„Vogue“ in der Ukraine: Glamour im Terror
„Der Weg der Unverwüstlichen“ lautet der Titel der wieder erscheinenden „Vogue“ Ukraine. Abgebildet wird nicht zuletzt der Freiheitskampf des Landes.
Glanz und Glamour in Zeiten von Massengräbern, zerbomten Städten und deportierten Kindern – geht das zusammen? Offensichtlich ja. Seit dem vergangenen Wochenende ist die ukrainische Ausgabe der Vogue (Vogue UA) wieder gedruckt am Start – zum ersten Mal seit dem Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.
„Der Weg der Unverwüstlichen“ lautet der Titel des Heftes. Protagonist*innen seien diejenigen, die „retten, operieren, Feuer nach einem Angriff löschen, in Zügen arbeiten, aber auch Bücher schreiben, Konzerte geben – um Spenden für diejenigen zu sammeln, die schützen, retten, heilen. Diese Ausgabe widmen wir allen Ukrainer*innen und unserem gemeinsamen Weg zum Sieg“, heißt es in einem Editorial der Redaktion.
Die hat keine Mühen gescheut. So gehören zu den 50, zumeist interviewten, Persönlichkeiten in der Ausgabe etwa die First Lady Elena Selenskaja, Außenminister Dmitri Kuleba, aber auch die Menschenrechtlerin und Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation „Zentrum für bürgerliche Freiheiten“ (CCL, 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet) Olexandra Matwijtschuk sowie der Fußballer Andrej Schewtschenko.
Auch zwei Nachrufe sind in dem Magazin zu finden: Einer handelt von Maksym Lewin – ukrainischer Fotograf und Dokumentarfilmer, der am 1. April 2022 in der Nähe von Kyjiw tot aufgefunden wurde – mutmaßlich erschossen von russischen Soldaten. Gegenstand einiger Beiträge sind überdies Städte, wie das Wohnviertel Serwernaja Saltikwa im ostukrainischen Charkiw. Es wurde während des Krieges durch russische Angriff zu 70 Prozent zerstört.
Erstmal praktische Probleme
Wladimir Putins sogenannte Spezialoperation bestimmt die Berichterstattung der ukrainischen Vogue auf ihrer Webseite und in den sozialen Netzwerken seit dem 24. Februar 2022. So habe sich die Redaktion in den ersten sechs Monaten vor allem auf praktische Inhalte, wie Stromausfälle, sowie Kulturelles konzentriert, ist dem Forbes Ukraine zu entnehmen.
Doch nicht nur inhaltlich musste bzw. muss sich die Vogue UA neu erfinden. Bis zum vergangenen Juli gehörte sie zu der Media Groupe Ukraine, die ihrerseits ein Teil der ukrainischen Beteiligungsgesellschaft SCM unter Kontrolle des Magnaten und reichsten Mannes der Ukraine, Rinat Achmetow, war.
Als Reaktion auf das Inkrafttreten des „Anti-Oligarchensetzes“ überließ Achmetow die Lizenzen aller Medien der Media Groupe Ukraine dem Staat. Der Redaktion gelang es mit dem internationalen Herausgeber der Vogue, Condé Nast, zur Frage der Lizenzen ins Geschäft zu kommen. Die Arbeit konnte fortgesetzt werden, wenn auch unter erschwerten Bedingungen.
Man komme gerade so über die Runden, sagte die Herausgeberin der Vogue UA, Julia Kostetskaja, Forbes Ukraine. Finanziell gehe es ums Überleben. Seit Kriegsbeginn seien internationale Anzeigenkunden, vorher eine Haupteinnahmequelle, fast komplett weggebrochen.
Wohl auch aus diesem Grund sind maximal vier gedruckte Ausgaben im Jahr geplant. Jetzt hofft die Redaktion darauf, dass die „Heldengeschichten“ ihrer ersten „Kriegsausgabe“ auch Vogue-Leser*innen in anderen Ländern erreichen. Deshalb soll ein Großteil der Interviews auch demnächst übersetzt auf der Webseite verfügbar sein.
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