Vorstellung des Grundrechtereports: Das Kopftuch als Hindernis
Anhand von 39 Einzelfällen zeigen Bürgerrechtler:innen in ihrem Report, wo Deutschland gegen Grundrechte verstößt. Einen Lichtblick gibt es.
Angeprangert wurde etwa die staatliche Bremer Wohnungsbaugesellschaft Brebau. Sie hatte in ihrem internen IT-System die Wohnungs-Interessent:innen mit positiv und negativ konnotierten Kürzeln versehen. „KT“ stand zum Beispiel für „Kopftuch“, „WE“ für „westlich integriert“. Nachdem die diskriminierende Praxis bekannt wurde, traute sich aber fast niemand der Betroffenen zu klagen. Für die Journalistin Ferda Ataman, die den Grundrechtereport in diesem Jahr vorstellte, zeigt sich hier Reformbedarf. „Wir brauchen ein Verbandsklagerecht, um das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen“.
Kava Spartak von der afghanischen Flüchtlingshilfsorganisation Yaar kritisierte den Umgang mit den afghanischen Ortkräften der Bundeswehr. Sie seien zu großen Teilen immer noch im Land und hätten Angst vor der Vergeltung der Taliban. Er forderte: „Wenn die Bundeswehr im Ausland Leute für sich arbeiten lässt, muss von vornherein klar sein, dass diese Ortskräfte bei einem Abzug wie die eigenen Soldaten behandelt werden – und nach Deutschland kommen können“.
Grundrechtlicher Lichtblick im diesjährigen Report war mal wieder eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, konkret der Beschluss zum Klimaschutz im Frühjahr 2021. In das zahnlose Staatsziel Umweltschutz habe das Gericht die Pariser Klimaziele hineininterpretiert und diese über Umwege sogar einklagbar gemacht, freute sich die Berliner Rechtsprofessorin Rosi Will.
Der Grundrechtereport erscheint jährlich als Taschenbuch und ist im Buchhandel erhältlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland