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Wahl in MadagaskarJunger Exputschist wird Präsident

Andry Rajoelina gewinnt die Stichwahl. Präsident war er schon mal nach einem Putsch 2009. Sein Konkurrent erkennt den Wahlsieg nicht an.

Andry Rajoelina (rechts), hier bei der Stimmabgabe in einem Wahllokal am 19. Dezember Foto: ap

Berlin taz | Er ist erst 44, aber seine Karriere hat schon mehr Höhen und Tiefen erlebt als die so manches doppelt so alten Politikers. Für Andry Rajoelina dürften die Zeiten jetzt noch bewegter werden. Er ist zum Präsidenten Madagaskars gewählt worden, mit 55,7 Prozent in der Stichwahl vom 19. Dezember. Aber sein unterlegener Gegner Marc Ravalomanana erkennt das nicht an, hat Klage eingereicht und brachte am Samstag Tausende von Demonstranten im Zentrum der Hauptstadt auf die Straße.

Auf Madagaskar können solche Konfrontationen lang und blutig werden. Rajoelina weiß das, denn es ist nicht das erste Mal, dass er Ravalomanana abserviert. Der junge Shooting Star regierte schon einmal zwischen 2009 und 2014 – per Militärputsch kam Rajoelina 2009 an die Macht, nachdem er als damaliger Bürgermeister der Hauptstadt monatelange Proteste gegen den damaligen Staatschef Ravalomanana angeführt hatte und die Armee diesen schließlich stürzte. Keiner der beiden Streithähne durfte bei den nächsten Wahlen 2013 antreten. Es siegte Rajoelina-Schützling Hery Rajaonarimampianina. Jetzt geht die Macht wieder direkt an Rajoelina zurück.

Der Machtkampf zwischen Rajoelina und Ravalomanana ist auch einer zwischen zwei der reichsten Männer Madagaskars. Rajoelinas Programm konzentriert sich darauf, seinen bitterarmen Landsleuten seinen Reichtum als Reichtum des Landes vorzugaukeln. Im Wahlkampf versprach er, auf Madagaskar ein „Miami“ oder eine „Côte d’Azur“ zu bauen, und verglich sich mit Tony Blair.

Mit Gaukelei begann Rajoelina schon früh. Sein erstes Unternehmen gründete der Sohn einer Oberschichtfamilie nach eigenen Angaben im Alter von 19. Er war DJ, kam ins Radio, baute eine Werbedruckerei auf und erwarb einen TV-Sender – perfekte Sprungbretter, um die Werbetrommel für sich selbst zu rühren.

Er ließ sich TGV nennen, nach dem französischen Hochgeschwindigkeitszug, bastelte aus den Initialen die Bewegung Tanora Malagasy Vonona („Junge entschlossene Madegassen“), gewann 2008 die Bürgermeisterwahl in der damals bankrotten Hauptstadt – dann wurde er per Putsch-Präsident. Der Rest ist Geschichte.

Viel wichtiger für Madagaskars Zukunft als Rajoelinas Wahlversprechen ist die Frage, wer alles in den mittlerweile nicht mehr ganz jungen Senkrechtstarter Geld investiert hat. Gestohlene Gelder und Fluchtkapital aus Madagaskar, einem der ärmsten und zugleich rohstoffreichsten Länder Afrikas, gedeihen im nahen Mauritius ebenso wie im fernen Paris.

Im Fokus steht unter anderem Milliardär Mamy Ravatomanga, der mit eigentlich verbotenen Rosenholzexporten reich wurde und dessen Immobiliengeschäfte in Paris die französische Justiz interessieren. Rajoelina bezeichnete ihn in einem Interview vor den Wahlen als „engen Freund“ und führte aus: „Ich finanziere meinen Wahlkampf selbst, aber es gibt gutwillige Menschen, die mitmachen, die meine Reisen und meinen Wahlkampf zum großen Teil bezahlen.“ Nun muss er wohl seine politischen Schulden zurückzahlen.

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2 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Was für ein Paradebeispiel für "reiche Politiker pushen sich ins Amt und sorgen dann für ihr und ihrer Freunde Wohl", verkaufen dabei ihren Erfolg als den des Landes und unterdrücken vermutlich alles, was dem im Weg steht einschliesslich einiger illegaler Geschäfte, die aber von Freunden erledigt werden.

    Schade. Madagaskar ist ein biologischer Schatz von unermesslichem Wert. Und offenbar bedienen sich mal wieder einige wenige.

  • Krass, überall auf der Welt das gleiche Szenario. Politiker lügen, werden von dem einfachen Volk gewählt und die Nutzen es dann schamlos aus, um noch mehr Macht und Geld an sich zu reißen. Egal, ob es Europa, Amerika, Afrika, Asien oder Australien heißt, das arme, "ungebildete" Volk wird so dermaßen verarscht und über den Tisch gezogen, dass ist unfassbar grausam. Es gibt nirgendswo vernünftige Politiker, die dem Wohle des Volkes dienen. Das ist echt traurig.