Politneuling Marjorie Taylor Greene aus Georgia gewinnt einen Sitz. Für Trump ist sie ein künftiger Star der Republikaner.

Sympathisantin von QAnon: Marjorie Taylor Greene hat einen Sitz im Repräsentantenhaus erzielt Foto: Elijah Nouvelage/reuters

Berlin taz | Abtreibungsgegnerin, Waffenliebhaberin und glühende Trump-Anhängerin: Marjorie Taylor Greene aus dem Bundesstaat Georgia hat auf Anhieb einen Sitz im Repräsentantenhaus erzielt. Mit der 46-Jährigen zieht nicht nur eine erzkonservative Hardlinerin, sondern auch eine Sympathisantin der rassistischen und antisemitischen QAnon-Bewegung in das Parlament ein.

Greene hatte sich zuvor noch nie um ein politisches Amt beworben, ist Politneuling. Ihr Bekenntnis zu „Q“, also zu einer Gruppe oder einer Person, die Beiträge unter diesem Pseudonym veröffentlichen, verschaffte ihr zumindest zu Beginn ihrer Kampagne einen deutlichen Schub. Zwar distanzierte sie sich von der Behauptung, dass die rechten Ver­schwö­rungs­an­hän­ge­r:in­nen Teil ihres Wahlkampfs seien, doch krude Theorien verbreitete Greene weiterhin sowohl via Twitter als auch über ihr Face­book­profil.

So etwa im September, als sie in einem Tweet behauptete, „Kinder sollten keine Masken tragen“ – obwohl US-Gesundheitsbehörden und Ex­per­t:in­nen dies im Kampf gegen das Coronavirus empfehlen. Zudem veröffentlichte Greene laut CNN auf Facebook ein Bild, auf dem sie mit einem Sturmgewehr bewaffnet andeutet, auf die demokratischen Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez, Ilhan Omar and Rashida Tlaib zu zielen.

Starke konservative Christen sollten ermutigt werden, gegen diese Sozialisten, die unser Land zerreißen wollen, in die Offensive zu gehen, hieß es dort. Das Foto wurde von der Plattform entfernt, da es gegen interne Regularien verstieß.

Greene feierte ihr neues Amt im Repräsentantenhaus als „großen Sieg“ für sich – wohl zur großen Freude für Donald Trump. Für ihn ist Greene ein „künftiger Star der Republikaner“, und das nicht nur, weil sie Mutter, Ehefrau, Unternehmerin und Trump-Fan ist. Im Wahlkampf propagierte sie den Slogan „Rettet Amerika, stoppt den Sozialismus“ und wetterte in Trump’scher Manier gegen „Antifa-Terroristen“.

Der Wahlausgang in Georgia sorgte dementsprechend auch in den sozialen Medien für Aufruhr. Die Angst ist groß, dass Verschwörungsmythen und menschenverachtende Ideologien Platz im Repräsentantenhaus finden.

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11 Kommentare

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  • Christen gegen Sozialisten... darauf muss man erst mal kommen!

    • 6G
      68514 (Profil gelöscht)
      @danny schneider:

      ... und dann auch noch mit Waffen ... was für'n Wahnsinn.

  • Wer solche Leute wählt, ist geisteskrank, wie der/die Gewählte selbst.

    Die Idiotie ist auf diesem Planeten auf dem Vormarsch

    • @hsch:

      Der Irrsinn beginnt bereits bei der Idee, dass eine Person, die ihre völlige Zurechnungsunfähigkeit vor sich herträgt wie eine Monstranz, ein hohes politisches Amt ausüben könne.

      Statt uns die Augen mit irgendwelchen Verschwörungsmärchen über die bösen bösen "postmodernen Linken" vollzuspammen, die sich angeblich zusammenrotten um unserer "Freiheit" heimtückisch den Dolch in den Rücken zu stechen, sollten sich Erzliberale wie "WEBER" doch besser mal zu Folgendem äußern:

      Wieso führt ihre Ideologie der moralischen Xbeliebigkeit regelmäßig zu so gemeingefährlichen PotentatInnen wie Trump, Greene, Bolsonaro, oder im schlimmsten Fall gar Hitler?

      Kann es sein, dass das auf "Eigenverantwortung" fixierte liberale Menschenbild, das die Relevant sozialer Strukturen grob wahrheitswidrig verneint, der Quell dieser Übel ist?

      Ist der Liberalismus am Ende gar nicht der Hort der Freiheit, sondern eher der willfährige Stiefelknecht des Massenmords?

      Darüber sollte man meiner Meinung nach mal einen freien und offenen Diskurs führen - und zwar am besten, bevor Hamburg in der Nordsee liegt!

      • @Ajuga:

        Nein!



        Denn liberal steht dafür, individuell wählen zu können, ob man besagter Stiefelknecht sein möchte, oder nicht. Ob man Geld dafür erhalten will, oder sich lieber indirekt bereichern will.



        Oder der Ermächtigung Einzelner zustimmt, oder diese entzieht aus persönlichem Nutzen.



        Liberalismus ist also gar kein Menschenbild, sondern vielmehr die Miss - & Verachtung der anderen.

        • @BlackHeroe:

          Ergänzung:



          Woran kann man erkennen, dass es eine aus der gesellschaflichen Interaktion und nicht aus dem Individuum stammende Dynamik ist?

          Ganz einfach: an der Diversität menschlicher Gesellschaften.



          Ein universeller "sozialer Kitt" der allein oder überwiegend aus dem Individuum erwächst, würde zu einer "klonähnlichen" Gesellschaft führen, in der, weil alle im Innersten ihres sozialen Wesens identisch ticken, auch die Philosphie nie bedeutend werden könnte, denn viele der moralphilosophischen Streitfragen unserer Welt würden sich von selbst lösen, das "richtige" Verhalten wäre ja ziemlich "alternativlos".

          Oder um es mit einem Filmtitel zu sagen: "I Kina spiser de hunde", doch in Deutschland gilt das Verzehren des "besten Freundes des Menschen" gemeinhin als scheußlich und unmoralisch.



          Oder vom anderen Aspekt her gesehen, das haitianische Sprichwort "Tou moun konnen sa: le mal egzist.” - Alle Menschen wissen Folgendes: "Das Böse" existiert.

          Der historische Hintergrund der liberalen Verwirrung ist - verkürzend - leicht zusammenfassbar: als die liberalen Philosophien entstanden, galten Frauen nicht als vollwertige Menschen, und alle Nichtweißen bestenfalls als Halbmenschen. Anton Wilhelm Amo hat zwar versucht, dagegenzuargumentieren - ziemlich fundiert sogar, aber damit zog er sich den Hass der "Geistesgrößen" zu und ging zurück nach Afrika.

          Der Liberalismus kam zu seinem Trugschuss, weil er nur einen kleinen Teil der Kulturen der Welt als vollendet menschlich ansah: nämlich die von älteren Männern aus dem europäisch(stämmig)en Besitzbürgertum der Renaissance getragenen.



          "Weibsbildern" und "Wilden" sprach man damals generell die Fähigkeit zum Schaffen höherer Kultur ab, und ignorierte somit die real existierende Vielfalt menschlicher Kultur - das allermeisten davon nicht *inhärent* anderen "überlegen".

          Schlussnote: Wie Forist "Weber" hier stets bereitwillig beweist, ist "Diversity" auch für heutige Liberalen noch ein probates Reizwort. Probieren Sie's mal aus!

          • @Ajuga:

            Würde dem zustimmen und gleichzeitig widersprechen. Natürlicherweise entstammt eine solche Haltung nicht dem natürlichen Individuum allein. Wäre dies nur gottgegeben und genetisch hätten wir tatsächlich eine fast reine klonähnliche Gesamt-Gesellschaftsform, mal abgesehen von Einzelnen Fehlern und Verführungen.



            Dennoch haben wir in einer Mehrzahl verschiedene Gesellschaften die in sich beinahe geschlossen wirken. Allerdings stossen hieraus Einzelne hervor. Angeregt durch aussen von anderen Gesellschaften und geteilten Gedanken. Und von innen durch Angelegtes und Erfahrenes.

            Auch wenn dies ziemlich veraltet erscheint, scheint ein "Ideal" angelegt. Dieses verändert und verschiebt sich dennoch mit der menschlichen Entwicklung insgesamt. Rückentwicklungen sind dabei leider nicht ausgenommen.



            Die Bedeutung der (Moral-) Philosphie ist es nun diese Unterschiede zu analysieren und herauszuarbeiten. Vor allem aber in das Individuum und damit in die Gesellschaft zu tragen. Dessen Aufgabe wäre es dann, diese in eine Form zu giessen, die für die betroffenen Individuen alternativlos verbindlich ist. Sprich Moralisch verständlich ist.



            Daran ist nun leider Amo in seiner Zeit gescheitert, und in seine vermeintliche Heimat vor gesellschaftlichen Verwerfungen geflüchtet. Wahrscheinlich nur um zu erkennen, das man ihm dort geistig und moralisch ebenso nicht gewachsen war. Altsture weisshaarige Häupter und deren Folgen sind also nur scheinbar ein modernes Phänomen.

            Praktischerweise ist dies am benannten Beispiel schon umgesetzt. In Deutschland ist es mittlerweile verboten Hunde zu fressen. Daraus ergibt sich, ausser in Krisenzeiten, eine gesetzte und verbindliche Moral. Übernommen durchaus von der Moral einiger, und noch weniger Personen die dieses politisch umgesetzt haben. Dilletantisch unkonsequent, wenn man wiederum betrachtet, was alles (wie) gefressen werden darf und welche Gefahren sich daraus für Alle ergeben.

        • @BlackHeroe:

          Sie reden von der Theorie, aber laut der Theorie ist der Sowjetkommunismus auch eine total tolle Sache.



          Ich war mit 14 mal überzeugter Kommunist, aber heute interessiert mich nicht, wie etwas in der Theorie funktionieren sollte, sondern ich meine die gelebte Praxis, wie sie gerade in ihrer kumulierten Hässlichkeit vor der Welt paradiert wird. Diese "Toleranz", die über 250.000 Tote hinweg auch den hinterletzten Durchgeknallten ihren "fairen" Platz im "demokratischen Diskurs" einräumt, mit maximaler "Freiheit" und "Ausgewogenheit", ohne "Zensur" etc (ich könnte das Bullshitbingo der liberalen Begriffsverwirrung noch einige Zeilen weiterführen).

          Tatsache ist: es existiert in jeder Gesellschaft ein kleiner Teil Individuen, die so neben der Spur sind, dass ihnen alles Menschliche fremd ist. Die kein Mitleid fühlen, keine Liebe, keine Trauer, sich nicht schämen können, nie tiefe Zufriedenheit empfinden, für die Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge, Ethik, Fairness und Moral Buchstabenketten ohne Inhalt sind - die nur 3 Gefühlslagen kennen: Hass, Habgier, und tödliche Langeweile.

          Die liberale Theorie und die auf sie gestützte Form der Demokratie ist für diese buchstäblichen "Un-Menschen" zielsicher verwundbar. Der Kardinalfehler ist, implizit davon auszugehen, dass gesellschaftliche Kräfte marginal sind gegenüber der moralischen Entscheidung des Individuums. Und dass daher alle Menschen das in sich tragen, was ein Zusammenleben in einer Gesellschaft ermöglicht.

          Das ist falsch. Erstens sind nur *fast* alle Menschen menschlich. Und zweitens entsteht der soziale Kohärenzfaktor nicht aus dem Menschen, sondern emergent aus der sozialen Dynamik *der Gesellschaft selbst*. Verkürzt: aus dem, was die alten Römer "mores" nannten. Das ist aber nicht "Moral"; eher noch "minima moralia".

          Man muss sich mal in Themen wie "soziale Reziprozität" und "Soziopathie" einlesen, dann ist z.B. der Weg vom Liberalismus der 1920er nach Auschwitz ziemlich deutlich.

          • @Ajuga:

            Um das mal mit einem Songtextzitat weiter zustimmen "Ba Ba ... das Böse ist immer und überall" (EAV)



            Nun könnte man Fragen ist ein solcher (Bank-) Überfall moralisch verwerflich, oder doch aus der Situation heraus zu akzeptieren. Die entscheidende Frage ist jedoch, darf das Böse Überallem stehen ?

            Zu dieser Zeit war ich noch keine 14 und kurz danach ist der Sowjetkommunismus zusammengebrochen. Für den Liberalismus war das nicht nur ein totaler Sieg, sondern auch ein riesiger Gewinn. Allein aus der Haltung heraus und dass es keinen Gegenspieler mehr gab. Heute hat sich der Öko-Kommunismus (chinesischer nicht europäischer Natur) angepasst und raubmordkopiert was noch zu haben ist.

            Theoretisch war der Sowjetkommunismus aber dem Zeitgeist zeitweise weit voraus. Z.B. Punkto DIVERSITY, wie gewünscht und versprochen. Plantechnisch erschien das aber einigen nicht ganz so praktisch. Wurde und wird gerne von liberalen Zeitgeistern ganz unausgewogen hinwegzensiert. Hat also der Liberalismus schon damals zu Stalins Zeiten auf allen Seiten gewonnen ?

            Frei nach S. Haffner muss ich aber klarstellen, die Rampe zu Ausschwitz wurde schon längst vorher begangen. Nämlich nach der Pariser Kommune, als die liberalen Kräfte mit Hilfe fremder Nationalinvasoren postfaktisch in französischer Nationaltradition Köpfe sortierten.



            Die Rampe selbst erdachten dann allerdings erst die geschmähten Überbleibsel genau dieser Invasoren. Diese wurden nun zum weiteren mal durch Sozialdemokraten berufen, das Übel erst über Deutschland und dann über die ganze Welt zu bringen. Auch das zeigt Moral & Zivilcourage darf nicht erst erst kurz vor Schluss entflammen und sich leerer Worthülsen bedienen!



            Die Liberalen allerdings waren schon da ganz Feuer&Flamme und witterten wohl das Geschäft ihres Lebens. Eine solche Ingenieursleistung und deren Umsetzung kann man sich auch gut bezahlen lassen und die Währung auch ins neue Zeitalter umwechseln lassen. Folgen tut kein liberales Wirtschaftswunder.

    • 1G
      15833 (Profil gelöscht)
      @hsch:

      Lassen Sie das nicht die Exoiden hören, die werden sehr sauer sein

      • @15833 (Profil gelöscht):

        Exoide sind gemeinhin weniger sauer als manch ein Exotheriker glauben mag.



        Dies ganze soll auch beweisen, das tödliche Langeweile und Langeweile die tödlich endet zwei ganz verschiedene Dinge sein können. Letzteres gibt es sowhl in der Form des akzeptablen als auch in der Form des nicht-tolerierbaren.

        @Ajuga



        Um zum Ursprung zurückzukommen, will ich ein paar verquirkte Textzeilen der Schwestern der Gnade einbringen, "Adrenochrome" sollte man sich bzgl. dieses Gedankenflusses durchaus mal geben (nicht einnehmen)!



        "But the boys of the spires, Are boys no more, Not black and red boys, Frightened by the night, By the QAnonic monochrome, The QAnon girls now, Stark in their dark and white"