Viele Tote bei Terrorangriffen in Mali: Die Gewaltspirale dreht sich
Nach dem Angriff mit 132 Toten gibt es in Mali Proteste. Dort und in in Burkina Faso nimmt die Gewalt zu – die Militärherrscher reagieren mit Härte.
„Von Diallassagou ist nichts mehr übrig“, erklärte in Malis Hauptstadt Bamako ein Politiker aus der Region. Die Terroristen rückten lokalen Berichten zufolge am Samstagnachmittag in das Dorf ein, zündeten die Getreidespeicher an und entführten die Viehherden und den Dorfchef.
Vier Stunden später zogen sie weiter in die Nachbardörfer Dianweli und Deguessagou. Deren Bewohner ergriffen die Flucht, so sie konnten. Getötet wurden die Zurückgebliebenen: Kinder und alte Leute.
Die Region Bankass ist ein altes Konfliktgebiet zwischen den Volksgruppen der Peul, zu denen Islamistenführer Kouffa zählt, und der Dogon, die Selbstverteidigungsmilizen mit Unterstützung der Armee gegründet haben. So wird aus dem Terrorkrieg ein schmutziger ethnischer Krieg.
In derselben Region wurden im März 2019 134 Peul beim Überfall auf das Dorf Ogossagou getötet. Das Unvermögen der zivilen Regierung Malis, solche Konflikte zu beenden, war 2020 ein Grund für die Machtergreifung des Militärs gewesen.
Nun beklagt die Bevölkerung der Konfliktgebiete wieder mangelnden Schutz. In Zentralmali sei die Präsenz des Staates dieses Jahr von 27 Prozent der Region auf 21 Prozent zurückgegangen, berichtete die UN-Mission in Mali (Minusma) dem UN-Sicherheitsrat vergangene Woche.
Jugendgruppen in Bankass riefen am Dienstag zu einer Kampagne des zivilen Ungehorsams auf: Alle staatlichen Dienste außer dem Gesundheitswesen müssen schließen, die Straße in die nächste größere Stadt Mopti wurde gesperrt.
Radikale Regierungsanhänger sehen in den Terrorangriffen hingegen Teil einer internationalen Kampagne gegen Malis Militär. „Die Realität dieser Killerbanden ist mittlerweile bekannt: Es ist ein zynisches Spiel der imperialistischen Mächte, die sich unser Land unter den Nagel reißen wollen“, behauptete ein Editorial der Zeitung Le National und rief alle Bürger „zu den Waffen, um das Vaterland zu verteidigen“.
„Sperrgebiete“ in Burkina Faso
Das Massaker von Diallasagou erinnert an das Massaker von Seytenga im benachbarten Burkina Faso. Das forderte genau eine Woche zuvor mindestens 86 Tote. Die dortige Militärregierung startete daraufhin neue Operationen und vermeldete am Montag die Tötung von 128 „Terroristen“.
Am selben Tag erklärten die Behörden zwei Gebiete im Norden und Osten des Landes zu militärischen Sperrgebieten. „Jede menschliche Präsenz oder Aktivität in diesen Zonen ist verboten, unter Gefahr, sich den Auswirkungen der dort zu führenden Militäroperationen auszusetzen“, so der Verteidigungsrat in Ouagadougou. Die dort lebenden Menschen sollen umziehen.
Die Strategie, ganze Landstriche zu Sperrgebieten zu erklären, in denen nach Ablauf einer Frist jeder Mensch vogelfrei ist, ist eher aus kolonialen Eroberungskriegen in Afrika bekannt.
Der zivilgesellschaftliche Dachverband Bürgerkoalition für den Sahel kritisierte vergangene Woche die „rein militärische“ Strategie der Regierungen der Sahelzone. Diese führe in eine „Gewaltspirale, die das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat weiter schwächt“.
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