Von Notz über grünes Selbstverständnis: „Niemand braucht Flügelscheiße“
Die Grünen müssen klarmachen, dass sie die offene Gesellschaft verteidigen und den Planeten retten wollen, sagt Konstantin von Notz.
taz: Herr von Notz, was muss bei den Grünen passieren, damit wieder mehr WählerInnen verstehen, dass das die Partei ist, der sie ihre Stimme geben sollen?
Konstantin von Notz: Erst mal ist das für uns Grüne gerade keine unkomplizierte Phase. Wir dürfen aber nicht verzagt sein, müssen die Reihen schließen und erkennen, dass es in diesem Jahr bei der Bundestagswahl um ganz zentrale Fragen geht, auf die die Grünen gute und richtige Antworten haben. Das ist unsere Stärke, darauf werden wir uns als Partei besinnen – und mit der Selbstbespiegelung aufhören.
Aber es stimmt doch, dass die Grünen mit ihren derzeitigen Umfragewerten nicht zufrieden sein können – oder?
Klar, mit Verlusten von 4 bis 5 Prozentpunkten in den aktuellen Umfragen beziehungsweise Demoskopiewerten von 7 bis 8 Prozent sind wir Grüne nicht zufrieden. Das gilt auch, wenn das zu den heute oft verklärten Fischer-Zeiten unsere besten Ergebnisse waren. Krisengelaber hilft da aber niemandem weiter. Wir müssen uns in diesen hochpolitischen Zeiten mit der Konkurrenz beschäftigen, nicht mit uns. 2017 geht’s um die Wurst.
Brauchen die Grünen mehr Tübingen oder mehr Kreuzberg, um diese Schwächephase zu überwinden?
Vor allem braucht heute niemand diese Flügelscheiße! Zwei grüne Ex-K-Gruppen-Männer, die um ihre Sicht auf die Partei zanken – das ist 2017 einfach nur retro. In Zeiten von Trump, Le Pen und Orbán geht es um größere Fragen: darum, eine rechtsstaatliche, liberale und offene Gesellschaft gegen die Nationalisten zu verteidigen und diesen Planeten zu retten. Wir müssen uns auf die grünen Kernthemen besinnen, da haben wir viel anzubieten.
Nun fallen in der Politik grundsätzliche Fragen ja oft zugunsten von Personalien unter den Tisch. Haben die Grünen das richtige Programm – aber das falsche Spitzenduo?
45 Jahre, ist studierter Jurist und seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen.
Nein. Wir haben in unserer Partei einen basisdemokratischen Urwahlprozess organisiert. Unsere Spitzenkandidaten sind die, die dabei gewählt wurden. Jetzt geht es darum, aus Personen und Programm die richtige Aufstellung zu formen. Und ich glaube, dass wir mit Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir zwei hervorragende Spitzenkandidaten haben.
Das mag für die Partei ja stimmen – aber was ist mit den WählerInnen, wäre Robert Habeck für die vielleicht der bessere Kandidat gewesen?
Es ist maximal müßig, Fragen wie „hätte“ oder „wäre“ oder „könnte“ zu diskutieren. Robert Habeck ist ein großartiger Typ, er wird in dem wichtigen Wahlkampf in Schleswig-Holstein eine ganz tragende Rolle spielen und ist auch für die Zukunft der Grünen eine wichtige Person. Mit Monika Heinold und ihm werde wir am 7. Mai in Schleswig-Holstein ein gutes Ergebnis holen, das uns Rückenwind für die Bundestagswahl gibt.
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