Kasantaz | Es gibt sie also auch bei dieser Weltmeisterschaft, diese Spiele, die einen in einen wahren Vollrausch versetzen. Das Viertelfinale zwischen Belgien und Brasilien war eine jener Partien, die in der Lage sind, die Zuschauer in einen anderen Bewusstseinszustand zu versetzen. Es sind dies die Spiele, die süchtig machen nach diesem Sport. Es war ein Spiel, das so schöne Momente hatte, dass man sich gewünscht hätte, es wäre nicht nach 90 Minuten schon abgepfiffen worden.
Es hatte so klare Momente, die gezeigt haben, dass Fußball dann besonders faszinierend sein kann, wenn schnell und direkt nach vorne gespielt wird. Es hatte dramatische Szenen, über die man noch Jahre später diskutieren wird. Und es hatte einen Sieger, der normalerweise nicht gewinnt gegen Brasilien. In all seiner Niedergeschlagenheit brachte es Brasiliens Trainer Tite nach dem Abpfiff auf den Punkt: „Wer Fußball liebt, muss seien Spaß an diesem Spiel gehabt haben. Was für ein Spiel!“.
Auf den Vollrausch folgt der Kater. Eine der zwei irren Mannschaften ist ausgeschieden. Das ist natürlich für die Mannschaft, ihren Trainer und die Fans besonders traurig. Mit Brasilien scheidet die spielstärkste Truppe des Turniers aus. Man hätte sie gerne weiterspielen sehen. So schön das Spiel war, so brutal ist die Erkenntnis, dass diese WM ein Stück von ihrem Glanz verloren hat.
Über die Belgier, über deren Auftritt, über deren taktische Fertigkeiten, über deren Disziplin und vor allem über deren Mut, gegen Brasilien mit drei Stürmern anzutreten, wird noch viel geredet werden in den nächsten Tagen. Dann sind die Brasilianer schon in ihre Heimat geflogen. Ein paar letzte Worte seien ihnen gegönnt.
Acht sagenhafte Paraden
Fast eineinhalb Stunden haben sie sich nach der Niederlage in der Kabine eingeigelt. Dann schlichen sie an den wartenden Journalisten vorbei zu ihrem Bus. Neymar, der nach dem Schlusspfiff weinen musste, wollte nichts sagen. Er hat wieder gezeigt, was er kann, und was er besser bleiben lassen sollte.
Es gibt diese Momente in seinem Spiel, denen kann sich niemand entziehen. Wenn er anfängt nicht nur sich, sondern auch seine Mitspieler in Szene zu setzen, wie er es nach dem 1:2-Anschlusstreffer durch Renato Augusto immer wieder getan hat, dann sieht man, dass er besser kicken kann als die meisten anderen, die bei einer solchen Weltmeisterschaft auf den Platz geschickt werden. Wenn er dann aber wieder mal abhebt, weil er im Strafraum einen Grashalm für ein gegnerisches Bein gehalten hat, dann möchte man ihn am liebsten auswechseln und nie mehr spielen sehen.
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
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Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
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Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Er wollte nach dem Spiel nichts sagen, so wie viele seiner Kollegen. Marcelo, der wieder mal so emsige Außenbahnspieler, brachte auf den Punkt, was wohl alle dachten: „Es war eine schreckliche Nacht“, sagte er. So recht haben sie nicht verstanden, wie sie dieses Spiel verlieren konnten, bei dem sie 26 Mal auf's Tor geschossen haben und dabei entweder an sich selbst oder am überragenden belgischen Keeper Thibaut Courtois gescheitert sind, der acht sagenhafte Paraden ausgepackt hat.
Der Wembley-Tor-Moment
Und da war dieses Foul im Strafraum gut zehn Minuten nach der Pause, als Vincent Kompany den heransprintenden Gabriel Jesus abgeräumt hat. War der Ball schon im Aus, als das passiert ist? So haben es Schiedsrichter und Videoschiedsrichter entschieden und es gab keinen Strafstoß. Es könnte aber auch anders gewesen sein. Dann wäre Brasilien beschissen worden. Auch das hatte also dieses Spiel, einen Wembley-Tor-Moment.
Am Ende waren die Brasilianer so faire Verlierer, dass sie darüber nicht klagen wollten. „Reden wir nicht über Glück, das würde nur die Leistung des Gegners schmälern“, meinte Coach Tite nach dem Spiel und fragte: „War es Glück, dass Courtois so gut gehalten hat?“
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Und doch konnte er in seiner emotionalen Ansprache an die brasilianischen Reporter nach dem Spiel nicht umhin zu sagen, dass es das Schicksal nicht gut gemeint habe mit seinem Team. Dass die Brasilianer richtig gut gespielt haben an diesem Freitagabend in Kasan, wird er wissen. Dass darüber schon zwei Tage später keiner mehr sprechen wird, auch. Belgien ist die Mannschaft der Stunde. Zu Recht.
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