Wahl in Ecuador: Kommt der erste indigene Präsident?
Yako Pérez ist erster indigener Kandidat bei einer Präsidentschaftswahl in Ecuador. Er könnte in der Stichwahl gegen Andrés Arauz antreten.
Schon jetzt ist er der große Gewinner der ersten Runde. Als erster indigener Kandidat bei einer Präsidentschaftswahl in Ecuador hat er mehr als 10 Prozent der Stimmen errungen. Nach der Auszählung aller Stimmen werden es um die 20 Prozent sein. Hemdsärmelig und meist mit dem Fahrrad unterwegs hat er als Kandidat der Bewegungspartei Pachakutik Wahlkampf gemacht, wegen Corona stets auf Abstand bedacht und mit Schutzmaske.
Die Umfragen hatten ihn zuvor bei knapp über 10 Prozent auf dem dritten Platz gesehen. Noch am Wahlabend wetterte Pérez gegen eine vermeintliche Manipulation der Meinungsinstitute, die seine Anhängerschaft frustrieren und seine Mobilisierungskraft schwächen wollten. Staatsmännisch war sein Auftritt sicher nicht.
Er selbst bezeichnet sich als einen flexiblen und offenen Linken, repräsentiert nicht nur einen Großteil der indigenen Bewegung, sondern auch die Gegner des extraktivistischen Modells. Mit seinen Themen Umwelt- und Klimaschutz zieht er vor allem die jüngeren Wahlberechtigten an. Fünfmal wurde er während der Amtszeit von Präsident Rafael Correa (2007–2017) verhaftet, weil er sich gegen ein Bergbaugesetz engagiert hatte.
So tief geht Pérez’ Gegnerschaft zu Correa, dass er sich bei der Stichwahl 2017 für Lasso und gegen Correas Kandidaten Lenín Moreno aussprach: „Lieber ein Banker als eine Diktatur“, sagte er damals.
Studierter Anwalt mit Wasserdiplom
Pérez stammt aus der Sierra, wie der südliche Teil der ecuadorianischen Andenregion genannt wird. Geboren und aufgewachsen ist er in Cachipucara, einem kleinen Ort in Cuenca, das wiederum ein Teilbezirk der Provinz Azuay ist. Sein ursprünglicher Name ist Carlos Ranulfo. 2017 änderte er ihn und ließ sich auf den Namen Yaku Sacha eintragen, was in Quichua „Wasser des Berges“ heißt.
Der Name zieht sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch sein Engagement für den Schutz des Wassers. So besitzt der studierte Rechtsanwalt mit Spezialisierung auf indigenes Rechtswesen sowie Umwelt- und Strafrecht auch ein Wasserdiplom, das ihn als Experten für Wassereinzugsgebiete ausweist. Der aktuelle Erfolg: Bei einer Volksbefragung hat sich am Sonntag eine deutliche Mehrheit in Cuenca für das Verbot der Ausbeutung von Metall-Erzen durch den Mega-Tagebau in den Wassereinzugsgebieten von fünf Flüssen in der Region ausgesprochen.
Dass Yaku Pérez ein engagierter Aktivist ist, hat er zur Genüge unter Beweis gestellt. Ob er auch Präsident kann, ist eine andere Frage. Regierungsverantwortung kann Pérez lediglich als Präfekt der Provinz Azuay aufweisen. 2019 wurde er ins Amt gewählt. Ein Jahr später gab er diese Funktion wegen der Präsidentschaftskandidatur wieder ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen