Vor Klimakonferenz COP26 in Glasgow: Gipfel des Protests
Gegen den Klimagipfel in Glasgow sind zahlreiche Aktionen geplant. Greta Thunberg lädt streikende Arbeiter*innen zum Demonstrieren ein.
Dennoch werden es sich Klimaschützer*innen in Glasgow nicht nehmen lassen, ihre Wut über die globale Klimapolitik zum Ausdruck zu bringen. Die COP 26 findet vom kommenden Sonntag an zwei Wochen lang in der britischen Hafenstadt statt. Zahlreiche Gegenveranstaltungen sowie Demonstrationen, Blockaden und andere Aktionen des zivilen Ungehorsams sind bereits ab Freitag geplant. An der University of Glasgow beginnt am Wochenende ein Gegenkongress, an einer weiteren Hochschule der Stadt, der University of Strathclyde, startet ein Jugendkongress.
Fridays for Future Schottland und andere Organisationen haben das Wochenende in der Mitte des Gipfels zu den Hauptaktionstagen erklärt. Am 5. November plant Fridays for Future eine Großdemonstration, an der auch Greta Thunberg teilnehmen will. Auf Twitter lud sie bereits streikende Arbeiter*innen ein, sich zu beteiligen: „Klimagerechtigkeit bedeutet auch soziale Gerechtigkeit, und dass niemand zurückgelassen wird.“
Keine Straßenreinigung, kein Zugverkehr
Mitglieder der Gewerkschaft GMB, in der unter anderem Arbeiter*innen der städtischen Reinigungsunternehmen organisiert sind, nutzen das öffentliche Interesse und haben bereits ihre Arbeit für bessere Löhne niedergelegt. Die Transportgewerkschaft RMT drohte an, den Zugverkehr während des Gipfels lahmzulegen, wenn die Arbeitgeber bis dahin kein annehmbares Angebot bei Tarifverhandlungen vorlegten. „Ohne eine gerechte Bezahlung kann es auch keine Klimagerechtigkeit geben“, sagte RMT-Generalsekretär Mick Lynch.
Für den Klimastreik erwartet Fridays for Future nach lokalen Medienberichten rund 8.000 Teilnehmer*innen. Eine größere Demonstration soll am Samstag, den 6. November, stattfinden. Ein Bündnis mit dem Dachverband der Gewerkschaften Scottish Trade Union, indigenen und migrantischen Gruppen, Housing/Mietrechtsaktivist*innen, Verfechter*innen solidarischer Landwirtschaft, Extinction Rebellion und dem Netzwerk Friends of the Earth erwartet nach lokalen Medienberichten bis zu 100.000 Protestierende bei einem Marsch durch die Innenstadt.
Bis 2050 könnte Deutschland infolge des Klimawandels knapp 2 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts einbüßen, so eine Studie des Euro-Mediterranean Center on Climate Change. Bis 2100 wären es bei einem Szenario von 4 Grad Erderhitzung 3 Prozent. Unter anderem den USA, Indien und Südkorea prognostiziert die Studie Einbußen von mehr als 10 Prozent, für Kanada, Indonesien und Südafrika über 13 Prozent.
Auch das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung warnte am Mittwoch davor, dass die wirtschaftlichen Folgen zunehmender Wetterextreme „größer werden können als bisher angenommen“.
Kleinere Gruppen haben für denselben Tag Aktionen zivilen Ungehorsams angekündigt. So wollen sich etwa 13 Wissenschaftler*innen vom Extinction-Rebellion-Ableger Scientist Rebellion öffentlichkeitswirksam festnehmen lassen, um darauf hinzuweisen, dass „der gesamte COP-Prozess fehlgeschlagen“ sei. „Die UNO hat die COP 25 Mal ohne jeglichen Erfolg abgehalten“, schreiben die Wissenschaftler*innen. Das werde bei dieser COP nicht anders sein.
10.000 Polizist*innen täglich im Einsatz
Obwohl bei Protesten gegen Klimagipfel in der Regel keine Gewaltausbrüche zu erwarten sind, werden große Teile der Innenstadt abgesperrt, Schulen schließen aufgrund der Sperrungen. Die schottische Polizei will dem Ausnahmezustand mit einem Aufgebot von 10.000 Polizist*innen täglich begegnen, darunter Spezialeinheiten zur Aufstandsbekämpfung und Polizeitruppen aus England, Wales und Nordirland. Die Polizei habe auch das britische Verteidigungsministerium und eine Sondereinheit um Amtshilfe ersucht, die für die Sicherung nuklearer Einrichtungen bei Bedrohungslagen zuständig ist.
Die Sicherheitsbehörden gaben gekannt, Gesamteinsatzleiter Iain Livingstone werde alle Beamt*innen anweisen, sich freundlich, fair und entgegenkommend zu verhalten. Man wolle auf jeglichen Protest mit „angemessenen“ Maßnahmen reagieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe