Verunglimpfung von Flüchtlingen: Die wirre Welt des Dr. Flocken
Hamburger AfD-Abgeordneter nutzt Silvester-Übergriffe für rassistische Ausfälle.
HAMBURG taz | Rassisten sind immer nur die anderen, vor allem wenn sie aus dem Ausland kommen und moslemischen Glaubens sind: In einer Schriftlichen Anfrage zu den „rassistischen Ausschreitungen in der Silvesternacht“ verunglimpft der AfD-Abgeordnete Ludwig Flocken Flüchtlinge und offenbart ein Weltbild und einen Sprachgebrauch, der für einen Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten einmalig sein dürfte – und an Volksverhetzung grenzt.
„Angehörige verschiedener nach Deutschland eingedrungener Ethnien erniedrigten Menschen unserer westlichen Kultur“, lautet die Täter- und Tatbeschreibung des Orthopäden Dr. Flocken. Und weiter, zur Motivation der bislang nicht ermittelten Täter: „Sie begrapschten westliche Frauen und Mädchen physisch-sexuell, penetrierten sie, beleidigten sie obszön-rassistisch und raubten einige beiläufig aus, um sie direkt zu erniedrigen.“ Sie hätten damit den Begleitern der Frauen und anderen anwesenden Männern, insbesondere den Polizisten, gezeigt: „Ihr seid zu machtlos, um ‚eure Frauen‘ vor uns, den überlegenen Muslimen, zu schützen!“
In seiner wirrer Welt sind die sexualisierten Übergriffe zugleich „Ausdruck der islamischen Verachtung für den Westen“ und eine „Erniedrigung Europas“. Im Gegensatz zu ihm ignorierten „unsere Medien“ den „rassistischen Aspekt der Vorfälle“. Und zum Thema Islam meint Flocken zu wissen: „Die Bedrohung wird verschärft, weil viele dieser Rassisten eine totalitäre, intolerante, extrem gewalttätige, menschenfeindliche, rücksichtslose, als Religion getarnte Ideologie mitbringen.“
Welch ein Glück, dass der AfD-Abgeordnete Dr. Flocken dem nun seine extrem tolerante Ideologie entgegensetzt.
Leser*innenkommentare
Felix Krebs
Das Problem mit Flocken ist, dass er nicht isoliert, sondern das rassistische Zugpferd der AfD-Fraktion ist. Für Humanisten mag das Weltbild von Flocken komplett wirr sein, er bedient mit seinen Reden und Anträgen jedoch eine momentan sehr große rassistische Strömung. Aufgrund seiner rechten Ausfälle wurde Flocken übrigens mit kumulierten Stimmen in die Bürgerschaft gewählt, obwohl er auf der Landesliste weiter hinten stand. Seine Ressentiments werden also von den WählerInnen belohnt.
Ein weiteres Problem ist der journalistische Umgang mit der Hamburger AfD-Fraktion. In der Diskussion um die Rolle des neurechten Björn Höcke, bekam der Hamburger AfD-Fraktionsführer Prof. Kruse in mehreren Leit-Medien die Gelegenheit Höckes Positionen als rassistisch zu kritisieren und sich selbst als liberal-konservativ zu präsentieren. Niemand kam jedoch auf die Idee den Hanseaten Kruse mal mit der Hetze seines eigenen Fraktionskollegen zu konfrontieren.
Sapasapa
Herr Flocken meint bestimmt auch, dass die vielen deutschen Sextouristen rund um den Erdball in ehrenvoller abendländischer Mission unterwegs sind...
cursed with a brain
Was wir wohl mal brauchen ist "öffentliche Hassrede" als eigenständiger Straftatbestand und "Offizialdelikt" - falls er das schon ist, kriegt man nichts davon mit - sofortige(!) Ingewahrsamnahme, zügige Prozessführung (damit die U-Haft nicht zu lange dauert) und ein Strafmaß, das nicht unter einem Jahr Haft ohne Bewährung beginnen sollte - falls das schon so ist, man kriegt leider nichts davon mit.
Niemand hat das Recht, das Recht auf freie Meinungsäußerung derart zu mißbrauchen.
Karlheinz
"Bereits im Januar 2005 sorgte Dr. Ludwig Flocken für einen Eklat,als er auf einer Demo des Pegida-Ablegers „MVgida“ in Schwerin "
Ja ja, der Fehlerteufel kriegt sie alle.