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Wahl in Mecklenburg-VorpommernRechte Mütter

Im NPD-Wahlkampf in Meck-Pomm geht es um „aktive Volkserhaltung“, Gleichstellung wird abgelehnt. Trotzdem engagieren sich viele Frauen.

Explizit beschriftet: Teilnehmerin einer NPD-Demo. Bild: dpa

BERLIN taz | „Geld in Mütterhand statt für Griechenland“ heißt es auf einem Plakat der NPD anlässlich der Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Partei hat sich die Familienpolitik groß auf die Fahnen geschrieben und buhlt damit um die weibliche Wählerschaft. Hängt man der traditionellen Vorstellung der vermeintlich unpolitischen Haltung von Frauen an, mag der Vorstoß der NPD erstaunen. Insbesondere weil gerade diese Partei ein rückwärtsgewandtes Geschlechterbild transportiert. Ein Interesse an frauenpolitischen Themen scheint bei ihr eher ungewöhnlich.

Doch weit gefehlt: Die NPD ist sich des Potentials der weiblichen Wählerschaft sehr wohl bewusst und positioniert sich mit der Forderung nach einem Müttergehalt in einem Bereich, der in den achtziger Jahren noch von Teilen der Frauenbewegung besetzt war. Die Partei sieht das Müttergehalt als Mittel gegen „Fremdbetreuung“ und als „Wertschätzung“ für die Aufopferungsbereitschaft der Frauen.

Ihr geht es in erster Linie um „aktive Volkserhaltung“, eine rassistische Bevölkerungspolitik, die nur auf die Förderung rein „deutscher“ Elternschaften abzielt. Damit entspricht sie dem extrem rechten Prinzip, die „Volksgemeinschaft“ durch eine möglichst hohe Geburtenzahl „deutscher“ Kinder zu fördern. Sie vertritt dementsprechend eine klassische Familienvorstellung und konzentriert sich auf die Rolle der Frau als Mutter.

Trotzdem sind in den Reihen der NPD Frauen durchaus politisch aktiv. Von 55 KandidatInnen sind sechs Frauen in den entsprechenden sechs Landkreisen zu den Kommunalwahlen gemeldet. Fünf von ihnen haben bereits einen Sitz in einem Kreistag oder einer Stadtvertretung. Und es wären noch mehr Posten weiblich besetzt, würden nicht immer wieder NPD-Politikerinnen ihre Mandate an ihre Kollegen abtreten. Bei den Kommunalwahlen 2009 gaben vier Kandidatinnen ihre Posten ab, bei den gleichen Wahlen zwei Jahre später stellte die Partei nur noch eine rein männlich besetzte Kandidatenliste auf.

Auch die Frauenorganisation der NPD, der „Ring Nationaler Frauen“ (RNF) befindet sich voll im Wahlkampffieber. Schon bei einer Demonstration am 1. Mai in Rostock vertrat die Organisation öffentlichkeitswirksam die Stoßrichtung der Mutterpartei: Auf einem Banner verkündete sie „Erziehung ist Arbeit - Mütter verdienen ein Gehalt“. Aus dem neu gewählten Vorstand des RNF kandidiert die stellvertretende Vorsitzende Cornelia Stark auf der NPD-Liste für einen Sitz in der Gemeindevertretung Friedland.

Natürliche Geschlechterrollen

Das politische Engagement der Frauen in der NPD bedeutet aber keineswegs die Forderung nach Gleichberechtigung mit den männlichen Kollegen. Im Gegenteil prangert die Partei Gleichstellungskonzepte als „Gleichmacherei“ an und beharrt auf einer vermeintlich natürlichen Einteilung der Geschlechterrollen, die die Grundvoraussetzung ihrer „Volkspolitik“ sind.

Sie vertritt diese Vorstellungen allerdings mit größter Inkonsequenz wie eine Demonstration der Bürgerinitiative „Schöner wohnen in Ueckermünde“ am 22. März diesen Jahres zeigte: Der Aufmarsch mit zahlreichen personellen Überschneidungen mit der NPD wurde nicht nur von einem „letzten Deutschen“ angeführt, sondern auch von einem ganzkörperverschleierten Gesinnungsgenossen, der vor der „Burka für deine Tochter“ warnte. Hier war die Abgrenzung zum Islam augenscheinlich wichtiger als die sonst so dringende Abgrenzung von der Gleichberechtigung.

Häufig nutzen die extrem rechten Frauen traditionelle Geschlechterklischee und treten als unpolitische Rednerinnen auf. So auch in Ueckermünde, wo eine Rednerin vorgab, für die vielen Mütter in der Stadt zu sprechen. Sie behauptete, Angst um ihre Kinder und vor Belästigungen deutscher Frauen zu haben und deshalb ein Flüchtlingsheim in der Stadt verhindern zu wollen. Dafür könne man sie doch nicht als „Nazi“ beschimpfen.

„Die Frauen in der rechtsextremen Szene sind hier sehr aktiv. Sie treten als Zeuginnen für angebliche Gewalt gegen Kinder und Frauen durch Flüchtlinge auf, streuen so Gerüchte und machen vor Ort Stimmung gegen sie“, erklärt Stella Hindemith aus dem Projekt „Lola für Ludwigslust“, das in der Amadeu Antonio Stiftung für eine gendergerechte Praxis gegen Rechtsextremismus arbeitet. Wieviel Erfolg die extrem Rechten mit ihrer Frauenpolitik bei den kommenden Wahlen haben werden, entscheidet sich am 25. Mai.

Die Autorin ist freie Mitarbeiterin bei der Amadeu Antonio Stiftung. Der Artikel basiert auf Recherchen des Projektes „Lola für Ludwigslust“.

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18 Kommentare

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  • Was wollen Sie mir sagen? Die Probleme kenne ich. Ich weiß auch, dass der Rückzug eines Partners auf die reine Betreuungsarbeit für die Allermeisten einfach finanziell nicht darstellbar ist.

     

    Aber das ist kein Grund, denen, die so ein Modell möglich machen (können oder zumindest wollen), das Gefühl zu geben, sie seien rückständige Schädlinge, die schmarotzend die - als zwingend postulierte - "Fortentwicklung der Gesellschaft" torpedieren. Und im Moment weht vom Großteil der CDU bis zum ganz linken Ende des Spektrums der Wind aber gerade den Frauen, die schwerpunktmäßig (nur für sich!) eine traditionelle Mutterrolle leben oder anstreben, massiv ins Gesicht. Die CSU fischt noch nah genug am rechten Rand, um eine Abwanderung solcher Frauen zu den echten Rechtsaußen in ihrem Sprengel ziemlich durfchgängig zu verhindern, aber damit entfernt sie sich auch immer weiter vom Rest des Spektrums.

     

    Das ist aus meiner Sicht kein gesundes Verhältnis im Vergleich zur Anzahl der Frauen, die eben nicht ihre Karrieremöglichkeiten genau so hoch wertschätzen wie das die Politk tut. Diese Anzahl lässt sich am ehesten einschätzen, wenn man mal die oberen Einkommensregionen betrachtet und erkennt, welch hoher Anteil an Frauen sich ganz selbstverständlich nicht für die Karriere entscheidet, wenn sie die WAHL hat.

     

    Das sollte eigentlich jeden Berufsprogressiven aus der Genderfraktion zum Stocken bringen. Es wird aber konsequent ignoriert bzw., auf die konservative politische Einstellung der meisten Besserverdiener geschoben - was ein Irrtum ist: Es gibt auch gut verdienede Linke, und bei denen sind die Verhältnisse nicht anders. Da trinkt Mami halt einen Mate-Tee und liest dabei die taz statt Latte Macchiato und Gala, aber arbeiten geht sie noch lange nicht, wenn sie sich das leisten kann.

    • @Normalo:

      Was ich Ihnen sagen will, ist ganz einfach. Gesellschaftspolitik bemißt sich eben nicht an Stimmungen oder Eindrücken, sondern - anders als vor Wahlen - an konkreten Taten. Dass die Politik konkret etwas zur Verbesserung der Karrieremöglichkeiten von Frauen getan hätte, dafür gibt es doch überhaupt keine Belege. Stattdessen wurde zur Ablenkung eine Quotendiskussion losgetreten. In Ihrer Wahrnehmung wird trotzdem zuviel in dieser Richtung Karriere für Frauen getan. Die Mehrzahl der Frauen verdient nach wie vor für die gleiche Arbeit weniger und bleibt bei den gutdotierten Jobs aussen vor. Der Verweis auf die tolle Mutterrolle erscheint mir da nur ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht zu sein. Politik - auch Firmenpolitik - muss doch zunächst einmal die Voraussetzungen schaffen, dass Kinder kein Hindernis auf dem Berufsweg sind. Erst dann können Frauen und Männer eine echte Wahl für oder gegen Kinder und für oder gegen Karriere treffen. Bislang ist das leider nur einem priviligierten Personenkreis möglich.

      • @Rainer B.:

        Bei der Frage, woher die NPD mit ihrem vorgestrigen Frauenbild den weiblichen Zulauf nimmt, geht es aber genau nicht um die Realität in der Gesetzgebung, sondern um Stimmungen. Es geht darum, welchen RESPEKT der politische Diskurs einer Frau entgegenbringt, die die ganzen Segnungen, die Sie mantraartig einfordern, eigentlich überhaupt nicht will und sich durch diese Forderungen auf einen im Wesentlichen unerwünschten Lebensweg gedrückt fühlt. Und es geht darum, wie groß die Anzahl dieser Frauen ist.

         

        Sie wiederholen leider immer nur wieder, was alles für jene Frauen getan werden müsste, die gerne Beruf und Kinder unter einen Hut bekommen wollen. Mein Punkt ist., dass diese Forderungen - bei aller Langsamkeit der tatsächlichen Entwicklung - im Moment eine Mordslobby haben, die ein einseitiges politisches Klima schafft, von der sich wiederum Frauen mit anderen Wünschen und Träumen an den Rand gedrängt fühlen - wo sie auch schon jemand erwartet.

         

        Es geht nicht darum, dass zuviel für die Vereinbarkeit von Kind und Beruf getan wird - das würde ich nie behaupten - es geht um die Schwarz-Weiß-Rethorik, dass das die einzige Richtung sei, in die sich die Gesellschaft fortbewegen dürfe. Ihr ständiges Zurückkommen, auf das, was Alles noch getan werden MUSS, ist ein Beispiel dafür.

        • @Normalo:

          Wir drehen uns hier leider nur im Kreis. Sie machen vermeintliche Stimmungen, gefühlte politische Klimaschwankungen, einen angeblichen politischen Mainstream, Schwarz-Weiß Rethorik etc. zur Grundlage ihrer Betrachtung, ich halt mich da lieber an harte Fakten. Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich auch nicht, zu wissen was Frauen wollen, wünschen, oder träumen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass Menschen (egal ob Mann oder Frau) nur dann eine Herzensentscheidung treffen können, wenn sie die Wahl zwischen mehreren gleichermaßen gangbaren Wegen haben. Dazu bedarf es zunächst einmal einer entsprechenden Infrastruktur,- auch wenn Ihnen das allzu "mantraartig" erscheint.

           

          PS: Mantra setzt sich übrigens zusammen aus manas (Geist) und tram (Instrument) und bedeutet soviel wie "Instrument des Geistes/Denkens". Allein in Unkulturen wird es auch dazu benutzt, um etwas verächtlich oder lächerlich darzustellen.

          • @Rainer B.:

            Wir drehen uns deshalb im Kreis, weil Sie auf das Wohl der Gesamtbevölkerung abstellen und ich mich - hier konkret - auf die Klientel konzentriere, die der NPD gerade den von mir unerwünschten Zulauf verschafft.

             

            Ich bin auch sehr dafür, nach Möglichkeit Jeder und Jedem die freie Wahl des Lebensentwurfs zu ermöglichen. Aber die Aktivitäten dafür, die sich auf die ERmöglichung der Wahl der Berufstätigkeit neben der Kindererziehung konzentrieren, antagonisieren eben all Jene, die längst eine andere Wahl getroffen haben (oder gerne treffen können würden) und sich statt der ganzen Klimmzüge zur Verbesserung der beruflichen Ausgangssituation von erziehenden Elternteilen (ich formuliere es mal geschlechtsneutral, obwohl es leider nicht geschlechtsneutral läuft) mehr Anerkennung für diese ihre Wahl wünschen.

             

            Und was die "Soft Factors" betrifft, die Sie mit "Tatsachen" zu kontern meinen: Ich habe konkrete Beispiele und Indizien dafür genannt, dass diese Stimmungen, Wünsche usw. real sind. Sie sind nur nicht darauf eingegangen.

            • @Normalo:

              Genau, Sie möchten die Nazi Bräute zum Modell für alle machen, reden aber die ganze Zeit hier um den heißen Brei herum. Bei anderen mag das ja verfangen, bei mir nicht.

              • @Rainer B.:

                Bösartige Unterstellung - oder ist für Sie jede Frau automatisch eine "Nazi-Braut", wenn sie sich einfach nur lieber möglichst ausschließlich um ihren Nachwuchs kümmern möchte, als (gezwungenermaßen) arbeiten zu gehen?

                 

                Es geht genau darum, dass solche Frauen vielleicht konservativ sind (und damit sicher nicht mit Ihnen auf einer Linie), aber eben noch lange nicht automatisch rechtsaußen. Nur wenn das Gros der Parteien von ihren speziellen Bedürfnissen so gar nichts wissen will, sondern immer nur in das Horn der modernen Familienbilder und der möglichst uneingeschränkten Vereinbarkeit von Beruf und Familie tutet, DANN gehen sie möglicherweise dahin, wo man sich noch für ihr Rollenmodell begeistern kann, auch wenn das bedeutet, noch einen ganzen Ranzen voller rechtem Müll mit zu akzeptieren. Verwzeifelte Leute nehmen einfach, was da ist, weil für sie IHRE Vorstellung vom "richtigen" Leben - in dem Fall das als Mutter - wichtiger ist als die moralische Pflicht, mit Nazis keine gemeinsame Sache zu machen. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, dass häufig eher unpolitische Leute am meisten gefährdte sind, politischen Brandstiftern auf den Leim zu gehen.

                 

                Am Ende dieses Liedes stehen dann jedenfalls Stimmen für die NPD, die nicht sein müssten, wenn man links von ihr die Förderung berufstätiger Elternteile mit etwas mehr fühlbarer(!) Rücksichtnahme auf das nicht arbeiten( wollen)de Gegenmodell ausbalancieren würde. DAS ist mein Anliegen.

  • Dass dieser Mutterkult durchaus attraktiv ist für einige Frauen wundert mich überhaupt nicht. Wenn Frauen in der Mutterrolle voll und ganz aufgehen sollten, ist dagegen auch kaum etwas zu sagen. Das dürfte aber tatsächlich nur ganz selten so sein. Als Modell taugt das nichts. Für einige wenige mag es Erfüllung sein, für die meisten ist es nur aufgezwungene Einschränkung der Lebensmöglichkeiten. Vor einer politischen Instrumentalisierung von Reproduktionsprozessen kann ich hier nur warnen.

    Meine Mutter wurde noch von Hitler-Deutschland mit einem Mutterkreuz bedacht. Der "Führer" brauchte Kanonenfutter für seine hirnverbrannten Schlachten. Da bot sich der Mutterkult an, der damals auf durchaus fruchtbaren Boden fiel. Kinder wurden nicht geboren, sondern dem "Führer" geschenkt. Der brauchte sie genau so lange, bis der Krieg sie in eine blutige Fleischmasse verwurstet hatte. Ich kann den Nazi-Bräuten nur empfehlen, sich einmal vorzustellen, wie es sich wohl anfühlt, als Ersatzteil einer Ideologie geboren zu werden. Das ist alles andere als "natürlich", das ist einfach nur pervers.

    • @Rainer B.:

      Die Frage ist nicht, ob man Reproduktionsprozesse politisch instrumentalisieren sollte, sondern ob man die weit verbreitete Neigung der Menschen, die "Reproduktion" als zentralen Teil eines erfüllten Lebens zu sehen, im demokratischen Politikspektrum unberücksichtigt lassen darf. Die betroffenen Frauen werden für das ganze rechte Mutterkult- und Kinder-fürs-Reich-Geschwafel doch - zumindest teilweise - erst empfänglich, weil sie sich mit ihrer Affinität zur Mutterrolle anderswo vor den Kopf gestoßen und als dummes rückständiges Heimchen am Herd verunglimpft fühlen.

       

      Und wenn es wirklich so eine große Mehrheit ist, die die Mutterrolle als Zwang und Last empfindet, wieso sind es dann ausgerechnet die Mütter, die in großer Mehrheit so um diese Rolle kämpfen, wenn es z. B. um Kinderwunschmedizin oder das Sorgerecht geht?

       

      Man kann die Übernahme dieser ach so einengenden Rolle bis zu einem gewissen Punkt mit Sachzwängen erklären. Aber die Realität zeigt, dass das freiwillige Engangement nicht bloß bei einigen Wenigen weit über diese Sachzwänge hinausgeht. Wer Familienpolitik macht und diesen Faktor dabei ignoriert, indem er nur Politk für Frauen macht, die nach der Geburt möglichst schnell wieder den familiären Pflichten entfliehen und zurück in den Job wollen, der entfernt sich fundamental von der Lebensrealität eines erschreckend großen Teils der (weiblichen) Wählerschaft.

      • @Normalo:

        Der Wunsch einer Frau, Leben zu schenken, hat nichts zu tun mit der Anforderung dieser Gesellschaft, die Frau möge nach der Geburt des Kindes eine vorgegebene Mutterrolle einnehmen.

        Eine kinder- und damit ja letztlich menschenfreundliche Politik muss vor allem die Voraussetzungen schaffen, dass Frauen sich für Kinder entscheiden können, ohne dadurch Nachteile zu erleiden. Sie glauben doch nicht im Ernst, die NPD würde eine wirklich kinderfreundliche Politik verfolgen.

        • @Rainer B.:

          Natürlich glaube ich das nicht, aber ich will auch mit der Mär aufräumen, dass die Vorraussetzungen dafür, dass Frauen sich fürs Kinderkriegen entscheiden, ausschließlich mit der Vereinbarkeit von Kinderhaben und (möglichst voller) Berufstätigkeit zu tun hat. Mein Punkt ist, dass es durchaus mehr Frauen gibt als der politische "Mainstream" wahrhaben will, die diese "modernen" Lebensentwürfe gar nicht wollen und über deren Wünsche (bzw. "Bedingungen für die Fortpflanzuingswilligkeit") selbsiger Mainstream mit dem Aurgument der "Unzeitgemäßheit" ziemlich kalt hinweggeht.

           

          Die NPD mag dazu tendieren, Frauen aktiv an den Herd zu scheuchen. Das macht sie aber im gegenwärtigen gesellschaftspolitischn Klima nicht nur für Frauen attraktiv, die eine ähnlich repressive Haltung vertrten, sondern auch für solche, eigentlich selbst niemanden irgendwo hin scheuchen wollen, sich aber ihrerseits von allen Anderen von ihrem eigenen Herd "weggemobbt" fühlen.

          • @Normalo:

            Das gegenwärtige gesellschaftspolitische Klima ist doch ohnehin eher rückwärtsgewandt. Mir ist aber trotzdem noch keine Frau begegnet, die sich "von ihrem eigenen Herd weggemobbt" gefühlt hätte. Glauben Sie man ja nicht, dass sich auch nur eine Frau vom Kinderkriegen abhalten lässt, bloß weil es anderen irgendwie "unzeitgemäß" erscheinen könnte.

            • @Rainer B.:

              Vielleicht kennen Sie nur Frauen, die sich in der Rolle der hauptamtlichen Mutter nicht wiederfinden könnten. Es gibt aber auch das Gegenstück, und das nicht zu knapp. Die Bezeichnungen "Heimchen am Herd", Latte-Macchiato-Mutter" oder "Hubschrauber-Betreuung" wurden nicht ohne Zielgruppe ins Leben gerufen. Hinzu kommt noch eine gewaltige Dunkelziffer an Frauen (und zunehmend wahrscheinlich auch Männern), die auch gerne diese Rolle übernehmen würden, aus wirtschaftlichen Gründen aber zum Geldverdienen gezwungen sind - auch und gerade in den sozialen Schichten, an die sich die Rechtsaußen richten.

               

              Für einen Arbeitslosen mag es ein echtes Bedürfnis sein, einfach wieder arbeiten zu können. Auch das Dasein als reine Hausfrau und Mutter ist sicher heutzutage nicht mehr so erfüllend (weil wenig auslastend), wie das früher mal der Fall war. Aber es ist doch schlicht unrealistisch zu unterstellen, dass die (natürlich finanziell abgesicherte) Möglichkeit, sich ganz oder weit überwiegend um den geliebten Nachwuchs zu kümmern, keine attraktive Wunschvorstellung(!) ist. Ich würde sogar so weit gehen, dass ein Gutteil der Anfeindungen gegen Frauen, die diese Möglichkeit haben und sie nutzen, auf reinem Neid gründet. Das macht die Anfeindungen aber nicht weniger verbreitet.

               

              Und was das gesellschaftspolitische Klima betrifft: Quotendiskussionen, KiTa-Anspruch, etc. sind zu Selbstverständlichkeiten worden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als wichtiges Ziel weit überwiegender Konsens. Da gibt es auch keine Schimpfwörter für solche Ziele oder deren Nutznießer (einzige mir bekannte Ausnahme: "Quotenfrau"). Kann man das von Betreuungsgeld, Mütterrente und anderen Projekten behaupten (welche eigentlich?), die sich weniger an die berufstätige als an die selbst betreuende Mutter richten?

              • @Normalo:

                "Männer und Frauen sind gleichberechtigt", heißt es im Grundgesetz. Seit 65 Jahren wird über diese Forderung, die wie eine Tatsache daherkommt, intensiv diskutiert und seit 65 Jahren muss man immer noch konstatieren, dass dem eben nicht so ist. Ausnahmen bestätigen - wie immer - die Regel. Man kann diese Diskussion nunmal nicht isoliert von der Einkommensstruktur innerhalb der Gesellschaft führen. Wer genug Geld hat und darüberhinaus auch genug Zeit, weil er nicht berufstätig ist, der mag in der Kinderbetreuung aufgehen können, egal ob Mann oder Frau. Für das Gros der Berufstätigen ist es aber nur eine Doppelbelastung unter der besonders die Kinder zu leiden haben. Die Menschen versuchen sich an die Arbeitsbedingungen anzupassen, was zunehmen immer schwierger wird. Dabei müsste es genau umgekehrt laufen. Die Betriebe müssten sich auf die Lebensanforderungen der Beschäftigten einstellen.

  • Ihr wollt's ja nicht wahrhaben, aber es gibt eben doch noch jede Menge Frauen, die nichts dagegen haben, auf die für sie schönste, beste und wichtigste Rolle der Welt - Mutter - "reduziert" zu werden. Und auch wenn Euch diese Frauen alle zurückgeblieben und biologistisch erscheinen: Das hier ist eine Demokratie, und auch die haben alle eine Stimme.

     

    Schiebt es meinetwegen dem altgermanischen Mutterkult (bzw. den Nazis, die ihn wieder ausgegraben haben), der in der modernen Welt tendenziell stark reduzierten Arbeitslast im Haushalt im Vergleich zum Erwerbsleben oder was auch sonst (nur ja nicht den Hormonen, sonst trifft Euch sofort der Racheblitz Judith Butlers) in die Schuhe. Aber ändern werdet ihr es durch keine Quote und kein Binnen-I dieser Welt, wenn überhaupt nur durch Aufgabe liebgewonnener Frauen/Mütter-Privilegien.

     

    Solange jedenfalls die demokratischen Parteien (und auch die Linke :-)) alle die Gleichstellung der Geschlechter und damit langfristig die Abschaffung der immer noch verbreiteten Verklärung der Mutterrolle zum geschlechterpolitischen Gebot erklären, finden die Rechtsaußen an dieser Stelle einen Pool an unzufriedenen Frauen, die ihr zentrales Lebensziel nur dort gebührend honoriert sehen. Glücklicherweise ist es eben NICHT zwingend ein Zeichen von manglender Intelligenz, die Mutterschft in traditionellem Licht zu sehen. Deshalb können sich genug Frauen gerade noch zurückhalten, nur wegen dem Standpunkt zur Mutterrolle der NPD in die Arme zu rennen. Aber mit denen, die das nicht können, müsst Ihr entweder leben können oder nochmal nachdenken, ob der Wusnsch nach weitgehender Aufhebung der Geschlechterrollen wirklich so weit verbreitet ist, wie ihr ihn politisch umgesetzt sehen wollt.

    • @Normalo:

      Wer ist der Adressat deines flammenden Beitrags, Normalo?

      • @vic:

        Alle Gleichstellungs- und Genderforschungsgläubigen, die das rechte Gesocks gerne von der politischen Landkarte fegen würden - einschließlich der Autorin des Artikels, der Stiftung, für die sie arbeitet, und der taz-Redaktion.

      • @vic:

        @VIC:

        Ich denke mal die taz...