piwik no script img

Vor Obama-Besuch in Kuba200 Oppositionelle festgenommen

Barack Obama besucht Kuba als erster amtierender US-Präsident nach 88 Jahren. 200 Oppositionelle wurden einen Tag vorher in Kuba festgenommen.

Sich die Hände reichen: Das taten Raul Castro und Obama bereits im September 2015 in New York Foto: dpa

Quito/Havanna epd | Einen Tag vor dem historischen Besuch von US-Präsident Barack Obama sind lokalen Medienberichten zufolge in Kuba mehr als 200 Oppositionelle festgenommen worden. Die meisten Festnahmen habe es in den östlichen Provinzen Kubas gegeben, als Aktivisten öffentlich die Freilassung von politischen Gefangenen forderten, sagte José Daniel Ferrer, Koordinator der Patriotischen Union Kubas, am Samstag (Ortszeit) der Onlinezeitung „14ymedio“.

Bereits am Morgen war der Aktivist Elizardo Sánchez von der Kubanischen Kommission für Menschenrechte am Flughafen von Havanna festgehalten worden, wie lateinamerikanische Medien berichteten. Er sei nach mehr als drei Stunden wieder freigelassen worden, meldete die bekannte kubanische Bloggerin und Oppositionelle Yoani Sánchez über Twitter.

Präsident Obama wurde am Sonntagnachmittag (Ortszeit) zusammen mit seiner Familie auf Kuba erwartet. Es ist seit 88 Jahren der erste Besuch eines amtierenden US-Präsidenten auf der Karibikinsel. Während seines dreitägigen Staatsbesuchs wird Obama mit Präsident Raúl Castro zusammentreffen. Tabuthemen soll es bei den Gesprächen nicht geben, wie beide Seiten versicherten. Obama will die Menschenrechtslage ansprechen und wird auch Dissidenten treffen.

Tauwetter zwischen ehemaligen Erzfeinden

Die Liste mit den Oppositionellen, die Obama treffen wolle, sei nicht verhandelbar, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, am Freitag (Ortszeit) in Washington. Eine Begegnung mit Menschenrechtsaktivisten hatte der US-Präsident zu einer Bedingung für seine Reise gemacht.

Seit mehr als einem Jahr herrscht Tauwetter zwischen den ehemaligen Erzfeinden. Ende 2014 näherten sich die beiden Staaten an und beendeten die jahrzehntelange diplomatische Eiszeit. Im Sommer 2015 eröffneten Kuba und die USA wieder Botschaften. Der aktuelle Besuch soll nach Angaben der US-Regierung dazu beitragen, den Prozess der Normalisierung zwischen beiden Staaten zu beschleunigen.

Obama live im kubanischen Fernsehen

Nach Angaben des Weißen Hauses werden in der offiziellen Delegation zudem US-Außenminister John Kerry, Regierungs- und Kongressmitglieder sowie zahlreiche Unternehmer mit nach Kuba fliegen.

Der US-Präsident wird auch mit Erzbischof Kardinal Jaime Ortega zusammentreffen. Ortega war zusammen mit Papst Franziskus bei der Annäherung beider Staaten behilflich. Am Montag sind Gespräche mit Präsident Raúl Castro geplant. Ein Treffen mit seinem Bruder, Revolutionsführer Fidel Castro, ist laut offiziellen Angaben nicht vorgesehen.

Als ein Höhepunkt des Besuchs gilt die Rede Obamas im Großen Theater von Havanna, die am Dienstag live im kubanischen Fernsehen übertragen werden soll. Von Kuba aus reist Obama dann weiter nach Argentinien zu Gesprächen mit dem neuen Präsidenten Mauricio Macri.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!