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Vertreter für HygienedingeImmer schön sauber bleiben

Als Gastwirt hat man es schnell mit Vertretern zu tun. Sie bieten Waren oder Dienstleistungen vor allem für die Hygiene, analog und digital.

Es sind ja feste Seifen schwer in Mode, weil angeblich nachhaltiger Foto: Imago

A ls Wirt ist man für so allerhand Zielgruppe, von dem ich mir bisher gar keine Vorstellung machte. Es ist eine ganz eigene Welt, und belebt wird sie auch von einer Spezies, die ich schon für ausgestorben hielt: dem Vertreter – übrigens ohne -in, meiner Erfahrung nach. Einige fahren sogar noch mit dem Auto auf den Hof und holen Muster aus dem Kofferraum.

Hauptmetier dieser Leute ist vorwiegend der Hygienebereich. Die einen versprechen, einem das Internet sauber zu halten. Ich bekomme fast wöchentlich Angebote, um das digitale Image des Gasthauses aufzupolieren – inklusive der Entfernung kritischer Bewertungen aus Google & Co. Diese Vertreter tauchen selten persönlich auf. Die anderen, die mit den Mustern im Kofferraum, machen in Seifen, Laugen, XY-Entfernern und Desinfektionsmitteln. Ihr Narrativ: Wer handelsüblichen Produkten aus dem Supermarkt vertraut, kann auch gleich mit Wasser putzen.

Kein Wunder also, dass es sogar eine eigene Hygienekollektion für das Gästebad gibt. Fachbegriff: Hotelkosmetik. Vorige Woche steckte ein umfangreicher Katalog unverlangt im Briefkasten – gleich mit den wichtigen Buzzwords auf dem Titel: „bio, ressourcenschonend, nachhaltig“. Was mich bis heute wütend macht. Was bitte soll an kleinen Tübchen und Fläschchen nachhaltig sein? Am nachhaltigsten wäre es, wenn sie gar nicht existierten.

Ich habe in meinem Kulturbeutel ein Hotel-Nähset und eine Miniflasche Flüssigseife, beides Souvenirs aus einem Hotel in Schanghai. Vor Kurzem habe ich nachgerechnet. Beide sind inzwischen 15 Jahre alt. Ich habe sie nie angerührt. Einen ähnlichen Verdacht habe ich bei Conditioner. Wollen Sie wirklich irgendwelches Zeug aus dem Hotel an Ihre gestressten Haare kommen lassen?

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Wir haben uns vorgenommen, das Gasthaus als nachhaltiges Hotel zu führen – auch in Sachen Hygiene. Ich habe gelernt: Das Vorhandensein eines Spezialreinigungsmittels heißt nicht automatisch mehr Sauberkeit, und für Nachhaltigkeit reicht auch nicht aus, dass der Begriff auf jeder Packung steht.

Es sind nun ja feste Seifen schwer in Mode, weil angeblich nachhaltiger. Auch ich habe sie in einigen Bädern ausgelegt, aber mich sofort wieder davon verabschiedet. Kein Mensch will ein Stück Seife in die Hand nehmen, das schon mal von einem Fremden benutzt wurde, auch wenn es an einer formschönen Kordel an der Duschstange hängt. Es löst sich stattdessen von selbst auf und verteilt sich so anhaltend in der Nasszelle, dass wieder extra Seife und Wasser benötigt wird, um alles abzubekommen. Was da wirklich nachhaltig wirkte, war die Duschgardinenpredigt der Zimmerfrau.

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Jörn Kabisch
Autor
Wirt & Autor für taz und FuturZwei
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