Vielfältiges Popcorn: Nonbinäre Maisspezialitäten
Popcorn gibt es nur süß oder salzig? Von wegen. In den USA und in Berliner Hipster-Popcorn-Manufakturen sind noch viel mehr Geschmacksrichtungen drin.
B ei Dates steht man oft vor elementaren Entweder-oder-Entscheidungen: Getrennt oder zusammen bezahlen? Zu mir oder zu dir? Und: Süßes oder salziges Popcorn? An dieser Frage sind schon Ehen zerbrochen, bevor sie überhaupt geschlossen wurden, sie ist nicht weniger elementar als „Kartoffelsalat mit Essig oder Mayonnaise?“ oder „Apfelstrudel mit Rosinen oder ohne?“.
Auch ich – Team süß, übrigens – war lange in diesem Dualismus gefangen. Bis ich mich auf einem USA-Roadtrip durch diverse Tankstellen-Snacks futterte und, es war in Indiana, auch eine Tüte Popcorn kaufte. Und zwar Karamell(!)- und Cheddar(!!)-Popcorn. Es dauerte ein wenig, bis ich verstand, dass man sich die beiden Sorten wirklich gemeinsam in den Mund stecken sollte, doch dann: eine quietschsüß-schmelzkäsigsalzige Offenbarung!
Zurück in Deutschland wollte ich mehr davon. Dabei ist Karamellpopcorn hier noch relativ leicht zu kriegen, es gibt sogar eine Variante von Werther’s Original in manchen Supermarktregalen. Cheddar hingegen abseits von USA-Direktimporteuren nicht.
Stattdessen lernte ich, dass natürlich auch Popcorn längst zu einem nachhaltig und klimaneutral produzierten Manufaktur-Feinkostprodukt mutiert ist, und zwar konkret in der Berliner „Popkornditorei Knalle“. Deren Laden in Prenzlauer Berg ist so klar und aufgeräumt wie ein Designgeschäft, das Popcorn kommt in Tüten, die an guten Espresso erinnern, bei den Sorten denkt man wiederum an Hipster-Eisdielen: „Weiße Schokolade & Salzbrezel“, „Butterkaramell & Tahiti-Vanille“, „Trüffel & Fleur de Sel“ oder die saisonale Edition „Winterapfel & Haselnuss“. Der Kilopreis: 49 Euro.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Aber schmeckt das auch? Die kurze Antwort: Ja! Die lange: Ja, aber irgendwie fehlt mir dieser leicht trashige Fastfood-Mampf-Charakter, den ich vom Kino-Popcorn und dem aus den USA kenne. Das Knalle-Popkorn ist geschmacklich so sanft, es ist so gut austariert – das ist mir auf Dauer einfach zu rund.
Und das meine ich auch wörtlich, denn, Abteilung Partywissen, es gibt zwei verschiedene Popcorn-Typen: Das Modell „Butterfly“ macht beim Aufpoppen viele Verrenkungen. Es landet in den meisten Kinotüten, denn durch seine unregelmäßige Form werden diese schneller voll. „Mushroom“ hingegen poppt kontrollierter, in fast perfekter Kugelform, was an kleine Gehirne erinnert. Es nimmt Geschmacksträger wie Karamell oder Käsepulver besser auf, man findet es daher in den Tüten von Knalle und auch bei US-Popcornhändlern, die nun wirklich alles im Angebot haben: Chili-Popcorn, Dillgurken-Popcorn, Pfeffer-Popcorn … Denn so wenig wie nur zwei Geschlechter gibt es auch nur zwei Popcorn-Sorten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Kohleausstieg 2030 in Gefahr
Aus für neue Kraftwerkspläne
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Russlands Nachschub im Ukraine-Krieg
Zu viele Vaterlandshelden