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Von abbiegendem LKW erfasstRadfahrerin stirbt in Bonn

Eine 25-Jährige ist am Montag in Bonn von einem rechtsabbiegenden LKW getötet worden. Unfälle dieser Art sind in Deutschland keine Seltenheit.

Ein weißes Rad als Mahnmal: hier zum Gedenken an eine Frau, die vergangenes Jahr in Leipzig starb Foto: imago-images/Picture Point

Berlin taz | Eine 25-jährige Radfahrerin ist am Montag in Bonn verstorben, nachdem ein LKW sie beim Abbiegen erfasst und schwer verletzt hatte.

Wie die Polizei Bonn mitteilt, war die Frau am Vormittag auf einer Hauptverkehrsstraße in der Bonner Innenstadt unterwegs. Der 63-jährige LKW-Fahrer, der in gleicher Richtung unterwegs war, übersah wohl die Frau beim Rechtsabbiegen. Der Radweg für geradeausfahrende Radfahrer*innen verläuft an der Stelle rechts von der Spur für rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge.

Die Radfahrerin wurde von dem LKW erfasst und schwer verletzt. Trotz Versorgung an der Unfallstelle und umgehendem Transport verstarb sie wenig später im Krankenhaus.

Immer wieder sterben Radfahrer*innen durch rechts abbiegende LKW verletzt und getötet, weil die Fahrer sie übersehen. Im vergangenen Jahr starben in Deutschland auf diese Weise 34 Menschen. In der Diskussion ist deswegen immer wieder, dass so genannte Abbiegeassistenten in den Städten Pflicht werden sollen. Diese elektronischen Systeme bestehen aus einem Bildschirm in der Fahrerkabine und einen Distanzmesser. Sie geben ein Warnsignal ab, falls sich Personen im toten Winkel befinden.

Abbiegeassistenten

Lebensretter

Abbiegeassistenten alarmieren mit Ton- oder Lichtsignalen FahrerInnen von Lkw oder Bussen, wenn sich RadlerInnen oder FußgängerInnen in ihrem toten Winkel befinden. Allein im Jahr 2018 sind in Deutschland RadfahrerInnen durch rechts abbiegende Laster getötet worden.

Gutachten

Deutschlandweit kann keine Pflicht für Abbiegeassistenten eingeführt werden, weil das eine EU-Angelegenheit ist. Auf EU-Ebene sollen erst ab 2024 neue Laster nur noch zugelassen werden, wenn sie so ein System haben. Nach einem Rechtsgutachten der Bundestagsfraktion der Grünen könnten aber Kommunen auf Grundlage der Straßenverkehrsordnung verfügen, dass nur sichere Lkws in die Städte fahren dürfen. Danach können Städte schon heute festlegen, dass nur Laster mit Abbiegeassistenten als sicher gelten. Die Berliner Verkehrssenatorin hat das Gutachten prüfen lassen und ist zu dem Schluss gekommen, dass nur Kreuzungen

Streit über Assistenten-Pflicht

Verwendet werden Abbiegeassistenten zum Teil bereits, bei der Frage, ob die Geräte zur Vorschrift werden, ist man sich in der Politik allerdings uneins. Die Bundesregierung will eine Pflicht über die Europäische Union umsetzen. Die Grünen hingegen fordern ein nationales Gesetz. In der taz meldete zuletzt die parteilose Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther Bedenken bei der rechtlichen Umsetzung einer Pflicht für einzelne Städte an. Günther verwies zudem drauf, dass Speditionsfirmen angemessene Fristen zur Umrüstung ihrer Fahrzeuge zugestanden werden müssten.

Für Dienstagabend um 19 Uhr hat der Bonner ADFC zu einer Mahnwache am Unfallort aufgerufen. Trauernde sind gebeten, nach Möglichkeit „in weißer Kleidung“ zu erscheinen.

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4 Kommentare

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  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    "Günther verwies zudem drauf, dass Speditionsfirmen angemessene Fristen zur Umrüstung ihrer Fahrzeuge zugestanden werden müssten."

    Nun, diese Frist hatten sie ja nun schon viel zu lange. Die Diskussion geht seit Jahren und niemand kann behaupten, er habe das nicht mitgekriegt. Wer den elektronischen Abbiegeassistenten (noch) nicht einbauen kann oder will, muß eben solange einen humanen Abbiegeassistenten einstellen, also eine Person, die vor jedem Abbiegevorgang aussteigt und den Fahrer einweist.

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Das alte Lied: LKW haben in Städten nix verloren - als ich ein kleiner Stöpsel war, hatte jede kleine und große Firma Bahnanschluss. Aus Profitgier wurde der bis in die 80er vorgeschriebene Beifahrer entfernt. Heute wird beim Rückwärtsfahren gepipt und alles was nicht wegläuft plattgewalzt.

    Was hilft? Auch das alte Lied: Flächendeckend Tempo 30 - akzeptieren, dass Fahrräder Fahrzeuge sind und Radwege in Städten grundsätzlich abschaffen.

    Mehr Miteinander statt Ellbogen!

  • Die Unfälle könnten allesamt verhindert werden, würde man rechtsabbiegenden Kraftfahrzeugen die Vorfahrt einräumen. Man sollte dringend die STVO an die Realität anpassen.

    • @Wellmann Juergen:

      Ich will mal freundlich bleiben, auch wenns schwer fällt.

      Bei der überwiegenden Zahl der Unfälle dieser Art ist das Opfer ein Kind oder jemand im (mehr oder weniger gehobenen) Rentenalter.



      Da wäre es für die LKW-Fahrer natürlich von psychologischen Vorteil, wenn sie danach nicht an dem Unfall schuldig gesprochen werden würden.



      Die meisten dieser Unfälle würde das aber nicht verhindern, den die meisten Verkehrsteilnehmer, die davon betroffen sind, können die Lage und Gefahr gar nicht erfassen.

      Sonst würden die Unfälle auch nicht passieren. Es wird wohl kaum jemand sich absichtlich unter einen LKW legen.