Vorstoß von VW-Chef: Steuervorteil für Diesel stoppen
VW-Chef Müller will die steuerliche Förderung von Dieselkrafstoff beenden – nur so gelinge der Umstieg auf E-Autos. Die Bundesregierung hält dagegen.
Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) erinnerte auf Nachfrage daran, dass sie den Steuervorteil für Diesel schon früher infrage gestellt habe. Derzeit wird Diesel mit etwa 18 Cent pro Liter weniger besteuert, was zum Teil durch eine höhere Kfz-Steuer ausgeglichen wird. Der Bund verzichtet dadurch jährlich auf etwa 8 Milliarden Euro. Insgesamt scheut die SPD das Thema aus Rücksicht auf die deutschen Autohersteller, die besonders stark auf Diesel-Motoren setzen, und auf die KundInnen, die beim Kauf auf den günstigeren Kraftstoff vertraut haben.
Doch dabei zeichnet sich eine Wende ab. Nachdem sich VW-Chef Müller gegen den Steuervorteil für Diesel ausgesprochen hatte, ging auch der Verband der Automobilindustrie vorsichtig auf Distanz: „Eine schrittweise Neuordnung des Steuersystems im nächsten Jahrzehnt ist denkbar, bedarf aber sorgfältiger Vorbereitung“, teilte der VDA mit. Zustimmung kommt auch vom Chef des Verbraucherzentralen-Bundesverband, Klaus Müller: „Ein schrittweiser Abbau der Diesel-Subventionen wäre sinnvoll“, sagte er dem Handelsblatt.
Dort hatte zuvor auch VW-Chef Müller gesagt: „Wenn der Umstieg auf umweltschonende E-Autos gelingen soll, kann der Verbrennungsmotor Diesel nicht auf alle Zeiten weiter wie bisher subventioniert werden“, erklärte er. „Schrittweise sollte eine Umschichtung der Steuererleichterungen erfolgen.“
Der VW-Chef hatte noch zwei Überraschungen parat: So hält er ein generelles Tempolimit in Deutschland für denkbar. Zudem plädierte er für die Einführung einer blauen Plakette, um Fahrverbote für Autos mit hohem Stickoxid-Ausstoß umsetzen zu können.
Dies lehnt die Bundesregierung bisher strikt ab. Entsprechend pikiert regierte der amtierende Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) auf den Vorstoß. „Dass die Automobilindustrie Fahrverbote fordert, verwundert sehr“, sagte er zu dpa. Die blaue Plakette bezeichnete er als „kalte Enteignung von Millionen von Diesel-Besitzern“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen