Verteilungskämpfe im Fußball: Das ist mal interessant
Überzeugt von ihrer immensen Wichtigkeit, wollen die großen Zweitligavereine wie Schalke 04 oder Hamburger SV mehr abhaben vom TV-Rechtekuchen.
N olens volens geht es wieder einmal ums Geld und wie es künftig verteilt werden soll. Aus Medienrechten erlöst die Deutsche Fußball-Liga 1,1 Milliarden Euro pro Jahr. Im neuen Bilanzzeitraum stehen sogar 1,121 Milliarden zur Verfügung, also ein paar Milliönchen mehr.
Die DFL hat sich in der Vergangenheit einen recht komplizierten Verteilungsschlüssel gefräst: Unter dem Schlagwort „Gleichverteilung“ erhalten jeweils alle Vereine in der ersten und zweiten Bundesliga gleiche Summen. In der sogenannten Rechteperiode bekommen alle Erstklässler im Schnitt 460 Millionen Euro und alle Zweitligisten im Schnitt 128 Millionen; das entspricht in etwa 50 Prozent der Erlöse.
42,5 Prozent der Penunzen wird nach der „Leistung“ verteilt, 3,5 Prozent in der Rubrik „Nachwuchs“ und 2,5 Prozent nach „Interesse“. Um dieses Interesse geht es nun. Es wird, wie es heißt, „unter der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren mittels einer repräsentativen Stichprobe auf Basis von rund 23.000 befragten Personen abgefragt“; das Allensbach-Institut hat das übernommen. Die Verteilung erfolgt anhand des Gesamtinteresses am jeweiligen Klub.
An der Schraube drehen
Etymologisch ist das „Interesse“ nah am Nutzen, Zinsertrag und Vorteil gebaut, weswegen es nicht verwundert, dass es vor allem die großen Zweitligavereine Schalke 04 oder HSV sind, die an der Verteilungsschraube drehen wollen. Sie sind der Meinung, ihnen stehe mehr Geld zu, weil sie von größerem Interesse sind, sprich die fettere Fanbase haben und überhaupt.
Mitte Januar tagt die DFL nun zur Causa und wird bestimmt auch darüber diskutieren, wie gut man denn ein Interesse objektivieren, also konkret untersuchen kann. Nimmt man die Zahl der Mitglieder her oder die „Tradition“ oder statistische Erkenntnisse zur Bekanntheit von Vereinen in Deutschland? Die Trennschärfe ist da nicht besonders hoch. Hochgerechnet kennen 50 bis 60 Millionen Deutsche die aktuellen Bundesligavereine.
Hilmar Kopper, der ehemalige Vorstandschef der Deutschen Bank, hätte sich belustigt gezeigt vom Geschachere der Fußballfritzen. Offene Handwerkerrechnungen in der Größenordnung von 50 Millionen Mark hatte er einst als „Peanuts“ bezeichnet. Beträge im fünfstelligen Bereich, um die es jetzt wohl gehen soll, hätte er keines Blickes gewürdigt. Und vielleicht geht es auch gar nicht so sehr um Heller und Pfennig, sondern um ein akutes Aufmerksamkeitsdefizit von Absteigern.
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