WM, Energiepauschale und Trumpisten: Die Rache der Republikaner
Die Ampelkoalition einigt sich auf eine Energiepreispauschale, in den USA wird eventuell Geschichte geschrieben und die WM rückt näher.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Spaßige Umfragen zur Saarlandwahl.
Und was wird in dieser besser?
Spaßige Ergebnisse.
Ketanji Brown Jackson könnte die erste Schwarze Richterin am Obersten Gericht der USA werden. Bei der Befragung im Justizausschuss konfrontieren die Republikaner sie mit hasserfüllten Fragen. Ein Vorgeschmack auf den bevorstehenden Wahlkampf?
Und Rache der Republikaner für die Befragung des Richters Kavanaugh, den die Trumpisten trotz manifester Vergewaltigungsvorwürfe durchdrückten. Brown Jackson wurde mit Fragen zu Pädophilie beschossen, was in der QAnon-Fankurve bejubelt wurde, hielt auf behämmerte Fragen ein juristisches Proseminar und vermied es, sich dafür zu entschuldigen, weiblich, afroamerikanisch und klug zu sein. Die Republikaner verfügen über 6 der 9 Ämter im Obersten Gericht, auf Lebenszeit; möge Brown Jackson 150 werden.
Die Ampelkoalition hat angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ein Entlastungspaket für deutsche Bürger:innen geschürt. Haben Sie schon Pläne, was Sie mit Ihrer 300-Euro-Energiepreispauschale tun?
Zweimal volltanken, bitte. Und ein Schnaps für das schlechte Gewissen: Mit 300 Euro könnte man vielen Menschen ernsthaft helfen – in dem Jahr, in dem der Hartz-Regelsatz um obszöne 3 Euro erhöht wurde. Die Ampel bedient knödeliges Anspruchsdenken auch der Besserverdienenden, und vergisst bisher Rentner, Azubis und Arbeitslose. Ihnen bleibt der Trost, die Sause irgendwann mit zu bezahlen. Gefühlt hätten viele auch einen autofreien Sonntag mitgemacht, allein um aus der Ohnmacht rauszukommen – verschenkt.
Zusätzlich soll es für drei Monate ein 9-Euro-Monatsticket für den ÖPNV geben. Ist das der Beginn der Verkehrswende?
Sphärischer Jubel im leeren Bus nach Nirgendwo: Allen Studien zufolge mögen nun ein paar Fußgänger zusteigen, wenn’s denn noch eine Buslinie gibt; Autofahrer lassen auch bei Nulltarif die Karre einfach nicht stehen. Lenkungswirkung also ungefähr gleich null. Außerhalb der Städte werden viele sich freuen, dass sie jetzt günstig Bus fahren könnten, wenn’s einen gäbe. Die Regierung entlastet erst mal sich, vom Vorwurf des Nichtstuns. Dabei haben sie bessere Pläne in der Schublade; die haben die Russen bisher nicht angegriffen.
Bargeld der ukrainischen Währung Hrywnja kann in Deutschland nicht in Euro umgetauscht werden. Warum ist man auf ein so grundlegendes Problem einen Monat nach dem Beginn des Angriffskriegs nicht vorbereitet?
Weil das ein Pappschild wäre, mit der Aufschrift „letzter Geldautomat der Barmherzigkeit in Europa“. Die polnische Regierung bietet einen „gerundeten Wechselkurs“, im Rest Europas ist Hrywnja buntes Papier. Da man nicht weiß, ob und wie er je wieder umgetauscht werden wird, müsste er durch eine Garantie der EU abgesichert werden. Und, egal wie viel die Flüchtenden noch gerettet haben: Die Wechselsumme müsste begrenzt werden, sonst droht eine Umwegfinanzierung der Ukraine. Hey … wie war das damals mit dem „Begrüßungsgeld“? Ich geh davon aus, gerade DDR-Bürger fänden das jetzt eine gute Geste.
Mit einem öffentlichen Appell stellen Menschen aus Politik, Wissenschaft und Kunst gegen die geplante massive Aufrüstung der Bundeswehr. Zehntausende haben bereits unterschrieben – Sie auch?
Nein. Muss ich mir Sorgen machen? Aber gut, dass ich endlich gefragt werde.
In dieser Woche gab es deutschlandweit erstmals über 300.000 Corona-Infektionen an einem Tag. Trotzdem stehen Lockerungen an. Warum gehen wir so locker mit der Pandemie um?
Wir fliegen mit Air Müdung in die Sommerfrische. Der Bedarf an Horror ist überreichlich gedeckt, nur Traditionalisten ängstigen sich noch mit altmodischem Viruskram.
Die Türkei und Italien werden nicht an der Männerfußball-WM 2022 in Katar teilnehmen. Sportliches Versagen oder eine versteckte politische Botschaft?
Im August erklärte die Wahlkämpferin Baerbock, Katar unterstütze die Taliban in Afghanistan, da könne man nicht Fußball spielen. Zwei Monate drauf qualifizierte sich „die Mannschaft“ sportlich. Wenn sie einmal ehrenvoll rumpeln könnten, spielen sie gut.
Und was machen die Borussen?
Die 24/7-Stadionbeleuchtung ist aus. Dazu finde ich keine Meldung, doch … es könnte Vernunft sein.
Fragen: Nicole Opitz, Carolina Schwarz
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