Video der Woche: "Isch kandidiere"
Horst Schlämmer will Bundeskanzler werden. Im Wahlwerbespot zeigt er sich so wie er ist: Häßlich, verkatert, zerzaust. Trotzdem hat er viele prominente Unterstützer.
Die Violetten stehen für „spirituelle Entwicklung“, die Anarchistische Pogo-Partei für „Arbeit ist Scheiße“ und die Bibeltreuen Christen für ein Pornoverbot. Alles irgendwie und für irgendwen durchaus hehre Ziele. Was die Kleinstparteien aber gemeinsam haben: Wohl keine Chance bei der Bundestagswahl.
Diese erhofft sich hingegen ein neuer Player auf dem deutschen Politparkett: Horst Schlämmer. Der 52-jährige stellvertretende Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatts hat seine eigene Partei gegründet: die HSP - eine nach ihm benannte Horst-Schlämmer-Partei. Und Horst Schlämmer will nichts geringeres als Nachfolger von Angela Merkel werden.
Den Anspruch untermauert er mit einem professionell produzierten Wahlwerbespot, der seit wenigen Tagen im Netz zu sehen ist. Dass er sein Ziel nicht allein erreichen kann, weiß er. Also hat sich Horst Schlämmer auf die Suche nach Unterstützern gemacht. Und das überaus erfolgreich. „Es ist ein Mann aus dem Volk. Es ist ein Mann, der uns alle versteht“, wirbt Iris Berben im Wahlvideo. Rapper Bushido hat den offiziellen Parteisong beigesteuert und auch Schauspielerin Senta Berger weiß, wen sie am 27. September wählt: Horst Schlämmer. „Er hat den Mut, den ein richtiger Mann haben muss, um dieses Land zu leiten“, sagt sie.
Mut hat er tatsächlich. Mut, sich so zu zeigen, wie er nunmal ist. Hässlich, verkatert, zerzaust. Oberflächlichkeiten sind nicht seine Sache. Im Trenchcoat kommt sein Bierbauch hervorragend zur Geltung, mit der Herrenhandtasche setzt er Trends, Vokuhila und Schnurrbart zeugen von Männlichkeit und seinen Gesprächspartner schickt er eine Duftwolke aus Schnaps und kaltem Rauch entgegen. Ein Mann aus dem Volk, für das Volk.
Erst wenige Wochen ist die HSP alt, es bleibt also kaum noch Zeit, bekannt zu werden. Eine Taktik von Schlämmer: Dem politischen Gegner Angst machen. So stellt sich der HSP-Spitzenkandidat persönlich mit seinem Programm Jürgen Rüttgers (CDU) und Cem Özdemir (Grüne) vor.
Die politische Ausrichtung der HSP: liberal, konservativ und links. Für jeden ist etwas dabei, das ist Politik der Zukunft. Und auch die politischen Forderungen lassen kaum Wünsche übrig: Bedingungsloses Grundeinkommen für alle, ab der Geburt: 2500 Euro. Weg mit Rauchverbot und Verkehrssünderkartei, kostenlose Schönheits-OPs und Solariumbesuche, um hier nur einige zu nennen.
Horst Schlämmer scheut nicht den Vergleich mit den Großen der Welt (Slogan: „Yes Weekend“) und ist sich nicht zu fein, von ihnen zu lernen. Er setzt im Wahlkampf aufs Netz, ist in sämtlichen sozialen Netzwerken vertreten – auch das mit Erfolg. Bei Facebook hat er 26.000 Fans, fast doppelt so viele wie Angela Merkel.
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