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Von Notz über grünes Selbstverständnis„Niemand braucht Flügelscheiße“

Die Grünen müssen klarmachen, dass sie die offene Gesellschaft verteidigen und den Planeten retten wollen, sagt Konstantin von Notz.

Ohne Flügel: Konstantin von Notz Foto: dpa
Rüdiger Rossig
Interview von Rüdiger Rossig

taz: Herr von Notz, was muss bei den Grünen passieren, damit wieder mehr WählerInnen verstehen, dass das die Partei ist, der sie ihre Stimme geben sollen?

Konstantin von Notz: Erst mal ist das für uns Grüne gerade keine unkomplizierte Phase. Wir dürfen aber nicht verzagt sein, müssen die Reihen schließen und erkennen, dass es in diesem Jahr bei der Bundestagswahl um ganz zentrale Fragen geht, auf die die Grünen gute und richtige Antworten haben. Das ist unsere Stärke, darauf werden wir uns als Partei besinnen – und mit der Selbstbespiegelung aufhören.

Aber es stimmt doch, dass die Grünen mit ihren derzeitigen Umfragewerten nicht zufrieden sein können – oder?

Klar, mit Verlusten von 4 bis 5 Prozentpunkten in den aktuellen Umfragen beziehungsweise Demoskopiewerten von 7 bis 8 Prozent sind wir Grüne nicht zufrieden. Das gilt auch, wenn das zu den heute oft verklärten Fischer-Zeiten unsere besten Ergebnisse waren. Krisengelaber hilft da aber niemandem weiter. Wir müssen uns in diesen hochpolitischen Zeiten mit der Konkurrenz beschäftigen, nicht mit uns. 2017 geht’s um die Wurst.

Brauchen die Grünen mehr Tübingen oder mehr Kreuzberg, um diese Schwächephase zu überwinden?

Vor allem braucht heute niemand diese Flügelscheiße! Zwei grüne Ex-K-Gruppen-Männer, die um ihre Sicht auf die Partei zanken – das ist 2017 einfach nur retro. In Zeiten von Trump, Le Pen und Orbán geht es um größere Fragen: darum, eine rechtsstaatliche, liberale und offene Gesellschaft gegen die Nationalisten zu verteidigen und diesen Planeten zu retten. Wir müssen uns auf die grünen Kernthemen besinnen, da haben wir viel anzubieten.

Nun fallen in der Politik grundsätzliche Fragen ja oft zugunsten von Personalien unter den Tisch. Haben die Grünen das richtige Programm – aber das falsche Spitzenduo?

Im Interview: Konstantin von Notz

45 Jahre, ist studierter Jurist und seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen.

Nein. Wir haben in unserer Partei einen basisdemokratischen Urwahlprozess organisiert. Unsere Spitzenkandidaten sind die, die dabei gewählt wurden. Jetzt geht es darum, aus Personen und Programm die richtige Aufstellung zu formen. Und ich glaube, dass wir mit Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir zwei hervorragende Spitzenkandidaten haben.

Das mag für die Partei ja stimmen – aber was ist mit den WählerInnen, wäre Robert Habeck für die vielleicht der bessere Kandidat gewesen?

Es ist maximal müßig, Fragen wie „hätte“ oder „wäre“ oder „könnte“ zu diskutieren. Robert Habeck ist ein großartiger Typ, er wird in dem wichtigen Wahlkampf in Schleswig-Holstein eine ganz tragende Rolle spielen und ist auch für die Zukunft der Grünen eine wichtige Person. Mit Monika Heinold und ihm werde wir am 7. Mai in Schleswig-Holstein ein gutes Ergebnis holen, das uns Rückenwind für die Bundestagswahl gibt.

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34 Kommentare

 / 
  • Grüner Bürgermeister u. Ministerpräsident in Stuttgart, aber trotz höchster Feinstaubwerte kommt ein Fahrverbot frühestens nächstes Jahr.

     

    Was sind denn noch grünen Werte? Frauenquoten?

  • Jemanden, der im Jahre 2017 noch ein Adelsprädikat in seinem Namen für tragbar oder gar erforderlich hält, nehme ich nicht ernst. Für mich nicht wählbar.

    • @Nikolai Nikitin:

      Karl-Eduard von Notz... ;-)

      • @Linksman:

        Klar - Kaiser-Wilhelm-Kanal

        Umbenennung 1948 -

        heute: Nord-Ostsee-Kanal

        Wasser : Auch ziemlich schwarz - nachts!

        • @Lowandorder:

          Da bin ich ja froh, Mr OutOfOrder, dass Sie dies genauso sehen.

          • @Nikolai Nikitin:

            Gern geschehen!

             

            Immer noch besser - als Sie hätten sich gefragt - wat hann'ch denn wigger alls

            Falsch jemaaht!;)

  • Den Planeten retten.

    Aha.

  • Sorry, ich traue den GRÜNEN nach 30 Jahren traurigerweise nicht mehr zu, dass sie irgendwen retten können und schon gar nicht Deutschland oder die Welt.

     

    In den Papieren steht viel, aber ich weiß sehr gut, dass vieles nur auf dem Papier steht und die GRÜNEN sich in der Praxis wirklich viel lieber um sich und ihr (gutes) Leben drehen. Es gibt viele, die interessiert noch nicht mal mehr das Thema Ökologie, zumindest leben sie es nicht groß in der Praxis. Und ich verlange da nur gesunden Pragmatismus, keinen Dogmatismus.

     

    Da sind im Vergleich aus antiautöritären Kinderladen-Kindern (auch gerne möchtegern) nun stramme Eliteschüler geworden, die an den entsprechenden Türen anklopfen und mitspielen wollen bei den großen Spielen.

     

    P.S.: Nichts gegen Kinderläden!

    • @Hanne:

      Und ich habe auch nichts gegen einzelne teils sehr engagierte Mitglieder - aber die haben in der Partei leider kaum eine Chance. Einige von denen schätze ich wirklich sehr, weil sie sich noch was von der Echtheit, der Frechheit und auch der ungesunden Respektlosigkeit bewahrt haben und für die Sache, die Menschen und die Welt kämpfen.

  • Die von der Parteiführung schwer gegeißelte "Flügelscheiße" hieß in der SED einst "Fraktionismus". ;-)

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Herrlich, dieser Tanz um "ganz zentrale Fragen" und die Antwort darauf:

     

    "Wir müssen uns auf die grünen Kernthemen besinnen, da haben wir viel anzubieten."

     

    Dann mal los...

    • @571 (Profil gelöscht):

      Klaro - IM INTERVIEW:

      KONSTANTIN VON NOTZ

      45 Jahre, ist studierter Jurist und seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen.

       

      Stell dir aber mal vor - ;))

      Ein unstudierter Jurist - &

      Auch da hört wieder keiner zu!

      • @Lowandorder:

        Hatte es auch gelesen.

        Hat er das 2. Staatsexamen geschafft und war er zugelassen ... ?

        Wieviel Semester mini braucht ein studierter Jurist ? Fragen über Fragen für juristische Vollwaisen.

        • @Pink:

          1. StaatsgefährderEx. ~>

          1. Termin möglicher - 7. Sem!

          (l&o 2. mgl. - Nachhall bis heute!;)

          = Wirtschaftsjurist mgl.

          2. Staats…

          2 - 2 1/2 - ja nach Haushaltslage!

          = Befähigung sein Richteramt

          (laienhaft vorgestellt!;)

          Folgen - bekannt. Ludwig Thoma

          "Er war …Jurist …& auch sonst - wa! http://www.schweizer.eu/fzr/urteils_datenbank.html?id=13672

          Merke - Stupidia-Lehrsatz!

          "Dummheit nach dem 2. - non nocet!"

          Schadet nich!

          Auch wieder schade!

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Pink:

          Fragen über Fragen...

          ... Antworten über Antworten auf Wikipedia "Konstantin von Notz".

          :-)

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Grisch:

        Habe mir erlaubt, Ihre Links nicht zu öffnen, denn im Kommentar zitierte ich Herrn von Notz, demnach "wir ... uns" auf "grüne Kernthemen" besinnen müssen.

         

        Er gibt also zu, dass es damit noch nicht weit her ist.

      • @Grisch:

        Süß, wenn ich nur @GRISCH lese, weiß ich schon immer, dass nur PRO GRÜNE Worte und deren Verteidigung kommen.

        • @Hanne:

          Nu. Aa´sch klaa.

          Auf dem Weg zur one-men-show-green

          Wird balde & Am Ende - Steehn -

           

          @GRISCH - DU BIST DER LETZTE - ....

          MACH DAS LICHT AUS!

          DANKE.

          gez. marmelade sp & kg-ö.

          (nach diktat unbekannt verreist)

  • Ach der Notz. Eines der HauptPROBLEME der Grünen ist, dass sie ihre - selbstdefinierte - "Humanität"

    über deutsche Gesetze stellen wollen. Das kann man der Mehrheit der Deutschen nicht verkaufen. Und das ist auch gut und richtig so. Denn in den deutschen Gesetzen (zB zu Asyl und Einreise) sind die Humanitätsvorstellungen des Gesetzgebers als demokratischer Repräsentant der Bevölkerung bereits berücksichtigt. Wir leben in einem Rechtsstaat. Das gilt auch dann, wenn ein abgelehnter Migrant zur Ausreise verpflichtet ist und abgeschoben werden MUSS, weil er nicht freiwillig seiner Ausreisepflicht nachkommt. Auch das haben die Grünen noch nicht so wirklich begriffen. Solange hier aber mit zweierlei "Rechtsstaats-Maß" gemessen wird, gibt es auch keinen Grund, die Grünen in irgendeiner Form an der Regierung zu beteiligen. Entweder immer Rechtsstaat oder nie. So geht das Freunde!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...bei der Wahl des Bundespräsidenten hätten die Grünen ja schon mal zeigen können, dass sie die "richtigen Antworten" haben. Haben sie aber nicht.

  • Heute retten wir Deutschland und morgen die ganze Welt!

  • Ha Ha Ha, ausgrechnet jener Notz. der die Partei als "Ersatz FDP " aufbauen wollte und nun brachial einsehen muss, dass das andere besser können, er aber im Gegenzug direkt für den Abgang von Stammwählern aus Protest gegen Notzes Neoliberale Agenda verantwortlich ist . Von "Müsli" war da allerdings nie was zu sehen. Vollends Bizarr wird es, wenn ausgerechnet er, der alles dafür getan hat, Habeck durch allerlei verfahrens - und Wahltricks zu verhindern, von einer basisdemokratischen Wahl dazu spricht. Mein lieber Notz, entweder sollten Sie mal überdenken, ob ggf. andere nicht ganz legale Genußmittel besser für sie sind, oder Sie denken, außerhalb Ihres Umfeldes sind die Wähler eh blöd. Beides irgendwie kritisch.

  • Gääähnn, Herr von Notz.

    Hoffe nur, dass Habeck Ihnen mal zeigt, wo der Frosch die Locken hat.

    Mein lieber Schwan !!

  • Wer findet den Fake?

     

    "…Konstantin von Notz: Erst mal ist das für uns Grüne gerade keine unkomplizierte Phrase. Wir dürfen aber nicht verzagt sein, müssen die Reihen schließen und erkennen, dass es in diesem Jahr bei der Bundestagswahl um ganz zentrale Fragen geht, auf die die Grünen gute und richtige Antworten haben. Das ist unsere Stärke, darauf werden wir uns als Partei besinnen – und mit der Selbstbespiegelung aufhören.…"

     

    Danke Herr von derer von Notz -

    Soviel Phase der Selbstbespiegelung

    Muß schonn mal sein - Sich'er dat.

     

    & nochens - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Adel

    Nehmen Sie sich mal 'n Beispiel

    An ner früheren Mitgefährtin!

    Konstanten Notz - kleidet Sie sicher

    Nicht weniger gut - wie Konstantin Wecker!

    Auf den sie mit dem v-Gehuber fürderhin

    Dann niemand mehr als - ja ganz genau!

    LandjunkerNachfahr SH -

    Auf denselben gingen!

    Nur Mut - "…Reihen schließen…"

    Sangen Derogleichen wenig früher - Jau!

    Sturmriemenfest - Nur a weng anders - wa!

    • @Lowandorder:

      Mit DER Quellenangabe kann ich jetzt was anfangen. Danke !

      • @Pink:

        upps - mal nicht Inkommodiert!

        Fein. Heute nicht umsonst gelebt!;)

        • @Lowandorder:

          & so so

           

          Dann mal als Schlagobers https://de.m.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichischer_Adel

          einer derer - derer v. Zinn zu Zinnenburg (fottos en familie)

          & Zeitungsannonce (Ausriß)

          "Für die Schulden meiner Frau …

          Komme ich nicht mehr auf!

          ( das funzte einst - doch doch!;)(

          & Zum Niedergang -

          In dessen Kochgeschirr kochte mein Bruder einen Fisch/GrauReiherKopf Aus & ab ins nat.hist. Museum HL -

          (klar - der präparierte Kopf - nich der Topf!)

          Ja Ja - Der Adel - Da liegt kein Segen drauf!

          Dessen Niedergang in seinem Lauf

          Hielt/Hält weder Ochs noch Esel auf!

    • @Lowandorder:

      kurz - Dero Bauernlegernachfahren mang de Küsten - wie den Ostelbischen Krautjunkern&SteigbügelhalterEnkeln

      Die - nur sehr bedingt schizo - heute

      Einen auf Dufte-Wichtig-Wichtig machen - Genau die -

      Hev ik liggers eulich unter Wind!

      vulgo - Trau denen kein Stück!

      Wie hier wieder gut belegt zu lesen!

  • Vor allem braucht niemand eine völlig mutlose Partei, deren Eintreten für eine "rechtsstaatliche, liberale und offene Gesellschaft" ich ihr immer weniger abnehme.

     

    Wenn ich mir das Abstimmungsverhalten bei namentlichen Abstimmungen so ansehe, dann sind die Grünen als Juniorpartner der CDU/CSU ja bereits bestens positioniert.

     

    Überhaupt wird mir bei den Grünen mittlerweile viel zu viel geglaubt, zu wenig argumentiert und zu viel "mit Bauchschmerzen" abgenickt. Und so allein stehe ich mit dieser Einschätzung zumindest in meinem Umfeld nicht.

    • @Helmut Fuchs:

      Nein, Sie sind da auch außerhalb Ihres Umfeldes nicht allein ;-)

  • Mag sein, dass Her von Notz in seinem Fach kompetent ist - seine Reduzierung der Probleme der Grünen auf einen Streit zwischen Ex-KB-Statler und KBW-Waldorf ist politisch armseelig. Soll er doch bitte ehrlich sein und sagen: Wir sind die Müll-Trenn-FDP - mehr nicht.

  • rückenwind bitte soviel, dass es die grünen ins nirwana treibt je weiter desto besser

    • @Georg Schmidt:

      Ist die Windstille nicht längst erreicht?

      Normal!