piwik no script img

Videoüberwachung in FreibädernNicht nur Neukölln im Blick

Zuerst stand nur das Columbiabad im Fokus. Nun werden auch die Ein- und Ausgänge dreier weiterer Bäder mit Videokameras überwacht.

Achtung: Es wird überwacht Foto: dpa

Berlin taz | Wer zuletzt die Kriminalitätsstatistik für die Berliner Bäder näher betrachtete, konnte sich schon wundern über die Fokussierung der öffentlichen Debatte auf das Neuköllner Columbiabad. Dort werden seit vergangenem Freitag die Ein- und Ausgänge per Videokameras überwacht. Nun haben die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) mitgeteilt, die Videoüberwachung auch auf die Sommerbäder Pankow, Am Insulaner und das Prinzenbad auszuweiten.

Wie auch im Neuköllner Columbiabad sollen die Aufnahmen für 72 Stunden gespeichert und danach automatisch gelöscht werden, sollten Ermittlungsbehörden sie nicht zuvor anfordern. Gefilmt werden die Eingangsbereiche, nicht aber die Liegewiesen oder gar die Umkleiden. Laut BBB-Vorständin Marie Rupprecht soll die „Ausweitung der Videoüberwachung dazu beitragen, dass sich die Sicherheitslage in diesen großen Sommerbädern weiter verbessert“.

Aus einer Anfang August veröffentlichten Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Klara Schedlich und Vasili Franco geht hervor, dass das Columbiabad zwar das einzige Bad war, das in dieser Saison wegen Vorfällen geräumt werden musste – und zwar gleich dreimal –, es bei polizeilich aufgenommenen Gewaltdelikten aber keineswegs vor den anderen Bädern liegt.

So wurden im laufenden Jahr 4 Gewaltvorfälle – Körperverletzung, Raub, sexueller Übergriff und Belästigung – gezählt. Ebenso viele waren es im Sommerbad Pankow und Am Insulaner. 10 Gewaltvorfälle, darunter 4 einfache Körperverletzungen, wurden im Sommerbad Kreuzberg, dem Prinzenbad, registriert.

49 Vorfälle im laufenden Jahr

Über alle Bäder hinweg wurden bis Ende Juli 48 Vorfälle gezählt, nach 57 im gesamten Vorjahr. Die Debatte über die Sicherheit der Berliner Bäder hatte ihren Ausgangspunkt nach Auseinandersetzungen von Jugendlichen mit den Beschäftigten des Sicherheitsdienstes des Columbiabads Anfang Juli.

In der Folge blieb das Bad mehrere Tage geschlossen. Als erste Maßnahme hatten die Bäder auf Veranlassung des CDU-SPD-Senats eine Ausweispflicht eingeführt, um Be­su­che­r:in­nen mit Hausverbot besser abweisen zu können.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare