Design im Fränkischen Gasthof: Schick, aber unpraktisch!

Es hat ein wenig gedauert. Aber jetzt weiß auch unser Autor, dass es bei der Einrichtung seiner Gästezimmer nicht nur auf die Ästhetik ankommt.

Eine Person saugt ein Hotelzimmer.

Und immer diese Staubfänger! Foto: Thomas Koehler/photothek/imago

Wie unterschiedlich die Perspektiven auf die Ausstattung eines Hotels sein können! Mir ist das zum ersten Mal aufgefallen, als ich für einige Zimmer Garderobenständer kaufte. Sie haben einen leichten Industrial Chic, erinnern mich an alte Bänke in den Sportumkleiden: Die Ständer bestehen zum Großteil aus schwarzen Metallrohren. „Sieht nicht schlecht aus, oder?“, sagte ich zur Zimmerfrau, als ich sie an ihren Platz gestellt hatte. „Schwarzes Metall muss man ständig abstauben“, sagte sie nur. Das saß.

Inzwischen bin ich stark sensibilisiert: Es kann nicht alles nur danach gehen, ob etwas den Gästen oder den Wirtsleuten gefällt. Es ist wie auf dem Schachbrett: Der Gast ist König – selbstverständlich –, das Personal aber ist die Dame: Gut, wenn die Figur freie Korridore hat.

Bei Anschaffungen und Erneuerungen werden daher folgende Fragen bedeutsamer: Ist es stabil? Ist es einfach zu warten und zu reparieren? Ist es kein Staub- oder sonstiger Schmutzfänger? Ist es vielleicht so schön oder praktisch, dass es leicht „verschwinden“ könnte? Und ist es, falls irreparabel kaputt oder verschwunden, leicht ersetzbar? Das Nachdenken beginnt schon bei den Anhängern für die Hotelschlüssel – und falls Sie sich das auch schon mal gefragt haben: Die können nicht groß und schwer genug sein.

Über Hotelbetten ließe sich in dieser Hinsicht ein ganzes Kapitel schreiben. Matratzen – sind Gästen tendenziell zu weich, den Menschen, die sie beziehen, dagegen tendenziell zu hart. Denn je biegsamer die Matratze, umso leichter ist das Spannbetttuch drübergezogen. Bettwäsche – muss ständig gewechselt werden. Reißverschlüsse, eigentlich die praktischste Erfindung, seit es Knöpfe gibt, sind da völlig unnütz. Niemand will da irgendwas auf- oder zuziehen.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Unsere Bettwäsche trägt inzwischen einen „Hotelverschluss“, das ist eine simple Überlappung, es fehlen auch die Abnäher rechts und links. Der Stoff: je dicker, umso reißfester, außerdem scheint die Bettdecke garantiert nicht durch. Dafür ist er aber auch umso schwerer, in Wäschesäcken summiert sich das schnell spürbar. Mit leichtem Polyesteranteil kommt die Wäsche noch glatter aus der Reinigung, und die Zimmerfrau sagt, es „flutscht nur so“ beim Überziehen.

Das Blöde: Praktikabilitätserwägungen sind oft konkreter als Geschmacks- oder Komfortfragen. Sie gewinnen daher leicht die Oberhand. Ich schaue inzwischen oft auf die Art, wie in Italien oder Frankreich Hotelbetten gemacht werden. Zwei Laken fest unter die Matratze gesteckt, die Wolldecke drüber, fertig. Am Morgen hat sich Arrangement meist schon von selbst abgezogen. Eigentlich super praktisch, oder? Mal sehen, was die Zimmerfrau sagt.

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