Vor Kirche erschossen: Umweltschützer in Honduras ermordet
Juan López war bekannt für sein Engagement gegen große Bergbauprojekte. Jedes Jahr werden Umweltaktivist*innen getötet – besonders in Lateinamerika.

Berichten zufolge töteten unbekannte Bewaffnete den 46-jährigen López, als er eine katholische Kirche in der Gemeinde Tocoa im Departement Colón verließ, wo er als Katechet wirkte. Der Umweltschützer, der sich insbesondere gegen Bergbauprojekte engagiert hat, hatte bereits mehrfach Morddrohungen erhalten. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission verlangte deshalb im Oktober 2023 Schutzmaßnahmen vom honduranischen Staat.
Juan López und Umweltschutzorganisationen in Honduras kämpfen in der Region Colón gegen mehrere Großprojekte, darunter einen Eisenerzabbau mitten in einem Nationalpark. Der Tagebau der Firma Los Pinares bedroht seit über einem Jahrzehnt das Einzugsgebiet der Flüsse Guapinol und San Pedro. Beim Netzwerk Kirchen und Bergbau hieß es, López sei verfolgt, kriminalisiert und ermordet worden, „weil er weiterhin das tat, woran er glaubte“.
Bergbau bringt oft ökologische und soziale Probleme mit sich: Die Bagger fräsen sich durch Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen, teils kommt es zu gesundheitsschädigender Wasser- und Bodenverschmutzung. Zwar schafft die Branche Arbeitsplätze, regelmäßig werden aber auch ein verstärkter Alkohol- und Drogenkonsum, sexualisierte Gewalt sowie Schulabbrüche beobachtet.
Viele Morde an Umweltaktivist*innen in Lateinamerika
Weltweit sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness mindestens 196 Umweltschützer*innen getötet worden – 85 Prozent davon in Lateinamerika. Das gefährlichste Land für Naturschützer*innen war Kolumbien (79 Fälle), gefolgt von Brasilien (25) sowie Mexiko (18) und Honduras (18), wie die Gruppe vergangene Woche mitteilte.
„Während sich die Klimakrise beschleunigt, werden diejenigen, die ihre Stimme erheben, um unseren Planeten mutig zu verteidigen, mit Gewalt, Einschüchterung und Mord konfrontiert“, sagte die Autorin des Berichts, Laura Furones.
Zwar ist es nach Angaben von Global Witness schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen dem Mord an Aktivist*innen und bestimmten wirtschaftlichen Interessen zu beweisen. Allerdings haben sich die meisten getöteten Umweltschützer*innen gegen Bergbau-Vorhaben eingesetzt, gefolgt von Fischerei, Forst- und Landwirtschaft, Straßenbau und Wasserkraftwerken.
Mit reinem Gewissen wissen
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf – ganz im Zeichen des heutigen "Tags des guten Gewissens" – einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Koalitionsverhandlungen
Der SPD scheint zu dämmern: Sie ist auf Merz reingefallen
Parkinson durch Pestizide
Bauernverband gegen mehr Hilfe für erkrankte Bauern
Iranische Aktivistin über Asyl
„Das Bamf interessiert wirklich nur, ob du stirbst“
Anlegen nach dem Crash
Ruhe bewahren oder umschichten
Strafe wegen Anti-AfD-Symbolik
Schule muss Tadel wegen Anti-AfD-Kritzeleien löschen
Von Frankreich lernen
Wie man Rechtsextreme stoppt