Wahl des Bundespräsidenten: Die einzige weibliche Kandidatin
Viel politische Erfahrung hat die Stefanie Gebauer von den Freien Wählern nicht. Warum sie dennoch Frank-Walter Steinmeier herausfordert.
Gebauer ist außerdem die jüngste Kandidatin, die sich je um das höchste politische Amt Deutschlands beworben hat. Gebauer, Jahrgang 1980, überschreitet das vorausgesetzte Amtsmindestalter von 40 Jahren nur knapp.
Weitere Besonderheiten der Kandidatin: Sie ist vergleichsweise unbekannt und politisch unerfahren. Zwar engagiert sich Gebauer, die erst Mitglied der CDU war und 2016 den Freien Wählern beitrat, seit Jahren auf kommunaler Ebene; seit 2021 ist sie Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung im brandenburgischen Kremmen. Ihr Versuch, bei der vergangenen Bundestagswahl ein Mandat zu erlangen, scheiterte aber.
Doch Gebauer sieht darin auch einen Vorteil: „Ich möchte eine Bürgerpräsidentin sein, bodenständig und nah an den Menschen.“ Im März werde sie 42, damit entspreche sie genau dem Durchschnittsalter der Deutschen und könne sie so perfekt repräsentieren. In den letzten zwei Jahren sei es zu einer Spaltung in der Gesellschaft gekommen, ihr oberstes Ziel als Bundespräsidentin sei es daher, „die Gräben in der Gesellschaft wieder zu kitten“.
Ehrenamt lebt sie vor
Ursprünglich kommt Gebauer aus der Wissenschaft. Sie studierte Physik an der Technischen Universität Berlin und promovierte in Astrophysik. Daraufhin arbeitete sie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, bevor sie 2021 in den brandenburgischen Landtag wechselte, um für die Freien Wähler am Untersuchungsausschuss „Corona“ teilzunehmen.
Zu ihren politischen Schwerpunkten zählen Klima- und Familienpolitik. Besonders wichtig ist ihr auch das Ehrenamt, das sie selbst durch ihr Engagement in der freiwilligen Feuerwehr, als Kommunalpolitikerin und Vertrauensperson eines Volksbegehrens gegen die Beteiligung von Anwohner:innen am Straßenausbau lebt.
Als Feministin sieht sich Gebauer nicht, trotzdem möchte sie mit ihrer Kandidatur ein Vorbild für Frauen sein. Sie bemüht dafür eine Analogie aus der Physik, den Schmetterlingseffekt: „Ein leichter Flügelschlag eines Schmetterlings heute kann morgen schon einen Sturm auslösen. Also seid mutig, geht raus und übernehmt Verantwortung.“
Gebauers Chancen, als Bundespräsidentin Verantwortung zu übernehmen, stehen allerdings schlecht. Die Wiederwahl des aktuellen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier von der SPD gilt als sicher. Die Ampelfraktionen und die CDU sprachen sich bereits für Steinmeier aus. Trotzdem sieht Gebauer es als Erfolg, wenn sie auch nur eine Stimme mehr als die 18 ihrer Partei gewinnt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen