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Vorentscheidung über AtommüllDeutschland sucht das Endlager

Die nächsten Schritte bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager stehen bevor. Schon bald will der Bund die infrage kommenden Regionen benennen.

In einem Stollen des Erkundungsbergwerks Gorleben Foto: Thomas Trutschel/photothek/imago

Göttingen taz | Bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll soll es im Herbst erste Vorentscheidungen geben. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) will dann diejenigen Regionen benennen, die für den Bau infrage kommen und weiter geprüft werden. „Wir werden den Zwischenbericht Teilgebiete Ende September veröffentlichen“, sagte BGE-Sprecherin Monika Hotopp der taz.

Wie viele Teilgebiete, also mögliche Standortregionen, benannt werden, steht Hotopp zufolge noch nicht fest: „Aber wir gehen von einem Wert im oberen zweistelligen Bereich aus.“ Spannend ist, ob der Salzstock Gorleben weiter im Suchverfahren bleibt. Kritiker halten den Standort für geologisch ungeeignet und „politisch verbrannt“. Der Salzstock wurde als bislang einziger möglicher Standort bereits untersucht.

Die Endlagersuche war 2017 neu gestartet worden. In einem ersten Schritt hatte die BGE von den Bundesländern geologische Daten angefordert, die in den vergangenen Monaten analysiert wurden. „Wir haben mehr als 1,04 Millionen Dateien ausgewertet“, so Hotopp. Die Länder hatten die Daten allerdings in einer Vielzahl verschiedener digitaler Formate und teilweise auch analog übermittelt.

Öffentlich diskutiert wird der Bericht dann bei der sogenannten „Fachkonferenz Teilgebiete“, das erste von mindestens drei Treffen findet am 17. und 18. Oktober in Kassel statt. Vertreter von Kommunen und Landkreisen, Wissenschaftler sowie interessierte Bürger können an den Veranstaltungen teilnehmen und Beratungsergebnisse erarbeiten. Die BGE soll diese Empfehlungen dann „berücksichtigen“.

Die Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“ kritisiert diese Formulierungen als zu vage. Auch bleibe Interessierten zwischen der Veröffentlichung des Berichts und der ersten Konferenz nur zwei Wochen Lese- und Vorbereitungszeit. Hinzu komme, dass die BGE nicht auf die Ergebnisse der Konferenz warte, sondern parallel weiter am nächsten Auswahlschritt arbeite. Denn aus den Teilgebieten müsse sie Regionen für eine zunächst überirdische Erkundung auswählen – „ohne schon zu wissen, ob es berechtigte Zweifel an der Auswahl der Teilgebiete gibt“.

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3 Kommentare

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  • Ich wage zu behaupten, dass kein Ort der Welt für Millionen von Jahren stabil genug für das Zeug ist. Zu vieles, was (z.B. geologisch) schiefgehen könnte. Allein schon der vorhandene Müll rechtfertigt in meinen Augen, Transmutation zumindest zu versuchen. Selbst wenn die Halbwertszeit danach immer noch 1000 Jahre beträgt: Immer noch deutlich beherrschbarer als etliche Millionen Jahre. Und wenn's läuft, kann man damit weiterarbeiten. Zumal das Zeug dann in Bunkern gelagert werden könnte. Wenn der marode ist: Neuen bauen. Die Pyramiden halten auch schon tausende Jahre, das sollte mit moderner Technik machbar sein.

    • @Luftfahrer:

      Ich halte es für eine groben Fehler, die vergleichsweise geringen Vorhersageschwierigkeiten bei geologischen Prozessen gegen die ungleich größeren bei der Vorhersage gesellschaftlicher Prozesse einzutauschen. Das Zeug muss so schnell wie möglich unter die Erde - alles andere ist m.E. unverantwortlich..

  • "ohne schon zu wissen, ob es berechtigte Zweifel an der Auswahl der Teilgebiete gibt"

    Egal, welche Region nominiert wird, es wird ein Menge Zweifel an den Orten geben. Das ist so klar, wie jedwelcher Bürgerprotest gegen eine x-beliebige Stromtrasse.

    Vielleicht muss man mit positiven Verstärkung arbeiten: diejenigen Regionen bekommen ein Freibad (mit Wasser!) und dürfen sich Sieger des Vorentscheids nennen. Analog zum ESC könnte man dann ein AEC im TV veranstalten und Punkte vergeben.