VfB Lübeck kritisiert U23-Regelung: Bundesliga-Clubs im Vorteil
Der VfB Lübeck beklagt „Wettbewerbsverzerrung“, weil der VfL Wolfsburg Bundesliga-Profis in seiner U23 in der Regionalliga Nord spielen lässt.
Für Wut in Lübeck sorgte, dass der VfL vier Spieler mit Bundesliga-Erfahrung eingesetzt hatte. Neben Daniel Ginczek (28 Jahre) waren dies der österreichische Nationalspieler Xaver Schlager (22), Elvis Rexhbecaj (22) und Ismail Azzaoui (21). Ginczek traf doppelt, Rexhbecaj einmal.
In Lübeck zürnten sie: „Wettbewerbsverzerrung!“ Sportvorstand Florian Möller wies darauf hin, dass Spieler unterhalb des Profibereichs einer Sperrfrist von zehn Tagen unterlägen, wenn sie von einer höherklassigen in eine unterklassige Mannschaft des Vereins wechselten. Für Fußballprofis gelte diese Regel nach den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) dagegen nicht.
Ein „Witz“ sei das, sagte Möller der taz. „Die Kritik richtet sich nicht gegen Wolfsburg II, die haben sich im Rahmen des Erlaubten bewegt. Es sollte vor allem ein Denkanstoß für den DFB sein. Da gibt es einige Dinge, die nicht gut sind – so auch, dass Bundesligisten ihre Profis in der U23 einsetzen können. Wenn bei uns Spieler ausfallen, dann müssen wir mit Jungs aus unserer Oberliga-U23 oder mit A-Jugendlichen auskommen.“
Vorteil auch für andere große Clubs
Den durch Lobbyarbeit errungenen Vorteil, dass zweite Teams durch Profis verstärkt werden können, nutzen auch der Hamburger SV, Hannover 96, Werder Bremen und der FC St. Pauli. Der DFB erlaubt den Bundesligisten, dass in der U23 gleichzeitig drei Spieler eingesetzt werden dürfen, die älter als 23 Jahre sind.
Eine per E-Mail an den VfL Wolfsburg gerichtete Anfrage zur Lübecker Kritik wurde so beantwortet: „Der VfL Wolfsburg nimmt dazu keine Stellung. Danke für Ihr Verständnis.“ In der Wolfsburger Allgemeinen ging VfL-II-Trainer Rüdiger Ziehl auf das Thema ein. Ginczek und Schlager seien nur Teil des Regionalliga-Teams gewesen, „um nach einer langen Verletzungspause Spielpraxis zu sammeln. Das ist genauso Aufgabe einer U23-Mannschaft wie die Weiterentwicklung der jungen Spieler.“ Der Einsatz „ist nicht dem Tabellenplatz oder der Situation geschuldet. Wir würden das auch so machen, wenn wir Fünfter oder Neunter wären.“
Am Sonnabend beim HSV II (4:2) trat Spitzenreiter Wolfsburg II (21 Partien, 50 Punkte) ohne die vier Profis an. Das Thema dürfte sich dadurch aber nicht erledigt haben. Dafür steht für Lübeck (19 Spiele, 43 Zähler) zu viel auf dem Spiel. Es geht um die freie Fahrt in die Dritte Liga. In den beiden Spielzeiten danach erwarten den Nord-Meister dann wieder Ausscheidungsspiele.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?