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Voyeuristisches Beachvolleyball-TurnierGroßes Event und knappe Bikinis

Hamburg richtet das Finale der Beachvolleyball-Welttour aus. Zur Vermarktung gehört es, die Körper der Spielerinnen in Szene zu setzen

Laura Ludwig (M) gibt ihrer Partnerin Kira Walkenhorst (nicht im Bild) Zeichen beim Beachvolleyball Grand Slam in Hamburg 2016 Foto: Bodo Marks/dpa

Hamburg richtet im August ein internationales Top-Event im Beachvolleyball aus. Im Finale der Welttour treten die weltbesten Spitzensportler gegeneinander an. Der Senatsbehörde für Sport und Inneres und dem HSV spielen die Ausrichtung des Turniers in die Karten. Denn beide wollen Hamburg als deutsche Beachvolleyball-Hochburg etablieren. Vor lauter Vorfreude wird aber gerne vergessen: Der Sport vermarktet sich immer noch über Spielerinnen in knappen Bikinis. „Sex Sells“, sagt Sandra Günter, Sportwissenschaftlerin der Universität Hannover.

Hamburgs Sportwelt schwebt mit Blick auf Beachvolleyball seit einigen Monaten auf Wolke Sieben. Erst im Dezember wurde die Stadt zum Bundesstützpunkt ernannt, und jetzt folgt das Finale der Beachvolleyball-Welttour. Der Senat hofft, dass das Event den Sport auch bei den Hamburgern noch populärer macht.

Die Zuschauer sehen im August den zwölf besten männlichen und weiblichen Beachvolleyball-Duos beim Baggern, Pritschen und Blocken zu. Doch nicht nur das: Zum Sport gehört auch die mediale Inszenierung, und die setzt auf die Körper der weiblichen Spielerinnen.

Ab dem Jahr 2000 war der Körperkult um die weiblichen Beachvolleyballerinnen durch den Bikini-Zwang vom Weltverband vorgeschrieben. 2012 wurde die Kleiderordnung wieder aufgehoben. Dem Weltverband war vorgeworfen worden, dass Spielerinnen aus bestimmten Kulturen durch den Dress-Code vom Sport ausgeschlossen würden. 2016 trat das ägyptische Duo als erstes Team in der olympischen Geschichte mit Kopftuch und langer Kleidung beim Wettkampf an. Die meisten Beachvolleyballerinnen spielen allerdings weiterhin in Bikinis – trotz freier Kleiderwahl.

„Die mediale Darstellung der Körper von Beachvolleyballerinnen ist besonders stark“, sagt Sandra Günter, Professorin für Sportwissenschaften und Gender Studies an der Leibniz Universität Hannover. Den weiblichen Körper in Szene zu setzen sei eine Strategie, um die Sportart populärer zu machen – für das Publikum wie für Sponsoren. Die Vermarktung spiele im Beachvolleyball, genau wie in anderen Sportarten, eine sehr große Rolle.

Dabei könne die knappe Sportkleidung regelrecht hinderlich für eine wirkliche Anerkennung von Weiblichkeit im Sport sein. „Das Emanzipationspotential, das eigentlich im Sport steckt, kann dadurch nicht immer ergriffen werden“, sagt Günter. Dabei könnte Sport helfen, dass Frauen sich auch mehr Räume erkämpfen.

„Ich denke, dass weder Sportarten wie Leichtathletik oder Schwimmen noch Beachvolleyball wegen der knappen Kleidung geschaut werden“, sagt hingegen Andreas Scheuerpflug, Manager der Olympiasiegerinnen und HSV-Spielerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst. „Das sieht man auch daran, dass wir nach dem Olympiasieg nur Feedback zu unserer Leistung und nicht zu unseren Bikinis erhalten haben.“

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4 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Mich interessiert erstmal nicht, was ein Manager oder eine Professorin dazu zu sagen haben, sondern vor alledem kommt, was die Spielerinnen selbst dazu sagen.

    Im Rollerderby ist es Emanzipation, dass Frauen auch in Strapsen und Hotpants Sport machen können, warum lässt man/frau die Menschen nicht zuerst selbst zu Wort kommen, wenn es doch um ihre eigene Emanzipation geht?

  • Wenn über eine ne Sache erstmal

    Grass gewachsen -

    Kommt sicher son Kamel

    Das es wieder runterfrißt!

     

    Im Ernst - nur weil grad die letzte

    Suppe noch eindickt -

    Musses doch nicht gleich wieder

    Sone schwer abgehanges Möhrchen sein - kerr?!

    Mediengehypte Orchideen-Sportart! &

    Ala Thomas Bernhardt die Hand

    Beißen - die einen - Füttert?!

    Ok - Dann mal bis zum nächsten

    Schweinderl durchs Dorf!

    kurz - Fingerfood vom Feinsten!

    Mal das Fotto - nich " vom Posche!"

    Na. Wenn das kein Fortschritt is!

     

    (ps Wenn ich mir so die vergilbten

    Konterfeis meiner Mutter*03 -

    Aus der damals noch weit höher

    Bürgerlichen Orchideensportart

    Hockey anschaue. Aber Hallo!

    Balin WW - läßt - Grüßen - wa!

    Aber dieser Feger sprang ja auch auf Fahrende Züge & Vaadiente sich

    Ihre Kohle als Fürsorgerin - kerr?!

    Im - Roten Wedding!

    kurz - Freßt euren lamoryanten

    Weichfraß ruhig weiter.(K.T.;)

    Bon appétit!

    Aber hört auf - hier - Rumzugreinen!

    Is doch wahr! &

    Danke.

  • Ein bißchen setzen alle Frauen ihren Körper zur Vermarktung ein. Daraus spricht auch eine gewisse Lebenslust, die andere Menschen anspricht. Der Bekleidungstrend in den Sportarten ändert sich auch immer mal wieder. In der Leichtathlektik zu fast nichts. Im Fußball sind die Hosen immer länger geworden. Im Schwimmen sind Ganzkörperanzüge verboten......

    Die Sportart heißt nunmal Beachvolleyball und am Strand tragen viele Frauen Bikini. Die Kleiderordnung wurde aufgehoben, dass finde ich sehr gut. Und jetzt ist eben vieles möglich. Es gibt an der Stelle wirklich kein Problem.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Energiefuchs:

      ...seltsam, dass die Männer beim Beachvolleyball nicht nur in Badehosen spielen, laufen doch sonst auch so am Strand rum, wieso eigentlich?!